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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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und wir wissen noch von mehreren anderen, unter denen das 82. ist, welches
nur aus zwei Sätzen besteht. "Es ist mein letztes Kind," sagte Haydn "aber
es sieht mir doch noch ähnlich." (Als Schluß gab er ihm im Jahre 1806
den Eingang seines Liedes "Hin ist alle meine Kraft", den er auch als Visiten¬
karte hatte stechen lassen, um Freunden damit die Anfrage über sein Befinden
zu beantworten.) Ebenso schreibt er 1799 an Artaria in Wien von 12 neuen
sehr prächtigen Menuets und 12 Trios. Das Hauptwerk aber war ein zweites
Oratorium, welches jene Adelsgesellschaft nach dem ungemeinen Beifall der
"Schöpfung" gewünscht hatte, und zwar bearbeitete wieder van Swieten den
Text dazu: es waren die "Jahreszeiten" nach Thomson.

Griesinger erzählt: "Haydn beklagte sich oft bitterlich über den unpoeti¬
schen Text und wie schwer es ihm werde sich durch das ,Heisasa, Hopsasa, es
lebe der Wein, es lebe das Faß, das ihn verwahrt, es lebe der Krug woraus
er fließt in Begeisterung zu setzen." Er war oft über die vielen malerischen
Nachäffungen ganz verdrießlich, und um nicht das ewige Einerlei derselben zu
haben, kam er auf den Einfall, in der Schlußfuge des "Herbstes" die Trun¬
kenheit darzustellen. "Mein Kopf war so voll von dem tollen Zeuge, daß ich
alles drunter und darüber gehen ließ, ich nenne daher die Schlußfuge die be¬
trunkene Fuge", sagte er. Er mochte dabei einer Szene gedenken, die er bei
dem Lordmayorfest in London gesehen, wo "die Mannsbilder wie gewöhnlich
die ganze Nacht hindurch wacker süssen und uuter tollem Aufschreien und
Schwenkung des Glases mit Hurrey hurrey hurrey Gesundheiten getrunken
wurden." Besonders aber mißfiel ihm das Froschgequak; er fühlte das Er¬
niedrigende, das darin für seine Kunst lag. Van Swieten holte aber ein altes
Stück von Gretry hervor, worin "das Koax mit hervorstechenden Prunke ge¬
setzt war". Haydn meinte freilich, es wäre besser, wenn der ganze Quark nicht
da wäre, willfahrte jedoch gleichwohl van Swieten's Drängen, erklärte aber
später, diese ganze . Stelle der Imitation des Frosches sei nicht aus seiner Feder
geflossen: "Es wurde mir aufgedrungen, diesen französischen Quark nieder¬
zuschreiben, mit dem Orchester verschwindet dieser elende Gedanke gar bald,
aber als Klavierauszng kann derselbe nicht bestehen. Mögen die Rezensenten
nicht so strenge mit mir verfahren, ich bin ein alter Mann und kann das alles
nicht noch einmal durchsehen." Bei der Stelle "O Fleiß, o edler Fleiß, von
dir kommt alles Heil" bemerkte er, er sei sein ganzes Leben ein fleißiger
Mann gewesen, es sei ihm aber niemals eingefallen, den Fleiß in Noten zu
setzen. Gleichwohl wandte er seine ganze Kraft an das Werk, und zwar ist
dies wörtlich zu nehmen. Denn kurz nach der Beendigung desselben wurde
er von einem Kopffieber befallen, bei dem es seine größte Marter war, daß
seine Phantasie sich unaufhörlich mit Musik beschäftigte. Es blieb dann eine


und wir wissen noch von mehreren anderen, unter denen das 82. ist, welches
nur aus zwei Sätzen besteht. „Es ist mein letztes Kind," sagte Haydn „aber
es sieht mir doch noch ähnlich." (Als Schluß gab er ihm im Jahre 1806
den Eingang seines Liedes „Hin ist alle meine Kraft", den er auch als Visiten¬
karte hatte stechen lassen, um Freunden damit die Anfrage über sein Befinden
zu beantworten.) Ebenso schreibt er 1799 an Artaria in Wien von 12 neuen
sehr prächtigen Menuets und 12 Trios. Das Hauptwerk aber war ein zweites
Oratorium, welches jene Adelsgesellschaft nach dem ungemeinen Beifall der
„Schöpfung" gewünscht hatte, und zwar bearbeitete wieder van Swieten den
Text dazu: es waren die „Jahreszeiten" nach Thomson.

Griesinger erzählt: „Haydn beklagte sich oft bitterlich über den unpoeti¬
schen Text und wie schwer es ihm werde sich durch das ,Heisasa, Hopsasa, es
lebe der Wein, es lebe das Faß, das ihn verwahrt, es lebe der Krug woraus
er fließt in Begeisterung zu setzen." Er war oft über die vielen malerischen
Nachäffungen ganz verdrießlich, und um nicht das ewige Einerlei derselben zu
haben, kam er auf den Einfall, in der Schlußfuge des „Herbstes" die Trun¬
kenheit darzustellen. „Mein Kopf war so voll von dem tollen Zeuge, daß ich
alles drunter und darüber gehen ließ, ich nenne daher die Schlußfuge die be¬
trunkene Fuge", sagte er. Er mochte dabei einer Szene gedenken, die er bei
dem Lordmayorfest in London gesehen, wo „die Mannsbilder wie gewöhnlich
die ganze Nacht hindurch wacker süssen und uuter tollem Aufschreien und
Schwenkung des Glases mit Hurrey hurrey hurrey Gesundheiten getrunken
wurden." Besonders aber mißfiel ihm das Froschgequak; er fühlte das Er¬
niedrigende, das darin für seine Kunst lag. Van Swieten holte aber ein altes
Stück von Gretry hervor, worin „das Koax mit hervorstechenden Prunke ge¬
setzt war". Haydn meinte freilich, es wäre besser, wenn der ganze Quark nicht
da wäre, willfahrte jedoch gleichwohl van Swieten's Drängen, erklärte aber
später, diese ganze . Stelle der Imitation des Frosches sei nicht aus seiner Feder
geflossen: „Es wurde mir aufgedrungen, diesen französischen Quark nieder¬
zuschreiben, mit dem Orchester verschwindet dieser elende Gedanke gar bald,
aber als Klavierauszng kann derselbe nicht bestehen. Mögen die Rezensenten
nicht so strenge mit mir verfahren, ich bin ein alter Mann und kann das alles
nicht noch einmal durchsehen." Bei der Stelle „O Fleiß, o edler Fleiß, von
dir kommt alles Heil" bemerkte er, er sei sein ganzes Leben ein fleißiger
Mann gewesen, es sei ihm aber niemals eingefallen, den Fleiß in Noten zu
setzen. Gleichwohl wandte er seine ganze Kraft an das Werk, und zwar ist
dies wörtlich zu nehmen. Denn kurz nach der Beendigung desselben wurde
er von einem Kopffieber befallen, bei dem es seine größte Marter war, daß
seine Phantasie sich unaufhörlich mit Musik beschäftigte. Es blieb dann eine


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/456>, abgerufen am 27.11.2024.