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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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halber gewesen war. Beharrlichkeit aber, unverdrossenes neues Ansetzen, wo
es mißglückt war, hatte weiter geholfen, und lustig erhoben sich die dritten
und vierten Holzsaaten zwischen den älteren, eine ebenso gesunde und stattliche
Schonung verheißend, wie sie an mehr von der Natur begünstigten Stellen,
auf besserem Boden und in mehr geschützter Lage stand.

Der Wald ist heutzutage weit mehr Holzgarten als Wildstall. Aber auch
jn letzterer Beziehung ist die Herrschaft in dem Jahrzehnt von 1867 bis 1877
wesentlich verbessert worden. Früher waren die Rehe hier allmählich zu eiuer
Seltenheit, fast zur Sage geworden. Da stiftete der neue Besitzer der Varziner
Forsten in Gemeinschaft mit den Nachbarn ringsum Schonvereine, und so gibt
es dermalen in den Flußgebieten der Wipper und der Grabow sowie auf den
bewaldeten Hügeln in deren Nähe einen ziemlich befriedigenden Rehstand, wozu
gelegentlich ein Hirsch, namentlich aber starke Rudel von Schwarzwild kommen.
Die Reiher, die früher hier an den Teichen in Menge sich aufhielten und die
Fische dezimirten, sind großentheils ausgerottet oder, weil die Gegend ihnen
nicht mehr geheuer war, ausgewandert; dagegen ist es noch nicht gelungen,
den Verwüstungen, welche der Otter unter den Bewohnern der Waldweiher
anrichtet, den erwünschten Einhalt zu thun. Ein solcher Teich, der während
meiner Anwesenheit im Beisein des Fürsten gefischt wurde, ergab nur sehr
geringe Ausbeute.

Endlich hat der Kanzler vielfach auch dem von ihm erworbenen Feldbe¬
sitze seine Sorge zugewendet. Landstrecken, die bisher brach lagen, sind urbar
und leidlich ertragsfähig gemacht worden, saure Wiesen haben sich, Dank den
auf ihnen angelegten Entwäsferungsanstalten, in gute verwandelt, und auch an
Berieselung hat man es, wo sie nothwendig und ausführbar war, nirgends
fehlen lassen.

Trotzdem wird der Ertrag, den die Güter der Herrschaft liefern, soweit
er aus der Landwirthschaft fließt, verhältnißmäßig, d. h. im Vergleich mit der
Ausdehnung der ersteren, gering, und der Ueberschuß, der nach Abzug der unbe¬
dingt erforderlichen Auslagen bleibt, nicht sehr bedeutend sein. Das Gebiet
des Fürsten ist mit seinen Hügeln und Hügelketten, von denen eine die Höhe
von mehr als fünfhundert Fuß über dem Spiegel der Ostsee erreicht, mit seinen
Thälern und Senkungen, seinen Buchengehölzen und Waldwiesen und seinen
klaren Flüssen, unter denen die wasserreiche Wipper an einigen Stellen kleine
Seen von der Breite eines Büchsenschusses bildet, im Ganzen mehr malerisch
als ergiebig.

Es war wohl halb im Scherze gemeint, wenn der Kanzler auf der Höhe
bei Annenhof, wo die Landschaft sich vor unsern Blicken auf weite Strecken
nach allen Richtungen hin ausbreitete, die Aeußerung that: "Ja. wenn ich


halber gewesen war. Beharrlichkeit aber, unverdrossenes neues Ansetzen, wo
es mißglückt war, hatte weiter geholfen, und lustig erhoben sich die dritten
und vierten Holzsaaten zwischen den älteren, eine ebenso gesunde und stattliche
Schonung verheißend, wie sie an mehr von der Natur begünstigten Stellen,
auf besserem Boden und in mehr geschützter Lage stand.

Der Wald ist heutzutage weit mehr Holzgarten als Wildstall. Aber auch
jn letzterer Beziehung ist die Herrschaft in dem Jahrzehnt von 1867 bis 1877
wesentlich verbessert worden. Früher waren die Rehe hier allmählich zu eiuer
Seltenheit, fast zur Sage geworden. Da stiftete der neue Besitzer der Varziner
Forsten in Gemeinschaft mit den Nachbarn ringsum Schonvereine, und so gibt
es dermalen in den Flußgebieten der Wipper und der Grabow sowie auf den
bewaldeten Hügeln in deren Nähe einen ziemlich befriedigenden Rehstand, wozu
gelegentlich ein Hirsch, namentlich aber starke Rudel von Schwarzwild kommen.
Die Reiher, die früher hier an den Teichen in Menge sich aufhielten und die
Fische dezimirten, sind großentheils ausgerottet oder, weil die Gegend ihnen
nicht mehr geheuer war, ausgewandert; dagegen ist es noch nicht gelungen,
den Verwüstungen, welche der Otter unter den Bewohnern der Waldweiher
anrichtet, den erwünschten Einhalt zu thun. Ein solcher Teich, der während
meiner Anwesenheit im Beisein des Fürsten gefischt wurde, ergab nur sehr
geringe Ausbeute.

