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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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die im Auftrage der Münchner historischen Kommission von Karl Koppmann
herausgegebenen ältern Hcmserezesse, die nur bis 1430 reichen sollen, setzen
G. v. d. Ropp und Dietr. Schäfer bis ins 16. Jahrhundert fort, während
C. Bihlbaum mit der Bearbeitung eines Urkundenbuches beauftragt ist. Mehrere
Bände von diesen Quellenwerken wie einige kleinere Publikationen unter dem
Titel der Hansischen Geschichtsquellen sind bereits erschienen. Rechnet man
dazu, daß die Zeitschrift des Vereins, die Hansischen Geschichtsblütter, bereits
eine Fülle tüchtiger wissenschaftlicher Arbeiten ans dem Gebiete der hansischen
Geschichte gebracht hat, so wird man dem Vereine das Zeugniß ausstellen, daß
er in der kurzen Zeit seines Bestehens ungewöhnlich viel geleistet hat.

Am 500jährigen Gedenktage des Friedens zu Stralsund, am 24. Mai
1870, hatten in derselben Festversammlung, in der die Begründung des
Hansischen Geschichtsvereins zuerst angeregt und beschlösse" wurde, vier nord¬
deutsche historische Vereine als Preisaufgabe das Thema: "Die deutschen Hanse¬
städte und König Waldemar von Dänemark" aufgestellt. Die Einleitung der
Arbeit sollte die allmähliche Ausbildung des hansischen Bundes und die frühern
Versuche dänischer Könige zur Erlangung der Herrschaft über die Ostsee dar¬
stellen. Das Thema war ein sehr umfangreiches, da namentlich auch die
innern Beziehungen und die Folgen jener Kämpfe für die Hansestädte behandelt
werden sollten, und der gestellte Zeitraum von fünf Jahren daher ziemlich
knapp bemessen. Nach Ablauf desselben wurde nur eine Arbeit eingereicht und
erhielt, obwohl noch unvollendet, den vollen Preis. Ihr Verfasser war
or. Dietrich Schäfer.

Nach weitern drei Jahren liegt die Arbeit nunmehr nach allen Seiten
hin abgeschlossen vor uns"'), das erste größere darstellende Werk ans dem Gebiete
der hansischen Geschichte, seit dasselbe durch die erwähnten Publikationen zu¬
gänglich geworden ist. Die Arbeit ist dieser Publikationen, deren Vortrefflich¬
keit längst allgemein anerkannt wird, vollkommen würdig und bildet ohne Frage
eine der besten Leistungen auf dem Gebiete der mittleren Geschichte, die neuer¬
dings erschienen sind.

Der Verfasser holt in den ersten Abschnitten seines Buches weit aus, und
das mit vollem Recht. Die eigenartige Gestaltung aller Verhältnisse, insbe¬
sondere die rasche und kräftige Entwickelung kommunaler Gebilde, die wir fast
überall auf kolonisirtem Boden finden, läßt sich nicht verstehen, ohne daß man
über ihre Anfänge sich klar wird. So geht denn auch unsre Darstellung zurück



*) Die Hansestädte und König Waldemar von Dänemark. Hansische Geschichte
bis 1376 von or. Dietrich Schäfer, n, v, Professor der Geschichte an der Universität
Jena. Gekrönte Preisschrift, Jena, Verlag von G> Fischer, vormals Fncdr, Maule.
1879. 3°. (XV u. S07 S.)

die im Auftrage der Münchner historischen Kommission von Karl Koppmann
herausgegebenen ältern Hcmserezesse, die nur bis 1430 reichen sollen, setzen
G. v. d. Ropp und Dietr. Schäfer bis ins 16. Jahrhundert fort, während
C. Bihlbaum mit der Bearbeitung eines Urkundenbuches beauftragt ist. Mehrere
Bände von diesen Quellenwerken wie einige kleinere Publikationen unter dem
Titel der Hansischen Geschichtsquellen sind bereits erschienen. Rechnet man
dazu, daß die Zeitschrift des Vereins, die Hansischen Geschichtsblütter, bereits
eine Fülle tüchtiger wissenschaftlicher Arbeiten ans dem Gebiete der hansischen
Geschichte gebracht hat, so wird man dem Vereine das Zeugniß ausstellen, daß
er in der kurzen Zeit seines Bestehens ungewöhnlich viel geleistet hat.

Am 500jährigen Gedenktage des Friedens zu Stralsund, am 24. Mai
1870, hatten in derselben Festversammlung, in der die Begründung des
Hansischen Geschichtsvereins zuerst angeregt und beschlösse» wurde, vier nord¬
deutsche historische Vereine als Preisaufgabe das Thema: „Die deutschen Hanse¬
städte und König Waldemar von Dänemark" aufgestellt. Die Einleitung der
Arbeit sollte die allmähliche Ausbildung des hansischen Bundes und die frühern
Versuche dänischer Könige zur Erlangung der Herrschaft über die Ostsee dar¬
stellen. Das Thema war ein sehr umfangreiches, da namentlich auch die
innern Beziehungen und die Folgen jener Kämpfe für die Hansestädte behandelt
werden sollten, und der gestellte Zeitraum von fünf Jahren daher ziemlich
knapp bemessen. Nach Ablauf desselben wurde nur eine Arbeit eingereicht und
erhielt, obwohl noch unvollendet, den vollen Preis. Ihr Verfasser war
or. Dietrich Schäfer.

