Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal.Wahl zeigen, ob persönliche Sympathien mächtiger seien als große nationale Es kann indeß noch immer geschehen, daß das in diesem Jahre von den So standen die Dinge im Herbste dieses Jahres. Die ganze Staatsver¬ Grenzbvwi IV. 1879. 61
Wahl zeigen, ob persönliche Sympathien mächtiger seien als große nationale Es kann indeß noch immer geschehen, daß das in diesem Jahre von den So standen die Dinge im Herbste dieses Jahres. Die ganze Staatsver¬ Grenzbvwi IV. 1879. 61
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0469" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/143524"/> <p xml:id="ID_1361" prev="#ID_1360"> Wahl zeigen, ob persönliche Sympathien mächtiger seien als große nationale<lb/> Fragen. Wenn die Antwort gegen jene und für diese ausfiel, dann erschien<lb/> auch das Resultat der Wahlen in Ohio für das nächste Jahr unter einem<lb/> guten republikanischen Präsidentschaftskandidaten ziemlich sicher, und damit war<lb/> eine große Gefahr abgewendet; denn ein diesmaliger Sieg der Demokraten in<lb/> Ohio hätte bei der großen Bedeutung des Staates als Centralstaat und bei<lb/> der großen Zahl feiner Präfidentenwähler die republikanische Partei in dem<lb/> nächstjährigen Präsidentenwahllampfe in eine ganz verzweifelte Lage gebracht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1362"> Es kann indeß noch immer geschehen, daß das in diesem Jahre von den<lb/> Republikanern erzielte günstige Resultat wieder cinfs Spiel gesetzt wird, und<lb/> zwar dadurch, daß sich die im Jahre 1880 zusammentretende Nationalkonventiou<lb/> der Republikaner bei der Ernennung des Präsidentschaftskandidaten durch die<lb/> Intriguen der Grant-Anhänger bestimmen läßt, dem amerikanischen Volke einen<lb/> dritten Amtstermin des Herrn Great, d. h. des Mannes aufznzwängen, der<lb/> gerade die größte Schuld daran trägt, daß der sonst für die republikanische<lb/> Partei so sichere Staat Ohio unsicher geworden ist. Noch im Jahre 1872<lb/> gab Ohio eine Mehrheit von 37 502 Stimmen für Grant, aber schon zwei<lb/> Jahre später war diese Mehrheit geschwunden. Eine demokratische Legislatur<lb/> schickte einen Demokraten in den Bnndessenat. Im Jahre 1875 blieb dein<lb/> republikanischen Gonverneuramts-Kandidaten nur noch eine Mehrheit von 2951<lb/> Stimmen. Im wichtigen Jahre 1870 erhielt Hayes, der eigene Sohn des<lb/> Staates, als Präsidentschaftskandidat nur eine absolute Mehrheit von 2 747<lb/> Stimmen, obschon er als Gouverneur sich des allgemeinsten Vertrauens zu er¬<lb/> freuen hatte. So hatte der korrupte Grantismus die Reihen der republikanischen<lb/> Partei gelichtet. Im Jahre 1877 endlich brauste ein solcher demokratischer<lb/> Sturm über Ohio dahin, daß auch der letzte Republikaner als Vertreter dieses<lb/> Staates aus dem Bnndessenate scheiden mußte, um einem Demokraten Platz<lb/> zu machen, während auch die Vertretung von Ohio im Repräsentantenhause<lb/> des Kongresses der Mehrzahl nach aus Demokraten bestand.</p><lb/> <p xml:id="ID_1363" next="#ID_1364"> So standen die Dinge im Herbste dieses Jahres. Die ganze Staatsver¬<lb/> waltung richte in demokratischen Händen, und die Vertreter in der Bundes¬<lb/> legislatur gehörten der Mehrzahl nach der demokratischen Partei an. Da kam<lb/> die Staatswahl vom 14. Oktober d. I. und gab der ganzen Sachlage ein<lb/> anderes Aussehen. Mit einer Mehrheit von 15—20000 Stimmen siegten die<lb/> Republikaner über die Demokraten und erwählten nicht nur den Gouverneur<lb/> und den Vicegouverneur, sondern errangen anch die Mehrheit in der Gesetzge¬<lb/> bung des Staates. Die Republikaner haben nämlich im Repräsentantenhause<lb/> von Ohio 69, die Demokraten nur 45 Mitglieder; im Senate aber befinden<lb/> sich neben 22 Republikanern 15 Demokraten. Bei der gemeinsamen Sitzung</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzbvwi IV. 1879. 61</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0469]
Wahl zeigen, ob persönliche Sympathien mächtiger seien als große nationale
Fragen. Wenn die Antwort gegen jene und für diese ausfiel, dann erschien
auch das Resultat der Wahlen in Ohio für das nächste Jahr unter einem
guten republikanischen Präsidentschaftskandidaten ziemlich sicher, und damit war
eine große Gefahr abgewendet; denn ein diesmaliger Sieg der Demokraten in
Ohio hätte bei der großen Bedeutung des Staates als Centralstaat und bei
der großen Zahl feiner Präfidentenwähler die republikanische Partei in dem
nächstjährigen Präsidentenwahllampfe in eine ganz verzweifelte Lage gebracht.
Es kann indeß noch immer geschehen, daß das in diesem Jahre von den
Republikanern erzielte günstige Resultat wieder cinfs Spiel gesetzt wird, und
zwar dadurch, daß sich die im Jahre 1880 zusammentretende Nationalkonventiou
der Republikaner bei der Ernennung des Präsidentschaftskandidaten durch die
Intriguen der Grant-Anhänger bestimmen läßt, dem amerikanischen Volke einen
dritten Amtstermin des Herrn Great, d. h. des Mannes aufznzwängen, der
gerade die größte Schuld daran trägt, daß der sonst für die republikanische
Partei so sichere Staat Ohio unsicher geworden ist. Noch im Jahre 1872
gab Ohio eine Mehrheit von 37 502 Stimmen für Grant, aber schon zwei
Jahre später war diese Mehrheit geschwunden. Eine demokratische Legislatur
schickte einen Demokraten in den Bnndessenat. Im Jahre 1875 blieb dein
republikanischen Gonverneuramts-Kandidaten nur noch eine Mehrheit von 2951
Stimmen. Im wichtigen Jahre 1870 erhielt Hayes, der eigene Sohn des
Staates, als Präsidentschaftskandidat nur eine absolute Mehrheit von 2 747
Stimmen, obschon er als Gouverneur sich des allgemeinsten Vertrauens zu er¬
freuen hatte. So hatte der korrupte Grantismus die Reihen der republikanischen
Partei gelichtet. Im Jahre 1877 endlich brauste ein solcher demokratischer
Sturm über Ohio dahin, daß auch der letzte Republikaner als Vertreter dieses
Staates aus dem Bnndessenate scheiden mußte, um einem Demokraten Platz
zu machen, während auch die Vertretung von Ohio im Repräsentantenhause
des Kongresses der Mehrzahl nach aus Demokraten bestand.
So standen die Dinge im Herbste dieses Jahres. Die ganze Staatsver¬
waltung richte in demokratischen Händen, und die Vertreter in der Bundes¬
legislatur gehörten der Mehrzahl nach der demokratischen Partei an. Da kam
die Staatswahl vom 14. Oktober d. I. und gab der ganzen Sachlage ein
anderes Aussehen. Mit einer Mehrheit von 15—20000 Stimmen siegten die
Republikaner über die Demokraten und erwählten nicht nur den Gouverneur
und den Vicegouverneur, sondern errangen anch die Mehrheit in der Gesetzge¬
bung des Staates. Die Republikaner haben nämlich im Repräsentantenhause
von Ohio 69, die Demokraten nur 45 Mitglieder; im Senate aber befinden
sich neben 22 Republikanern 15 Demokraten. Bei der gemeinsamen Sitzung
Grenzbvwi IV. 1879. 61
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