Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.sagen Großmachtsstellung, die weitgehendste war, liegt auf der Hand. War schneidender schon ging der Wind durch diese Welt, als Larisch die Lei¬ Zunächst richtete' er sein Augenmerk auf Vereinfachung der Regierungs¬ sagen Großmachtsstellung, die weitgehendste war, liegt auf der Hand. War schneidender schon ging der Wind durch diese Welt, als Larisch die Lei¬ Zunächst richtete' er sein Augenmerk auf Vereinfachung der Regierungs¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0482" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142979"/> <p xml:id="ID_1433" prev="#ID_1432"> sagen Großmachtsstellung, die weitgehendste war, liegt auf der Hand. War<lb/> daher auch der persönliche Einfluß thatsächlich nicht so groß, als von den<lb/> Trägern desselben und seiner Umgebung oft geglaubt wurde, so spielte derselbe<lb/> doch eine nicht zu unterschätzende Rolle. Dieser persönliche Einfluß stützte sich<lb/> nun aber ebenso auf Familienverbindungen, als er denselben umgekehrt zu gute<lb/> kam, und natürlich wurde er wenn nicht immer, so doch vielfach zu persön¬<lb/> lichen, d. h. eigennützigen Zwecken ausgebeutet; wo aber der Eigennutz den<lb/> persönlichen Einfluß zu benutzen weiß, kann er nicht heilsam wirken; er ver¬<lb/> dirbt den Charakter derer, die den Einfluß benutzen wollen, macht sie auf-<lb/> merksam darauf, wie den schwachen Seiten der Einflußreichen beizukommen ist,<lb/> und gibt leicht dem ganzen Charakter eine Richtung auf die Beobachtung der<lb/> Schwächen des andern. Und wenn die Beamten, welche durchschnittlich die<lb/> Gebildetsten eines Landes sein sollen, zumal eines kleinen Landes mit größten¬<lb/> teils Ackerbau treibender Bevölkerung und geringer Industrie, ihre Aufmerk¬<lb/> samkeit den Schwächen des Menschen zuwenden — wenn das am grünen Holz<lb/> geschieht, was soll am dürren werden?</p><lb/> <p xml:id="ID_1434"> schneidender schon ging der Wind durch diese Welt, als Larisch die Lei¬<lb/> tung der Geschäfte übernommen hatte. Er war an preußische Zucht gewöhnt<lb/> und griff mit seinen preußischen Ideen von Beamtenzucht rücksichtslos ein und<lb/> durch. Soweit sein Auge reichte, mußte der Schlendrian aufhören; für per¬<lb/> sönlichen Einfluß war er nach allen Seiten durchaus unzugänglich, selbst wenn<lb/> er von höchster Seite kam. Als er 1866 das Land an die Seite Preußen's<lb/> geführt hatte, nahm er plötzlich am Anfang des folgenden Jahres seinen Abschied<lb/> aus Gründen, die unaufgeklärt sind; im Herzogthum führte man natürlich<lb/> einen Rücktritt auf persönliche Einflüsse zurück. Sein Nachfolger wurde<lb/> Gerstenberg, der bisherige Hofmarschall. Nicht sofort entschloß er sich, das<lb/> schwierige Amt zu übernehmen; er übersah die Schwierigkeiten sehr wohl und<lb/> erkannte, daß ihm als Autodidakten, dem die Kenntniß des praktischen Dienstes<lb/> völlig fehlte, dieselben in erhöhtem Maße gegenübertreten würden; aber schlie߬<lb/> lich nahm er an und hat durch seine Amtsführung bewiesen, daß er das Ver¬<lb/> trauen, das der Herzog in ihn gesetzt hatte, in vollem Maße verdiente.</p><lb/> <p xml:id="ID_1435" next="#ID_1436"> Zunächst richtete' er sein Augenmerk auf Vereinfachung der Regierungs¬<lb/> maschine; in diesem Sinne hob er die erst gegründete vierte Ministerialabthei-<lb/> lung wieder auf und vereinigte sie mit seiner Abtheilung zu einem Ressort.<lb/> Noch etwas früher leitete er die Aufhebung des Konsistoriums ein, einer Be¬<lb/> hörde, die allerdings für die Größe des Landes kaum angemessen war. Der<lb/> Wirkungskreis auch dieser Behörde wurde ein Bestandtheil des Ressorts der<lb/> unter dem Minister selbst stehenden ersten Ministerialabtheilung unter dem<lb/> Namen „Abtheilung für Kultus". Mit dieser Vereinfachung fuhr er fort, wobei</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0482]