Endlich hat der Kanzler vielfach auch dem von ihm erworbenen Feldbe¬
sitze seine Sorge zugewendet. Landstrecken, die bisher brach lagen, sind urbar
und leidlich ertragsfähig gemacht worden, saure Wiesen haben sich, Dank den
auf ihnen angelegten Entwäsferungsanstalten, in gute verwandelt, und auch an
Berieselung hat man es, wo sie nothwendig und ausführbar war, nirgends
fehlen lassen.

Trotzdem wird der Ertrag, den die Güter der Herrschaft liefern, soweit
er aus der Landwirthschaft fließt, verhältnißmäßig, d. h. im Vergleich mit der
Ausdehnung der ersteren, gering, und der Ueberschuß, der nach Abzug der unbe¬
dingt erforderlichen Auslagen bleibt, nicht sehr bedeutend sein. Das Gebiet
des Fürsten ist mit seinen Hügeln und Hügelketten, von denen eine die Höhe
von mehr als fünfhundert Fuß über dem Spiegel der Ostsee erreicht, mit seinen
Thälern und Senkungen, seinen Buchengehölzen und Waldwiesen und seinen
klaren Flüssen, unter denen die wasserreiche Wipper an einigen Stellen kleine
Seen von der Breite eines Büchsenschusses bildet, im Ganzen mehr malerisch
als ergiebig.

Es war wohl halb im Scherze gemeint, wenn der Kanzler auf der Höhe
bei Annenhof, wo die Landschaft sich vor unsern Blicken auf weite Strecken
nach allen Richtungen hin ausbreitete, die Aeußerung that: „Ja. wenn ich


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[0537] halber gewesen war. Beharrlichkeit aber, unverdrossenes neues Ansetzen, wo es mißglückt war, hatte weiter geholfen, und lustig erhoben sich die dritten und vierten Holzsaaten zwischen den älteren, eine ebenso gesunde und stattliche Schonung verheißend, wie sie an mehr von der Natur begünstigten Stellen, auf besserem Boden und in mehr geschützter Lage stand. Der Wald ist heutzutage weit mehr Holzgarten als Wildstall. Aber auch jn letzterer Beziehung ist die Herrschaft in dem Jahrzehnt von 1867 bis 1877 wesentlich verbessert worden. Früher waren die Rehe hier allmählich zu eiuer Seltenheit, fast zur Sage geworden. Da stiftete der neue Besitzer der Varziner Forsten in Gemeinschaft mit den Nachbarn ringsum Schonvereine, und so gibt es dermalen in den Flußgebieten der Wipper und der Grabow sowie auf den bewaldeten Hügeln in deren Nähe einen ziemlich befriedigenden Rehstand, wozu gelegentlich ein Hirsch, namentlich aber starke Rudel von Schwarzwild kommen. Die Reiher, die früher hier an den Teichen in Menge sich aufhielten und die Fische dezimirten, sind großentheils ausgerottet oder, weil die Gegend ihnen nicht mehr geheuer war, ausgewandert; dagegen ist es noch nicht gelungen, den Verwüstungen, welche der Otter unter den Bewohnern der Waldweiher anrichtet, den erwünschten Einhalt zu thun. Ein solcher Teich, der während meiner Anwesenheit im Beisein des Fürsten gefischt wurde, ergab nur sehr geringe Ausbeute. Endlich hat der Kanzler vielfach auch dem von ihm erworbenen Feldbe¬ sitze seine Sorge zugewendet. Landstrecken, die bisher brach lagen, sind urbar und leidlich ertragsfähig gemacht worden, saure Wiesen haben sich, Dank den auf ihnen angelegten Entwäsferungsanstalten, in gute verwandelt, und auch an Berieselung hat man es, wo sie nothwendig und ausführbar war, nirgends fehlen lassen. Trotzdem wird der Ertrag, den die Güter der Herrschaft liefern, soweit er aus der Landwirthschaft fließt, verhältnißmäßig, d. h. im Vergleich mit der Ausdehnung der ersteren, gering, und der Ueberschuß, der nach Abzug der unbe¬ dingt erforderlichen Auslagen bleibt, nicht sehr bedeutend sein. Das Gebiet des Fürsten ist mit seinen Hügeln und Hügelketten, von denen eine die Höhe von mehr als fünfhundert Fuß über dem Spiegel der Ostsee erreicht, mit seinen Thälern und Senkungen, seinen Buchengehölzen und Waldwiesen und seinen klaren Flüssen, unter denen die wasserreiche Wipper an einigen Stellen kleine Seen von der Breite eines Büchsenschusses bildet, im Ganzen mehr malerisch als ergiebig. Es war wohl halb im Scherze gemeint, wenn der Kanzler auf der Höhe bei Annenhof, wo die Landschaft sich vor unsern Blicken auf weite Strecken nach allen Richtungen hin ausbreitete, die Aeußerung that: „Ja. wenn ich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/537>, abgerufen am 27.11.2024.