Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.Deutsch-Altenburg, das in der Tiefe unmittelbar an der Donau liegt; selbst Ein längliches Viereck, die Schmalseite dem Strome zugekehrt, 160 Wiener Doch wie ein festes Standlager stets nach jeder Richtung hin selbständig Deutsch-Altenburg, das in der Tiefe unmittelbar an der Donau liegt; selbst Ein längliches Viereck, die Schmalseite dem Strome zugekehrt, 160 Wiener Doch wie ein festes Standlager stets nach jeder Richtung hin selbständig <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0017" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/146522"/> <p xml:id="ID_37" prev="#ID_36"> Deutsch-Altenburg, das in der Tiefe unmittelbar an der Donau liegt; selbst<lb/> wieder oben ein breites Plateau, stürzt sie jäh nach dem Strome hinab, der,<lb/> da er überhaupt nach rechts drängt, schon große Massen des Erdreichs hinweg¬<lb/> gerissen hat. Auf der Hohe läuft jetzt fast unmittelbar an: Steilrande des<lb/> Ufers die Straße hin, im Wesentlichen identisch mit der alten Nvmerstraße.<lb/> An derselben, fast genau in der Mitte zwischen Petronell und Deutsch-Alten¬<lb/> burg, erstreckt sich die etwas erhöhte Fläche des „Burgfeldes", die Stätte des<lb/> römischen Standlagers, mit zahllosen oft nur leicht mit Erde bedeckten Waffen¬<lb/> stücken, Werkzeugen, Gefäßtrümmern und Münzen übersät. Ausgrabungen, welche<lb/> früher nur gelegentlich, systematisch erst seit 1877 betrieben wurden, lassen wenig¬<lb/> stens ein allgemeines Bild der ganzen Anlage gewinnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_38"> Ein längliches Viereck, die Schmalseite dem Strome zugekehrt, 160 Wiener<lb/> Klafter (zu 6 Fuß 5 0,316 Meter) breit, 200 Klafter lang, ursprünglich jedoch<lb/> länger, weil ein guter Theil des Erdreichs in die Donau gerollt ist, wurde von<lb/> mächtigen Mauern und tiefen Gräben umschlossen. Starke Thorbauten schützten<lb/> die xorw äsoumarm an der südlichen Schmalseite, ähnliche die Eingänge von<lb/> Westen und Osten. Quer hindurch lief, im Wesentlichen identisch mit der jetzigen<lb/> Straße, die via xrineixalis von Norden nach Süden, von der xorta, xr^wri»<lb/> nach der xorw äsourakiig. die via xrastori^. An der ersteren Lagerstraße erhob<lb/> sich, analog anderen Anlagen derart, das xr^storwin, das Hauptquartier, nicht<lb/> mehr wie früher ein Zelt, sondern ein weitläufiger, künstlerisch ausgestatteter<lb/> Palast, wie Säulenkapitäle, Stücke von Gesimsen und Sockeln ebensowohl schließen<lb/> lassen, als die Beispiele solcher Bauten in Lcunbäsa und in Nieder-Biber bei<lb/> Neuwied. Wie im letzteren Lager und in Laureacum erhob sich auch hier, von<lb/> den Wällen der Festung umschlossen, ein Warmbad. Die Casernements für<lb/> die Truppen lassen sich gegenwärtig noch nicht sicher nachweisen, doch mögen<lb/> sie wie die in dem Castell zu Bonn aus langen Reihen kleiner Zellen für die<lb/> einzelnen Soldaten bestanden haben, abgesehen natürlich von den Quartieren<lb/> der Offiziere. Die an sich feste Position des Standlagers wurde noch verstärkt<lb/> durch ein vorgeschobenes Werk, welches den Gipfel der Höhe nordöstlich von<lb/> Deutsch-Altenburg krönte. Um endlich der Festung zugleich den Charakter eines<lb/> großen Ausfallthores nach dem Marchfelde zu wahren, wurde schon in der<lb/> ersten Zeit von der 15. Legion jenseits des vielgetheilten mächtigen Stromes<lb/> an der Stelle, wo er auf eine kurze Strecke in ein Bett zusammenrinnt, bei<lb/> Stopfenreut im Marchfelde ein Brückenkopf erbaut, von dem das sogenannte<lb/> ..ode Schloß" noch Reste enthält: einen starken Thurm auf quadratischem Grund¬<lb/> riß mit einer Flcmkenmaner.</p><lb/> <p xml:id="ID_39" next="#ID_40"> Doch wie ein festes Standlager stets nach jeder Richtung hin selbständig<lb/> sein und Alles, was für die Besatzung nöthig war, umschließen sollte, so hat</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0017]
Deutsch-Altenburg, das in der Tiefe unmittelbar an der Donau liegt; selbst
wieder oben ein breites Plateau, stürzt sie jäh nach dem Strome hinab, der,
da er überhaupt nach rechts drängt, schon große Massen des Erdreichs hinweg¬
gerissen hat. Auf der Hohe läuft jetzt fast unmittelbar an: Steilrande des
Ufers die Straße hin, im Wesentlichen identisch mit der alten Nvmerstraße.
An derselben, fast genau in der Mitte zwischen Petronell und Deutsch-Alten¬
burg, erstreckt sich die etwas erhöhte Fläche des „Burgfeldes", die Stätte des
römischen Standlagers, mit zahllosen oft nur leicht mit Erde bedeckten Waffen¬
stücken, Werkzeugen, Gefäßtrümmern und Münzen übersät. Ausgrabungen, welche
früher nur gelegentlich, systematisch erst seit 1877 betrieben wurden, lassen wenig¬
stens ein allgemeines Bild der ganzen Anlage gewinnen.
Ein längliches Viereck, die Schmalseite dem Strome zugekehrt, 160 Wiener
Klafter (zu 6 Fuß 5 0,316 Meter) breit, 200 Klafter lang, ursprünglich jedoch
länger, weil ein guter Theil des Erdreichs in die Donau gerollt ist, wurde von
mächtigen Mauern und tiefen Gräben umschlossen. Starke Thorbauten schützten
die xorw äsoumarm an der südlichen Schmalseite, ähnliche die Eingänge von
Westen und Osten. Quer hindurch lief, im Wesentlichen identisch mit der jetzigen
Straße, die via xrineixalis von Norden nach Süden, von der xorta, xr^wri»
nach der xorw äsourakiig. die via xrastori^. An der ersteren Lagerstraße erhob
sich, analog anderen Anlagen derart, das xr^storwin, das Hauptquartier, nicht
mehr wie früher ein Zelt, sondern ein weitläufiger, künstlerisch ausgestatteter
Palast, wie Säulenkapitäle, Stücke von Gesimsen und Sockeln ebensowohl schließen
lassen, als die Beispiele solcher Bauten in Lcunbäsa und in Nieder-Biber bei
Neuwied. Wie im letzteren Lager und in Laureacum erhob sich auch hier, von
den Wällen der Festung umschlossen, ein Warmbad. Die Casernements für
die Truppen lassen sich gegenwärtig noch nicht sicher nachweisen, doch mögen
sie wie die in dem Castell zu Bonn aus langen Reihen kleiner Zellen für die
einzelnen Soldaten bestanden haben, abgesehen natürlich von den Quartieren
der Offiziere. Die an sich feste Position des Standlagers wurde noch verstärkt
durch ein vorgeschobenes Werk, welches den Gipfel der Höhe nordöstlich von
Deutsch-Altenburg krönte. Um endlich der Festung zugleich den Charakter eines
großen Ausfallthores nach dem Marchfelde zu wahren, wurde schon in der
ersten Zeit von der 15. Legion jenseits des vielgetheilten mächtigen Stromes
an der Stelle, wo er auf eine kurze Strecke in ein Bett zusammenrinnt, bei
Stopfenreut im Marchfelde ein Brückenkopf erbaut, von dem das sogenannte
..ode Schloß" noch Reste enthält: einen starken Thurm auf quadratischem Grund¬
riß mit einer Flcmkenmaner.
Doch wie ein festes Standlager stets nach jeder Richtung hin selbständig
sein und Alles, was für die Besatzung nöthig war, umschließen sollte, so hat
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