Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.die zivilisatorischer Bestrebungen der karolingischen Weltmonarchie, was Zahl Die Herausgeber des vorliegenden Heftes, ein technisch gebildeter Fachmann Wir hüben im Königreiche Sachsen können nicht ohne stillen Neid auf die zivilisatorischer Bestrebungen der karolingischen Weltmonarchie, was Zahl Die Herausgeber des vorliegenden Heftes, ein technisch gebildeter Fachmann Wir hüben im Königreiche Sachsen können nicht ohne stillen Neid auf <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0556" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/143053"/> <p xml:id="ID_1661" prev="#ID_1660"> die zivilisatorischer Bestrebungen der karolingischen Weltmonarchie, was Zahl<lb/> und Mannigfaltigkeit der Kunsterzeugnisse angeht, Thüringen und die altsäch¬<lb/> sischen Lande am Harz und an der Elbe nicht mehr durch jene Nachbargebiete<lb/> in den Hintergrund gedrängt werden. Während die kirchliche Architektur und<lb/> Skulptur in allen Entwickelungsstufen von den Vorläufern des frühromanischen<lb/> Stils bis zu den Ausläufern der Spätgothik in hervorragenden Monumenten<lb/> in der Provinz sich verfolgen lassen, ist die profane Kunst in der älteren Zeit<lb/> durch die viel gefeierten Burgen des mittleren und nördlichen Thüringens und<lb/> der Ausläufer des Harzes, in späterer durch reiche Renaissancebauten, in deren<lb/> Errichtung Behörden und Privaten mit einander wetteiferten, glänzend vertreten.<lb/> Was bisher geschehen war, diesen Reichthum an Bau- und Kunstdenkmälern<lb/> durch Wort und Bild zu fixiren, konnte in keiner Weise für genügend angesehen<lb/> werden. Puttrichs ehemals sehr verdienstvolles Werk, das, abgesehen von<lb/> einzelnen Monographien, hier in erster Linie in Frage kommt, ist in seinem<lb/> Texte doch zum guten Theile antiquirt, und die Abbildungen, bei deren Her¬<lb/> stellung seiner Zeit augenscheinlich mehr auf malerische Wirkung als auf stili¬<lb/> stische Treue hingearbeitet worden ist, haben der kunsthistorischen Forschung<lb/> namentlich für die Behandlung von Stilfragen von Anfang an nur lockere<lb/> Anhaltspunkte geboten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1662"> Die Herausgeber des vorliegenden Heftes, ein technisch gebildeter Fachmann<lb/> auf der einen, der allbekannte, treffliche Kunsthistoriker auf der andern Seite,<lb/> bürgen dafür, daß die neue Publikation in jeder Beziehung die Ansprüche be¬<lb/> friedigen wird, welche die Wissenschaft heutzutage zu stellen berechtigt ist. Die<lb/> zahlreichen im Text enthaltenen Abbildungen sind zwar, womit wir in Deutsch¬<lb/> land uns nun einmal begnügen müssen/ mit den bescheidensten Darstellungs¬<lb/> mitteln hergestellt — was entfalten französische Publikationen dieser Art stets<lb/> für einen Luxus!—, sind aber jedenfalls stilistisch zuverlässig. Der Text beginnt mit<lb/> einer kurzen geschichtlichen Einleitung; dann folgt die eigentliche Kunsttopvgraphie<lb/> des Kreises in alphabetischer Reihenfolge der Ortschaften und hierauf eine<lb/> kunststatistische Uebersicht, in welcher der Versuch gemacht wird, die sämmtlichen<lb/> beschriebenen Bauwerke und Denkmäler zu klassifiziren und ihnen ihre Stelle in<lb/> der Kunstgeschichte anzuweisen. Im Anhang sind noch einige Urkunden über<lb/> die Entstehung einzelner Denkmäler beigefügt. Die Verlagsbuchhandlung hat<lb/> sichs angelegen sein lassen, der Publikation ein bei aller Einfachheit solides und<lb/> geschmackvolles Gewand zu verleihen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1663" next="#ID_1664"> Wir hüben im Königreiche Sachsen können nicht ohne stillen Neid auf<lb/> diese vielversprechenden Anfänge des vorliegenden Werkes blicken. Die Aufgabe,<lb/> die hier für die preußische Provinz Sachsen offenbar in abschließender und<lb/> endgiltiger Weise gelöst werden wird, steht bei uns noch durchaus in den An¬<lb/> fängen,' denn ihre Ausführung ist noch der Privatwohlthätigkeit der lokalen Ge-<lb/> schichts- und Alterthumsvereine überlassen. Was aber auf diesem Wege erreicht<lb/> wird, geht aus dem Vorworte unserer Publikation nur zu deutlich hervor. D:e<lb/> „Historische Commission" hatte zunächst mit der amtlichen Verkeilung von Frage¬<lb/> bogen einen Versuch gemacht. Das Ergebniß war — natürlich! — ein völlig<lb/> unbefriedigendes. Hierauf glaubte die Kommission sich an die lokalen Geschichts¬<lb/> vereine wenden und diesen die grundlegende Arbeit anheimgeben zu können.<lb/> Allein auch in diesen Kreisen schien, wie es im Vorworte heißt, /sich kaum Jemand<lb/> zu finden, der neben der unbedingt erforderlichen Sachkenntniß die Muße hatte<lb/> (und die Geldmittel! könnte man wohl noch hinzusetzen), größere Bezirke zu<lb/> bereisen, die vorhandenen Denkmäler in Augenschein zu nehmen und zu ver-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0556]
die zivilisatorischer Bestrebungen der karolingischen Weltmonarchie, was Zahl
und Mannigfaltigkeit der Kunsterzeugnisse angeht, Thüringen und die altsäch¬
sischen Lande am Harz und an der Elbe nicht mehr durch jene Nachbargebiete
in den Hintergrund gedrängt werden. Während die kirchliche Architektur und
Skulptur in allen Entwickelungsstufen von den Vorläufern des frühromanischen
Stils bis zu den Ausläufern der Spätgothik in hervorragenden Monumenten
in der Provinz sich verfolgen lassen, ist die profane Kunst in der älteren Zeit
durch die viel gefeierten Burgen des mittleren und nördlichen Thüringens und
der Ausläufer des Harzes, in späterer durch reiche Renaissancebauten, in deren
Errichtung Behörden und Privaten mit einander wetteiferten, glänzend vertreten.