Nach weitern drei Jahren liegt die Arbeit nunmehr nach allen Seiten
hin abgeschlossen vor uns"'), das erste größere darstellende Werk ans dem Gebiete
der hansischen Geschichte, seit dasselbe durch die erwähnten Publikationen zu¬
gänglich geworden ist. Die Arbeit ist dieser Publikationen, deren Vortrefflich¬
keit längst allgemein anerkannt wird, vollkommen würdig und bildet ohne Frage
eine der besten Leistungen auf dem Gebiete der mittleren Geschichte, die neuer¬
dings erschienen sind.

Der Verfasser holt in den ersten Abschnitten seines Buches weit aus, und
das mit vollem Recht. Die eigenartige Gestaltung aller Verhältnisse, insbe¬
sondere die rasche und kräftige Entwickelung kommunaler Gebilde, die wir fast
überall auf kolonisirtem Boden finden, läßt sich nicht verstehen, ohne daß man
über ihre Anfänge sich klar wird. So geht denn auch unsre Darstellung zurück



*) Die Hansestädte und König Waldemar von Dänemark. Hansische Geschichte
bis 1376 von or. Dietrich Schäfer, n, v, Professor der Geschichte an der Universität
Jena. Gekrönte Preisschrift, Jena, Verlag von G> Fischer, vormals Fncdr, Maule.
1879. 3°. (XV u. S07 S.)
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[0488] die im Auftrage der Münchner historischen Kommission von Karl Koppmann herausgegebenen ältern Hcmserezesse, die nur bis 1430 reichen sollen, setzen G. v. d. Ropp und Dietr. Schäfer bis ins 16. Jahrhundert fort, während C. Bihlbaum mit der Bearbeitung eines Urkundenbuches beauftragt ist. Mehrere Bände von diesen Quellenwerken wie einige kleinere Publikationen unter dem Titel der Hansischen Geschichtsquellen sind bereits erschienen. Rechnet man dazu, daß die Zeitschrift des Vereins, die Hansischen Geschichtsblütter, bereits eine Fülle tüchtiger wissenschaftlicher Arbeiten ans dem Gebiete der hansischen Geschichte gebracht hat, so wird man dem Vereine das Zeugniß ausstellen, daß er in der kurzen Zeit seines Bestehens ungewöhnlich viel geleistet hat. Am 500jährigen Gedenktage des Friedens zu Stralsund, am 24. Mai 1870, hatten in derselben Festversammlung, in der die Begründung des Hansischen Geschichtsvereins zuerst angeregt und beschlösse» wurde, vier nord¬ deutsche historische Vereine als Preisaufgabe das Thema: „Die deutschen Hanse¬ städte und König Waldemar von Dänemark" aufgestellt. Die Einleitung der Arbeit sollte die allmähliche Ausbildung des hansischen Bundes und die frühern Versuche dänischer Könige zur Erlangung der Herrschaft über die Ostsee dar¬ stellen. Das Thema war ein sehr umfangreiches, da namentlich auch die innern Beziehungen und die Folgen jener Kämpfe für die Hansestädte behandelt werden sollten, und der gestellte Zeitraum von fünf Jahren daher ziemlich knapp bemessen. Nach Ablauf desselben wurde nur eine Arbeit eingereicht und erhielt, obwohl noch unvollendet, den vollen Preis. Ihr Verfasser war or. Dietrich Schäfer. Nach weitern drei Jahren liegt die Arbeit nunmehr nach allen Seiten hin abgeschlossen vor uns"'), das erste größere darstellende Werk ans dem Gebiete der hansischen Geschichte, seit dasselbe durch die erwähnten Publikationen zu¬ gänglich geworden ist. Die Arbeit ist dieser Publikationen, deren Vortrefflich¬ keit längst allgemein anerkannt wird, vollkommen würdig und bildet ohne Frage eine der besten Leistungen auf dem Gebiete der mittleren Geschichte, die neuer¬ dings erschienen sind. Der Verfasser holt in den ersten Abschnitten seines Buches weit aus, und das mit vollem Recht. Die eigenartige Gestaltung aller Verhältnisse, insbe¬ sondere die rasche und kräftige Entwickelung kommunaler Gebilde, die wir fast überall auf kolonisirtem Boden finden, läßt sich nicht verstehen, ohne daß man über ihre Anfänge sich klar wird. So geht denn auch unsre Darstellung zurück *) Die Hansestädte und König Waldemar von Dänemark. Hansische Geschichte bis 1376 von or. Dietrich Schäfer, n, v, Professor der Geschichte an der Universität Jena. Gekrönte Preisschrift, Jena, Verlag von G> Fischer, vormals Fncdr, Maule. 1879. 3°. (XV u. S07 S.)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/488>, abgerufen am 01.09.2024.