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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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gelebt, als die inneren Unruhen und die Verschlechterung der öffentlichen
Zustünde ihm den Entschluß nahe legten, nach Europa zurückzukehren. Da
berührte Gerhard Rohlfs aus seiner Reise nach Tripolitanien Tunis und
suchte nach einer vertrauenswürdiger Persönlichkeit, die sich bereit finden ließe,
die vom damaligen Könige von Preußen für den Herrscher von Bornu, Scheich
Omar, bestimmten Geschenke als Zeichen der Dankbarkeit für die deutschen
Reisenden wie Barth, Overweg, Vogel, v. Beurmann und Rohlfs erwiesene
Gastfreundschaft und Unterstützung zu überbringen. Nach Ueberwindung einiger
Bedenken, die durch den Mangel an Uebung im Reisen und an Vorbereitung
zur wissenschaftlichen Ausbeutung der zu durchstreifenden Gebiete hervorgerufen
wurden, einen Mangel, den übrigens seine Kenntniß der arabischen Sprache
und Sitten, seiue mehrjährige Erfahrung als Arzt und andere gute Eigenschaften
voll aufwogen, erfaßte Nachtigal die Gelegenheit, tiefer in den Erdtheil einzu¬
dringen, und schritt ohne Säumen zum Ankauf der Reisebedürfnisse, was nach
vorgängiger Besprechung mit Rohlfs zum größten Theil in Malta geschah. Da
die ihm zu Gebote stehenden Mittel nicht groß waren, mußte er sich freilich auf
das unumgänglich Nothwendige beschränken, abgesehen davon, daß wichtige
meteorologische Instrumente aus der Insel gar nicht aufzutreiben waren, sondern
erst aus Europa nachgeschickt werden mußten. Schon in der türkischen Hafen¬
stadt Goletta hatte sich in dem Piemontesen Giuseppe Valpreda eine in allen
Lagen des Lebens geübte und mit den nordafrikanischen Verhältnissen hin¬
reichend bekannte Persönlichkeit gefunden, die den Führer der Reise zu begleiten
und zu unterstützen entschlossen war. Noch wichtiger indeß als dieser freiwillige
Gefährte erwies sich die Anwerbung des einheimischen Führers Mohammed
el Quatrün!, desselben, welcher schon Barth nach Timbuktu und Rohlfs nach
Bornu, und Mandara geleitet hatte. Dieser, ein Fezzaner mit schwarzem,
runzligem Gesicht, kleiner aufgeblasener Stumpfnase, zahnlosem Munde, großen
Ohren und treuen Augen, war ein stiller, freundlicher Mann, der nur fetten aus
seiner durch reiche Erfahrung erworbenen Gemüthsruhe heraustrat. Auch sechs
Kameele, jedes im Preise von 50 Maria Theresia-Thaler oder 200 Mark, waren
angekauft, ebenso noch einige Leute gefunden und der für die Reise nöthige
Proviant, bestehend in Schiffszwieback, Reis und grobkörnigem Kuskussu, ange¬
schafft worden/) Die in Tripolis ansässigen Europäer leisteten dem angehenden
Reisenden nicht nur bei seiner Equipirung bemerkenswerthe Unterstützung,
sondern rüsteten ihn auch mit Empfehlungsschreiben an Geschäftsfreunde im
Innern des Landes aus und knüpften die nöthigen Beziehungen zu den Be-



*) Kuskussu, das Lieblingsgericht der Nordafrikaner, sind Weizenmehlküchelchen, welche
womöglich rin Fleischbrühe gekocht werden.

gelebt, als die inneren Unruhen und die Verschlechterung der öffentlichen
Zustünde ihm den Entschluß nahe legten, nach Europa zurückzukehren. Da
berührte Gerhard Rohlfs aus seiner Reise nach Tripolitanien Tunis und
suchte nach einer vertrauenswürdiger Persönlichkeit, die sich bereit finden ließe,
die vom damaligen Könige von Preußen für den Herrscher von Bornu, Scheich
Omar, bestimmten Geschenke als Zeichen der Dankbarkeit für die deutschen
Reisenden wie Barth, Overweg, Vogel, v. Beurmann und Rohlfs erwiesene
Gastfreundschaft und Unterstützung zu überbringen. Nach Ueberwindung einiger
Bedenken, die durch den Mangel an Uebung im Reisen und an Vorbereitung
zur wissenschaftlichen Ausbeutung der zu durchstreifenden Gebiete hervorgerufen
wurden, einen Mangel, den übrigens seine Kenntniß der arabischen Sprache
und Sitten, seiue mehrjährige Erfahrung als Arzt und andere gute Eigenschaften
voll aufwogen, erfaßte Nachtigal die Gelegenheit, tiefer in den Erdtheil einzu¬
dringen, und schritt ohne Säumen zum Ankauf der Reisebedürfnisse, was nach
vorgängiger Besprechung mit Rohlfs zum größten Theil in Malta geschah. Da
die ihm zu Gebote stehenden Mittel nicht groß waren, mußte er sich freilich auf
das unumgänglich Nothwendige beschränken, abgesehen davon, daß wichtige
meteorologische Instrumente aus der Insel gar nicht aufzutreiben waren, sondern
erst aus Europa nachgeschickt werden mußten. Schon in der türkischen Hafen¬
stadt Goletta hatte sich in dem Piemontesen Giuseppe Valpreda eine in allen
Lagen des Lebens geübte und mit den nordafrikanischen Verhältnissen hin¬
reichend bekannte Persönlichkeit gefunden, die den Führer der Reise zu begleiten
und zu unterstützen entschlossen war. Noch wichtiger indeß als dieser freiwillige
Gefährte erwies sich die Anwerbung des einheimischen Führers Mohammed
el Quatrün!, desselben, welcher schon Barth nach Timbuktu und Rohlfs nach
Bornu, und Mandara geleitet hatte. Dieser, ein Fezzaner mit schwarzem,
runzligem Gesicht, kleiner aufgeblasener Stumpfnase, zahnlosem Munde, großen
Ohren und treuen Augen, war ein stiller, freundlicher Mann, der nur fetten aus
seiner durch reiche Erfahrung erworbenen Gemüthsruhe heraustrat. Auch sechs
Kameele, jedes im Preise von 50 Maria Theresia-Thaler oder 200 Mark, waren
angekauft, ebenso noch einige Leute gefunden und der für die Reise nöthige
Proviant, bestehend in Schiffszwieback, Reis und grobkörnigem Kuskussu, ange¬
schafft worden/) Die in Tripolis ansässigen Europäer leisteten dem angehenden
Reisenden nicht nur bei seiner Equipirung bemerkenswerthe Unterstützung,
sondern rüsteten ihn auch mit Empfehlungsschreiben an Geschäftsfreunde im
Innern des Landes aus und knüpften die nöthigen Beziehungen zu den Be-



*) Kuskussu, das Lieblingsgericht der Nordafrikaner, sind Weizenmehlküchelchen, welche
womöglich rin Fleischbrühe gekocht werden.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/526>, abgerufen am 27.11.2024.