Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite

Die schlimmsten sind folgende: S. 340 "Nils von Rosenstein, Gustavs III.
Lehrer", wo es heißen muß "Gustafs IV. Adolph"; S. 371 "an der Universität
zu Helsingborg" statt "Helsingfors". Der Name Thormod ist wiederholt fälschlich
Thormodd gedruckt, einmal sogar, S. 40, Thormoda. Die große Menge der
übrigen möge bei einer zweiten Auflage, die wir dem Buche von Herzen wünschen,
ein sorgfältiger Corrector entfernen.




Musikalische Schattenbilder.
2. Unsere Konservatorien.

Fachschulen sind eine moderne Institution. Ohne unseren politischen Stand¬
punkt zum maßgebenden für unsere Stellung zur Schulfrage zu machen, müssen
wir es doch für ersprießlich halten, daß jeder, der sich für einen bestimmten
Lebensberuf entschieden hat, die für denselben nothwendigen Specialkenntnisse
sich möglichst früh anzueignen sucht, selbstverständlich, ohne daß darüber seine
allgemeine Bildung vernachlässigt wird. Von diesem Gesichtspunkte aus billigen
wir nicht allein die Realschulen, die technischen Specialschulen und Polytechniker,
sondern auch die Musikschulen. Es ist gewiß für den künftigen Ingenieur eine
irrationelle Zeiteintheilung, wenn er täglich drei Stunden Griechisch und Latein
treibt und nur wöchentlich vier Stunden Mathematik (die häuslichen Aufgaben
stehen dazu in entsprechender Proportion); das gleiche gilt aber von dem künftigen
Musiker, nur in noch höherem Grade, da er bei der gewöhnlichen Mangelhaf-
tigkeit des Musikunterrichts an den Schulen so gut wie ganz auf Privatunter¬
richt angewiesen ist, welcher noch dazu von Seiten der Schule als zeitraubend
und zerstreuend verdammt wird. Specielle Musikschulen sind sicher ein Bedürf¬
niß, zumal da gerade auf dem Gebiete der Musik eine frühe fachmännische
Ausbildung oft die schönsten Erfolge erzielt, eine späte leicht zu spät kommt.
Unsere großen Meister: Bach, Händel, Haydn, Mozart, Beethoven waren
sämmtlich als Knaben schon wacker geschulte Musiker; hätte ein Gymnasium
über ihre Zeit so disponirt wie es heute allgemein geschieht, so würden sie
schwerlich Zeit für ihre Allotria gefunden haben. Heute lassen entweder die
Elterir ihre Kinder frühzeitig zu Musikern ausbilden und nehmen sie deshalb
jung von der Schule ganz weg -- die Folgen davon werden wir gleich kennen
lernen; oder sie zwingen sie, die Schule durchzumachen und ihre Lust zur Musik
vorläufig zu zügeln, d. h. mit der Fachausbildung bis nach absolvirter Schule


Die schlimmsten sind folgende: S. 340 „Nils von Rosenstein, Gustavs III.
Lehrer", wo es heißen muß „Gustafs IV. Adolph"; S. 371 „an der Universität
zu Helsingborg" statt „Helsingfors". Der Name Thormod ist wiederholt fälschlich
Thormodd gedruckt, einmal sogar, S. 40, Thormoda. Die große Menge der
übrigen möge bei einer zweiten Auflage, die wir dem Buche von Herzen wünschen,
ein sorgfältiger Corrector entfernen.




Musikalische Schattenbilder.
2. Unsere Konservatorien.