sagen Großmachtsstellung, die weitgehendste war, liegt auf der Hand. War
daher auch der persönliche Einfluß thatsächlich nicht so groß, als von den
Trägern desselben und seiner Umgebung oft geglaubt wurde, so spielte derselbe
doch eine nicht zu unterschätzende Rolle. Dieser persönliche Einfluß stützte sich
nun aber ebenso auf Familienverbindungen, als er denselben umgekehrt zu gute
kam, und natürlich wurde er wenn nicht immer, so doch vielfach zu persön¬
lichen, d. h. eigennützigen Zwecken ausgebeutet; wo aber der Eigennutz den
persönlichen Einfluß zu benutzen weiß, kann er nicht heilsam wirken; er ver¬
dirbt den Charakter derer, die den Einfluß benutzen wollen, macht sie auf-
merksam darauf, wie den schwachen Seiten der Einflußreichen beizukommen ist,
und gibt leicht dem ganzen Charakter eine Richtung auf die Beobachtung der
Schwächen des andern. Und wenn die Beamten, welche durchschnittlich die
Gebildetsten eines Landes sein sollen, zumal eines kleinen Landes mit größten¬
teils Ackerbau treibender Bevölkerung und geringer Industrie, ihre Aufmerk¬
samkeit den Schwächen des Menschen zuwenden — wenn das am grünen Holz
geschieht, was soll am dürren werden?
schneidender schon ging der Wind durch diese Welt, als Larisch die Lei¬
tung der Geschäfte übernommen hatte. Er war an preußische Zucht gewöhnt
und griff mit seinen preußischen Ideen von Beamtenzucht rücksichtslos ein und
durch. Soweit sein Auge reichte, mußte der Schlendrian aufhören; für per¬
sönlichen Einfluß war er nach allen Seiten durchaus unzugänglich, selbst wenn
er von höchster Seite kam. Als er 1866 das Land an die Seite Preußen's
geführt hatte, nahm er plötzlich am Anfang des folgenden Jahres seinen Abschied
aus Gründen, die unaufgeklärt sind; im Herzogthum führte man natürlich
einen Rücktritt auf persönliche Einflüsse zurück. Sein Nachfolger wurde
Gerstenberg, der bisherige Hofmarschall. Nicht sofort entschloß er sich, das
schwierige Amt zu übernehmen; er übersah die Schwierigkeiten sehr wohl und
erkannte, daß ihm als Autodidakten, dem die Kenntniß des praktischen Dienstes
völlig fehlte, dieselben in erhöhtem Maße gegenübertreten würden; aber schlie߬
lich nahm er an und hat durch seine Amtsführung bewiesen, daß er das Ver¬
trauen, das der Herzog in ihn gesetzt hatte, in vollem Maße verdiente.
Zunächst richtete' er sein Augenmerk auf Vereinfachung der Regierungs¬
maschine; in diesem Sinne hob er die erst gegründete vierte Ministerialabthei-
lung wieder auf und vereinigte sie mit seiner Abtheilung zu einem Ressort.
Noch etwas früher leitete er die Aufhebung des Konsistoriums ein, einer Be¬
hörde, die allerdings für die Größe des Landes kaum angemessen war. Der
Wirkungskreis auch dieser Behörde wurde ein Bestandtheil des Ressorts der
unter dem Minister selbst stehenden ersten Ministerialabtheilung unter dem
Namen „Abtheilung für Kultus". Mit dieser Vereinfachung fuhr er fort, wobei
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