Was bisher geschehen war, diesen Reichthum an Bau- und Kunstdenkmälern
durch Wort und Bild zu fixiren, konnte in keiner Weise für genügend angesehen
werden. Puttrichs ehemals sehr verdienstvolles Werk, das, abgesehen von
einzelnen Monographien, hier in erster Linie in Frage kommt, ist in seinem
Texte doch zum guten Theile antiquirt, und die Abbildungen, bei deren Her¬
stellung seiner Zeit augenscheinlich mehr auf malerische Wirkung als auf stili¬
stische Treue hingearbeitet worden ist, haben der kunsthistorischen Forschung
namentlich für die Behandlung von Stilfragen von Anfang an nur lockere
Anhaltspunkte geboten.
Die Herausgeber des vorliegenden Heftes, ein technisch gebildeter Fachmann
auf der einen, der allbekannte, treffliche Kunsthistoriker auf der andern Seite,
bürgen dafür, daß die neue Publikation in jeder Beziehung die Ansprüche be¬
friedigen wird, welche die Wissenschaft heutzutage zu stellen berechtigt ist. Die
zahlreichen im Text enthaltenen Abbildungen sind zwar, womit wir in Deutsch¬
land uns nun einmal begnügen müssen/ mit den bescheidensten Darstellungs¬
mitteln hergestellt — was entfalten französische Publikationen dieser Art stets
für einen Luxus!—, sind aber jedenfalls stilistisch zuverlässig. Der Text beginnt mit
einer kurzen geschichtlichen Einleitung; dann folgt die eigentliche Kunsttopvgraphie
des Kreises in alphabetischer Reihenfolge der Ortschaften und hierauf eine
kunststatistische Uebersicht, in welcher der Versuch gemacht wird, die sämmtlichen
beschriebenen Bauwerke und Denkmäler zu klassifiziren und ihnen ihre Stelle in
der Kunstgeschichte anzuweisen. Im Anhang sind noch einige Urkunden über
die Entstehung einzelner Denkmäler beigefügt. Die Verlagsbuchhandlung hat
sichs angelegen sein lassen, der Publikation ein bei aller Einfachheit solides und
geschmackvolles Gewand zu verleihen.
Wir hüben im Königreiche Sachsen können nicht ohne stillen Neid auf
diese vielversprechenden Anfänge des vorliegenden Werkes blicken. Die Aufgabe,
die hier für die preußische Provinz Sachsen offenbar in abschließender und
endgiltiger Weise gelöst werden wird, steht bei uns noch durchaus in den An¬
fängen,' denn ihre Ausführung ist noch der Privatwohlthätigkeit der lokalen Ge-
schichts- und Alterthumsvereine überlassen. Was aber auf diesem Wege erreicht
wird, geht aus dem Vorworte unserer Publikation nur zu deutlich hervor. D:e
„Historische Commission" hatte zunächst mit der amtlichen Verkeilung von Frage¬
bogen einen Versuch gemacht. Das Ergebniß war — natürlich! — ein völlig
unbefriedigendes. Hierauf glaubte die Kommission sich an die lokalen Geschichts¬
vereine wenden und diesen die grundlegende Arbeit anheimgeben zu können.
Allein auch in diesen Kreisen schien, wie es im Vorworte heißt, /sich kaum Jemand
zu finden, der neben der unbedingt erforderlichen Sachkenntniß die Muße hatte
(und die Geldmittel! könnte man wohl noch hinzusetzen), größere Bezirke zu
bereisen, die vorhandenen Denkmäler in Augenschein zu nehmen und zu ver-
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