Fachschulen sind eine moderne Institution. Ohne unseren politischen Stand¬
punkt zum maßgebenden für unsere Stellung zur Schulfrage zu machen, müssen
wir es doch für ersprießlich halten, daß jeder, der sich für einen bestimmten
Lebensberuf entschieden hat, die für denselben nothwendigen Specialkenntnisse
sich möglichst früh anzueignen sucht, selbstverständlich, ohne daß darüber seine
allgemeine Bildung vernachlässigt wird. Von diesem Gesichtspunkte aus billigen
wir nicht allein die Realschulen, die technischen Specialschulen und Polytechniker,
sondern auch die Musikschulen. Es ist gewiß für den künftigen Ingenieur eine
irrationelle Zeiteintheilung, wenn er täglich drei Stunden Griechisch und Latein
treibt und nur wöchentlich vier Stunden Mathematik (die häuslichen Aufgaben
stehen dazu in entsprechender Proportion); das gleiche gilt aber von dem künftigen
Musiker, nur in noch höherem Grade, da er bei der gewöhnlichen Mangelhaf-
tigkeit des Musikunterrichts an den Schulen so gut wie ganz auf Privatunter¬
richt angewiesen ist, welcher noch dazu von Seiten der Schule als zeitraubend
und zerstreuend verdammt wird. Specielle Musikschulen sind sicher ein Bedürf¬
niß, zumal da gerade auf dem Gebiete der Musik eine frühe fachmännische
Ausbildung oft die schönsten Erfolge erzielt, eine späte leicht zu spät kommt.
Unsere großen Meister: Bach, Händel, Haydn, Mozart, Beethoven waren
sämmtlich als Knaben schon wacker geschulte Musiker; hätte ein Gymnasium
über ihre Zeit so disponirt wie es heute allgemein geschieht, so würden sie
schwerlich Zeit für ihre Allotria gefunden haben. Heute lassen entweder die
Elterir ihre Kinder frühzeitig zu Musikern ausbilden und nehmen sie deshalb
jung von der Schule ganz weg — die Folgen davon werden wir gleich kennen
lernen; oder sie zwingen sie, die Schule durchzumachen und ihre Lust zur Musik
vorläufig zu zügeln, d. h. mit der Fachausbildung bis nach absolvirter Schule


