Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal.Ruhm", welches merkwürdigerweise frei ist von jener Verbrämung mit Fremd¬
Eine Anzahl von denen, die in den vierziger Jahren in Leipzig von dem Beglückt ist Der, der keines Müchtgen Sklav Drei andere, die ebenfalls in den vierziger Jahren in Leipzig zusammenge¬ So wie wir aus der Kinder Thaten Von den Hallensern wäre Johann Georg Jacobi zu nennen, dem wir gleich Ruhm", welches merkwürdigerweise frei ist von jener Verbrämung mit Fremd¬
Eine Anzahl von denen, die in den vierziger Jahren in Leipzig von dem Beglückt ist Der, der keines Müchtgen Sklav Drei andere, die ebenfalls in den vierziger Jahren in Leipzig zusammenge¬ So wie wir aus der Kinder Thaten Von den Hallensern wäre Johann Georg Jacobi zu nennen, dem wir gleich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0336" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/143391"/> <p xml:id="ID_1007" prev="#ID_1006"> Ruhm", welches merkwürdigerweise frei ist von jener Verbrämung mit Fremd¬<lb/> wörtern und mythologischen Namen, die der Student Goethe in seiner bekannten<lb/> „Ode auf den Kuchenbäcker Hendel" so ergötzlich verspottet hat:</p><lb/> <quote> <p xml:id="ID_1008"> Die ihr des Ruhms begehrt, schöpft aus der Weisheit Fülle</p> <p xml:id="ID_1009"> Den wahren Ruhm, verschertzt ihn nicht!<lb/> Bewundert Gott im Staub, und preist ihn in der Stille,<lb/> , Und bittet ihn um Muth zur Pflicht.<lb/> Zerstreut euch nie zu sehr, bemalt mitten im Getümmel</p> <p xml:id="ID_1010"> Der Welt, und der Geschäfte, Gott;<lb/> Denckt der Allgegenwart, bemalt an den nahen Himmel</p> <p xml:id="ID_1011"> Und seyd vertrauter mit dem Tod.<lb/> Liebt den der euch verfolgt, seyd ohne Falsch, beleidigt</p> <p xml:id="ID_1012"> Nie eures Nächsten Eigenthum,<lb/> Ehrt euer Baterland und wenn ihr es vertheidigt<lb/> —</p> <p xml:id="ID_1013"> Schont euer Blut nicht diß ist Ruhm.</p> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1014"> Eine Anzahl von denen, die in den vierziger Jahren in Leipzig von dem<lb/> Einflüsse Gottscheds sich losgemacht und sich um die „Bremer Beiträge" geschaart<lb/> hatten, fanden sich später als Docenten am Carolinum in Braunschweig wieder zu¬<lb/> sammen; Ecks Stammbuch hat drei von ihnen auszuweisen: Gärtner, Ebert und<lb/> Zachariae. G.ärtner greift zu einem Citat seines Freundes Giseke, Ebert citirt ein<lb/> paar Hagedornsche Zeilen; Zachariae, der „Professor der Dichtkunst", schwingt sich<lb/> zu folgenden eigenen (?) Versen auf — beiläufig fast den einzigen fünffüßigen<lb/> Jamben im ganzen Buche, neben den dominirenden Alexandrinern:</p><lb/> <quote> Beglückt ist Der, der keines Müchtgen Sklav<lb/> Sich selber lebt; dem bey Nordwestensturm<lb/> Kein Schiff zerscheitert am untreuen Fels;<lb/> Den Hoffnung nicht im Vorgemach ernährt,<lb/> Und der, wenn ringsum ihn der Thoren Schaar<lb/> Auf Ruhm erhitzt, nach Schattenehre hascht,<lb/> Verborgen liegt im Winkel seiner Welt.</quote><lb/> <p xml:id="ID_1015"> Drei andere, die ebenfalls in den vierziger Jahren in Leipzig zusammenge¬<lb/> standen, waren, als Eck mit seinem Stammbuche umherzog, nach verschiedenen Rich¬<lb/> tungen hin verstreut: Rabener lebte als Steuer-Rath in Dresden, Johann Adolf<lb/> Schlegel als Pastor an der Marktkirche in Hannover, Kästner als Professor der<lb/> Mathematik und Physik in Göttingen. Rabener hat ein sehr ungeeignetes<lb/> Stammbuchblatt geliefert. Er jammert über seine unerquickliche Amtsthätigkeit,<lb/> indem er die Worte citirt, in denen ein antiker Kollege von ihm, der jüngere<lb/> Plinius, als kaiserlicher aira^Ztor ÄMMÜ, ähnlichen Klagen Luft macht (Dxist. I, 10):<lb/> Lndnoro lidsllos, ccmtiLic) talM^s, scribo xlurimas, shal Mehre>,tissiiri8.s, litsrs.8<lb/> (Ich muß Aktenstücke unterschreiben, Rechnungen ausstellen und viele, höchst triviale<lb/> Briefe schreiben). Schlegel hat ein paar herzlich unbedeutende Zeilen eigener<lb/> Mache eingeschrieben, die wir dem Leser erlassen wollen; Kästner dagegen folgendes<lb/> hübsche Epigramm:</p><lb/> <quote> So wie wir aus der Kinder Thaten<lb/> Der reifern Jahre Trieb errathen<lb/> So prüft uns Gott in dieser Welt:<lb/> Hier läßt er uns noch Spiele wählen<lb/> Bis einstens den erwachsnen Seelen<lb/> Die Puppe selbst nicht mehr gefällt.</quote><lb/> <p xml:id="ID_1016" next="#ID_1017"> Von den Hallensern wäre Johann Georg Jacobi zu nennen, dem wir gleich<lb/> noch seinen Intimus, Gleim in Halberstadt, anreihen. Die erlauchten Häupter</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0336]
Ruhm", welches merkwürdigerweise frei ist von jener Verbrämung mit Fremd¬
wörtern und mythologischen Namen, die der Student Goethe in seiner bekannten
„Ode auf den Kuchenbäcker Hendel" so ergötzlich verspottet hat:
Die ihr des Ruhms begehrt, schöpft aus der Weisheit Fülle
Den wahren Ruhm, verschertzt ihn nicht!
