Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.ohne genügende Transportmittel, körperlich ermattet und geistig gedrückt, den Vom 8. Oktober bis zum 17. April verblieb Nachtigal in Mursuk, um Aismarck in Mrzin. 2. ^Nachdruck untersagt.) Die Herrschaft Varzin gehörte in alter Zeit zu einer weit größeren und ohne genügende Transportmittel, körperlich ermattet und geistig gedrückt, den Vom 8. Oktober bis zum 17. April verblieb Nachtigal in Mursuk, um Aismarck in Mrzin. 2. ^Nachdruck untersagt.) Die Herrschaft Varzin gehörte in alter Zeit zu einer weit größeren und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0534" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/143031"/> <p xml:id="ID_1592" prev="#ID_1591"> ohne genügende Transportmittel, körperlich ermattet und geistig gedrückt, den<lb/> Rückweg zurücklegen mußte. Annähernd auf derselben Route erreichten die<lb/> Reisenden, die wegen der elenden Verfassung der Kameele alles irgendwie ent¬<lb/> behrliche Gepäck zurücklassen, die Wasserschläuche und spärlichen Mundvorräthe<lb/> aber selbst schleppen mußten, einige von ihnen völliger Auflösung nahe, das<lb/> Tümmogebirg, also den Weg von Bornu nach Mursuk. In Mursuk selbst<lb/> langten sie am 8. Oktober an, von den dortigen Freunden aufs herzlichste be¬<lb/> willkommnet und wegen der heldenhaften Durchführung der allgemein für höchst<lb/> gefährlich gehaltenen Reise bewundert.</p><lb/> <p xml:id="ID_1593"> Vom 8. Oktober bis zum 17. April verblieb Nachtigal in Mursuk, um<lb/> sich einer nach Bornu gehenden Karawane anzuschließen und dort sich seines<lb/> Auftrages zu entledigen. Auf diesen Theil seiner Reise, der sich unter wesent¬<lb/> lich günstigeren Verhältnissen vollzog, gedenken wir gelegentlich in einem zweiten<lb/> Artikel zurückzukommen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aismarck in Mrzin.<lb/> 2.</head><lb/> <p xml:id="ID_1594"> ^Nachdruck untersagt.)</p><lb/> <p xml:id="ID_1595" next="#ID_1596"> Die Herrschaft Varzin gehörte in alter Zeit zu einer weit größeren und<lb/> werthvolleren Gruppe von Gütern, einem Komplex von Landgrundstücken, der<lb/> sich ursprünglich theilweise im Besitze der Familie v. Zitzewitz, dann bis<lb/> 1805 in dem der Grafen von Podewils befand. Der Sage nach soll ein Ange¬<lb/> höriger dieses alten pommerschen Geschlechts sich den Kern des großen Besitz¬<lb/> tums durch eine tapfere That verdient haben. Ein Herzog von Pommern<lb/> — so ungefähr erzählte uns der Reichskanzler — wurde, wie es heißt, während<lb/> einer Wallfahrt nach dem heiligen Lande von sarazenischen Seeräubern ange¬<lb/> griffen. Die Piraten eroberten sein Schiff, und eben war einer von ihnen im<lb/> Begriff, Seiner Gnaden mit seinem krummen Säbel den Garaus zu machen,<lb/> als der getreue Ritter von Podewils mit einem Bratspieß aus der Küche herzu¬<lb/> sprang und den heidnischen Unhold erlegte. Er durfte sich dafür eine Gnade<lb/> ausbitten, und er bat um Belehnung mit dem Lande um Schloß Crangen,<lb/> das in gerader Linie etwa vier Kilometer von Varzin liegt, und in dessen<lb/> Umgebung es damals viel Wald und Wild gab. Später wurde dieser Grund¬<lb/> besitz dnrch die Grafen von Podewils, die wiederholt am Ruder des Staates</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0534]
ohne genügende Transportmittel, körperlich ermattet und geistig gedrückt, den
Rückweg zurücklegen mußte. Annähernd auf derselben Route erreichten die
Reisenden, die wegen der elenden Verfassung der Kameele alles irgendwie ent¬
behrliche Gepäck zurücklassen, die Wasserschläuche und spärlichen Mundvorräthe
aber selbst schleppen mußten, einige von ihnen völliger Auflösung nahe, das
Tümmogebirg, also den Weg von Bornu nach Mursuk. In Mursuk selbst
langten sie am 8. Oktober an, von den dortigen Freunden aufs herzlichste be¬
willkommnet und wegen der heldenhaften Durchführung der allgemein für höchst
gefährlich gehaltenen Reise bewundert.
Vom 8. Oktober bis zum 17. April verblieb Nachtigal in Mursuk, um
sich einer nach Bornu gehenden Karawane anzuschließen und dort sich seines
Auftrages zu entledigen. Auf diesen Theil seiner Reise, der sich unter wesent¬
lich günstigeren Verhältnissen vollzog, gedenken wir gelegentlich in einem zweiten
Artikel zurückzukommen.
Aismarck in Mrzin.
2.
^Nachdruck untersagt.)
Die Herrschaft Varzin gehörte in alter Zeit zu einer weit größeren und
werthvolleren Gruppe von Gütern, einem Komplex von Landgrundstücken, der
sich ursprünglich theilweise im Besitze der Familie v. Zitzewitz, dann bis
1805 in dem der Grafen von Podewils befand. Der Sage nach soll ein Ange¬
höriger dieses alten pommerschen Geschlechts sich den Kern des großen Besitz¬
tums durch eine tapfere That verdient haben. Ein Herzog von Pommern
— so ungefähr erzählte uns der Reichskanzler — wurde, wie es heißt, während
einer Wallfahrt nach dem heiligen Lande von sarazenischen Seeräubern ange¬
griffen. Die Piraten eroberten sein Schiff, und eben war einer von ihnen im
Begriff, Seiner Gnaden mit seinem krummen Säbel den Garaus zu machen,
als der getreue Ritter von Podewils mit einem Bratspieß aus der Küche herzu¬
sprang und den heidnischen Unhold erlegte. Er durfte sich dafür eine Gnade
ausbitten, und er bat um Belehnung mit dem Lande um Schloß Crangen,
das in gerader Linie etwa vier Kilometer von Varzin liegt, und in dessen
Umgebung es damals viel Wald und Wild gab. Später wurde dieser Grund¬
besitz dnrch die Grafen von Podewils, die wiederholt am Ruder des Staates
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