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0212" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/146717"/>
          <p xml:id="ID_635" prev="#ID_634"> Die schlimmsten sind folgende: S. 340 &#x201E;Nils von Rosenstein, Gustavs III.<lb/>
Lehrer", wo es heißen muß &#x201E;Gustafs IV. Adolph"; S. 371 &#x201E;an der Universität<lb/>
zu Helsingborg" statt &#x201E;Helsingfors". Der Name Thormod ist wiederholt fälschlich<lb/>
Thormodd gedruckt, einmal sogar, S. 40, Thormoda. Die große Menge der<lb/>
übrigen möge bei einer zweiten Auflage, die wir dem Buche von Herzen wünschen,<lb/>
ein sorgfältiger Corrector entfernen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Musikalische Schattenbilder.<lb/>
2. Unsere Konservatorien. </head><lb/>
          <p xml:id="ID_636" next="#ID_637"> Fachschulen sind eine moderne Institution. Ohne unseren politischen Stand¬<lb/>
punkt zum maßgebenden für unsere Stellung zur Schulfrage zu machen, müssen<lb/>
wir es doch für ersprießlich halten, daß jeder, der sich für einen bestimmten<lb/>
Lebensberuf entschieden hat, die für denselben nothwendigen Specialkenntnisse<lb/>
sich möglichst früh anzueignen sucht, selbstverständlich, ohne daß darüber seine<lb/>
allgemeine Bildung vernachlässigt wird. Von diesem Gesichtspunkte aus billigen<lb/>
wir nicht allein die Realschulen, die technischen Specialschulen und Polytechniker,<lb/>
sondern auch die Musikschulen. Es ist gewiß für den künftigen Ingenieur eine<lb/>
irrationelle Zeiteintheilung, wenn er täglich drei Stunden Griechisch und Latein<lb/>
treibt und nur wöchentlich vier Stunden Mathematik (die häuslichen Aufgaben<lb/>
stehen dazu in entsprechender Proportion); das gleiche gilt aber von dem künftigen<lb/>
Musiker, nur in noch höherem Grade, da er bei der gewöhnlichen Mangelhaf-<lb/>
tigkeit des Musikunterrichts an den Schulen so gut wie ganz auf Privatunter¬<lb/>
richt angewiesen ist, welcher noch dazu von Seiten der Schule als zeitraubend<lb/>
und zerstreuend verdammt wird. Specielle Musikschulen sind sicher ein Bedürf¬<lb/>
niß, zumal da gerade auf dem Gebiete der Musik eine frühe fachmännische<lb/>
Ausbildung oft die schönsten Erfolge erzielt, eine späte leicht zu spät kommt.<lb/>
Unsere großen Meister: Bach, Händel, Haydn, Mozart, Beethoven waren<lb/>
sämmtlich als Knaben schon wacker geschulte Musiker; hätte ein Gymnasium<lb/>
über ihre Zeit so disponirt wie es heute allgemein geschieht, so würden sie<lb/>
schwerlich Zeit für ihre Allotria gefunden haben. Heute lassen entweder die<lb/>
Elterir ihre Kinder frühzeitig zu Musikern ausbilden und nehmen sie deshalb<lb/>
jung von der Schule ganz weg &#x2014; die Folgen davon werden wir gleich kennen<lb/>
lernen; oder sie zwingen sie, die Schule durchzumachen und ihre Lust zur Musik<lb/>
vorläufig zu zügeln, d. h. mit der Fachausbildung bis nach absolvirter Schule</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0212] Die schlimmsten sind folgende: S. 340 „Nils von Rosenstein, Gustavs III. Lehrer", wo es heißen muß „Gustafs IV. Adolph"; S. 371 „an der Universität zu Helsingborg" statt „Helsingfors". Der Name Thormod ist wiederholt fälschlich Thormodd gedruckt, einmal sogar, S. 40, Thormoda. Die große Menge der übrigen möge bei einer zweiten Auflage, die wir dem Buche von Herzen wünschen, ein sorgfältiger Corrector entfernen. Musikalische Schattenbilder. 2. Unsere Konservatorien. Fachschulen sind eine moderne Institution. Ohne unseren politischen Stand¬ punkt zum maßgebenden für unsere Stellung zur Schulfrage zu machen, müssen wir es doch für ersprießlich halten, daß jeder, der sich für einen bestimmten Lebensberuf entschieden hat, die für denselben nothwendigen Specialkenntnisse sich möglichst früh anzueignen sucht, selbstverständlich, ohne daß darüber seine allgemeine Bildung vernachlässigt wird. Von diesem Gesichtspunkte aus billigen wir nicht allein die Realschulen, die technischen Specialschulen und Polytechniker, sondern auch die Musikschulen. Es ist gewiß für den künftigen Ingenieur eine irrationelle Zeiteintheilung, wenn er täglich drei Stunden Griechisch und Latein treibt und nur wöchentlich vier Stunden Mathematik (die häuslichen Aufgaben stehen dazu in entsprechender Proportion); das gleiche gilt aber von dem künftigen Musiker, nur in noch höherem Grade, da er bei der gewöhnlichen Mangelhaf- tigkeit des Musikunterrichts an den Schulen so gut wie ganz auf Privatunter¬ richt angewiesen ist, welcher noch dazu von Seiten der Schule als zeitraubend und zerstreuend verdammt wird. Specielle Musikschulen sind sicher ein Bedürf¬ niß, zumal da gerade auf dem Gebiete der Musik eine frühe fachmännische Ausbildung oft die schönsten Erfolge erzielt, eine späte leicht zu spät kommt. Unsere großen Meister: Bach, Händel, Haydn, Mozart, Beethoven waren sämmtlich als Knaben schon wacker geschulte Musiker; hätte ein Gymnasium über ihre Zeit so disponirt wie es heute allgemein geschieht, so würden sie schwerlich Zeit für ihre Allotria gefunden haben. Heute lassen entweder die Elterir ihre Kinder frühzeitig zu Musikern ausbilden und nehmen sie deshalb jung von der Schule ganz weg — die Folgen davon werden wir gleich kennen lernen; oder sie zwingen sie, die Schule durchzumachen und ihre Lust zur Musik vorläufig zu zügeln, d. h. mit der Fachausbildung bis nach absolvirter Schule

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679/212
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679/212>, abgerufen am 22.07.2024.