Bewundert Gott im Staub, und preist ihn in der Stille,
, Und bittet ihn um Muth zur Pflicht.
Zerstreut euch nie zu sehr, bemalt mitten im Getümmel
Der Welt, und der Geschäfte, Gott;
Denckt der Allgegenwart, bemalt an den nahen Himmel
Und seyd vertrauter mit dem Tod.
Liebt den der euch verfolgt, seyd ohne Falsch, beleidigt
Nie eures Nächsten Eigenthum,
Ehrt euer Baterland und wenn ihr es vertheidigt
—
Schont euer Blut nicht diß ist Ruhm.
Eine Anzahl von denen, die in den vierziger Jahren in Leipzig von dem
Einflüsse Gottscheds sich losgemacht und sich um die „Bremer Beiträge" geschaart
hatten, fanden sich später als Docenten am Carolinum in Braunschweig wieder zu¬
sammen; Ecks Stammbuch hat drei von ihnen auszuweisen: Gärtner, Ebert und
Zachariae. G.ärtner greift zu einem Citat seines Freundes Giseke, Ebert citirt ein
paar Hagedornsche Zeilen; Zachariae, der „Professor der Dichtkunst", schwingt sich
zu folgenden eigenen (?) Versen auf — beiläufig fast den einzigen fünffüßigen
Jamben im ganzen Buche, neben den dominirenden Alexandrinern:
Beglückt ist Der, der keines Müchtgen Sklav
Sich selber lebt; dem bey Nordwestensturm
Kein Schiff zerscheitert am untreuen Fels;
Den Hoffnung nicht im Vorgemach ernährt,
Und der, wenn ringsum ihn der Thoren Schaar
Auf Ruhm erhitzt, nach Schattenehre hascht,
Verborgen liegt im Winkel seiner Welt.
Drei andere, die ebenfalls in den vierziger Jahren in Leipzig zusammenge¬
standen, waren, als Eck mit seinem Stammbuche umherzog, nach verschiedenen Rich¬
tungen hin verstreut: Rabener lebte als Steuer-Rath in Dresden, Johann Adolf
Schlegel als Pastor an der Marktkirche in Hannover, Kästner als Professor der
Mathematik und Physik in Göttingen. Rabener hat ein sehr ungeeignetes
Stammbuchblatt geliefert. Er jammert über seine unerquickliche Amtsthätigkeit,
indem er die Worte citirt, in denen ein antiker Kollege von ihm, der jüngere
Plinius, als kaiserlicher aira^Ztor ÄMMÜ, ähnlichen Klagen Luft macht (Dxist. I, 10):
Lndnoro lidsllos, ccmtiLic) talM^s, scribo xlurimas, shal Mehre>,tissiiri8.s, litsrs.8
(Ich muß Aktenstücke unterschreiben, Rechnungen ausstellen und viele, höchst triviale
Briefe schreiben). Schlegel hat ein paar herzlich unbedeutende Zeilen eigener
Mache eingeschrieben, die wir dem Leser erlassen wollen; Kästner dagegen folgendes
hübsche Epigramm:
So wie wir aus der Kinder Thaten
Der reifern Jahre Trieb errathen
So prüft uns Gott in dieser Welt:
Hier läßt er uns noch Spiele wählen
Bis einstens den erwachsnen Seelen
Die Puppe selbst nicht mehr gefällt.
Von den Hallensern wäre Johann Georg Jacobi zu nennen, dem wir gleich
noch seinen Intimus, Gleim in Halberstadt, anreihen. Die erlauchten Häupter
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |