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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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durch die Taufe dem ewigen Verderben zu entreißen. In die Kirche zurück^
gekehrt, erblickte er draußen die Irokesen. Furchtlos, mit Augen, die von der
Verzückung des Märtyrerthums leuchteten, trat er in seinem priesterlichen Ornat
ihnen entgegen. Verdutzt machten sie Halt und starrten ihn an. Dann über¬
schütteten sie ihn mit einem Schauer von Pfeilen. Ein Gewehrschuß folgte
und traf ihn ins Herz. Den Namen Jesu lispelnd sank er todt zu Boden. Mit
Triumphgeheul warfen sie sich auf den leblosen Körper, zogen ihn aus, zer¬
hackten ihn und wuschen sich mit seinem Blute die Gesichter, um sich tapfer
zu machen. Zuletzt warfen sie den Leichnam in die vom Brande der Stadt
ergriffene Kirche.

Eine Stunde nachher war Se. Joseph ein Aschenhaufen. Die Sieger
schleppten 700 Gefangene mit sich fort. Ebensoviele von den Einwohnern der
Stadt waren erschlagen worden. Einen benachbarten kleineren Ort hatte ein
ähnliches Loos ereilt. Noch nie hatte die Huronen-Nation ein so großes Unglück
getroffen.

Acht Monate später, am 16. März 1649, erfolgte ein zweiter Einbruch
der Irokesen. Am gedachten Tage sahen die Priester von Sciinte Marie
in der Entfernung von etwa drei Meilen über den grauen Wäldern im Süd¬
osten schwere Rauchwolken aufsteigen, und einige Zeit nachher erschienen eilenden
Laufes zwei christliche Huronen vor ihnen mit erschreckender Botschaft. Die
Erbfeinde waren da und verbrannten die Stadt Se. Louis!

Schon im Spätherbst hatten 1000 Irokesen., hauptsächlich von den
Stämmen der Mohawks und Senekas, sich zu einem Kriegszuge gegen die
Huronen aufgemacht. Den Winter über sich von der Jagd ernährend, rückten
sie allmählich nach der Lücke in deren Grenzvertheidigungs-System vor, welche
durch die Zerstörung von Se. Joseph entstanden war. Einfache Wachsamkeit
auf Seiten der Huronen würde das folgende Unglück verhütet haben; denn sie
konnten dem Einfall mit großer Uebermacht entgegentreten. Aber die War¬
nungen und Ermahnungen der Jesuiten wurden nicht beachtet. So geschah
es, daß die Irokesen unbemerkt ins Herz des Landes eindrangen und in der
Nacht vor dem 16. März vor der Stadt Se. Ignaz erschienen, die mit
Se. Louis und drei kleineren Orten die Mission bildete, welcher Brebeuf und
Lalemant vorstanden. In der Morgendämmerung rekognoszirten sie den Platz,
fanden eine nur mit Palissaden geschützte und überdies unbewachte Stelle und
griffen mit Sonnenaufgang an. Die Mehrzahl der Einwohner war auf der
Jagd abwesend, nur 400 waren zurückgeblieben, und diese bestanden fast nur
aus Weibern, Kindern und alten Leuten. So wurde die Stadt im ersten
Anlauf erstürmt und die Bewohnerschaft theils niedergehauen, theils zu Ge¬
fangenen gemacht. Nur drei Huronen retteten sich nach Se. Louis, wohin


durch die Taufe dem ewigen Verderben zu entreißen. In die Kirche zurück^
gekehrt, erblickte er draußen die Irokesen. Furchtlos, mit Augen, die von der
Verzückung des Märtyrerthums leuchteten, trat er in seinem priesterlichen Ornat
ihnen entgegen. Verdutzt machten sie Halt und starrten ihn an. Dann über¬
schütteten sie ihn mit einem Schauer von Pfeilen. Ein Gewehrschuß folgte
und traf ihn ins Herz. Den Namen Jesu lispelnd sank er todt zu Boden. Mit
Triumphgeheul warfen sie sich auf den leblosen Körper, zogen ihn aus, zer¬
hackten ihn und wuschen sich mit seinem Blute die Gesichter, um sich tapfer
zu machen. Zuletzt warfen sie den Leichnam in die vom Brande der Stadt
ergriffene Kirche.

Eine Stunde nachher war Se. Joseph ein Aschenhaufen. Die Sieger
schleppten 700 Gefangene mit sich fort. Ebensoviele von den Einwohnern der
Stadt waren erschlagen worden. Einen benachbarten kleineren Ort hatte ein
ähnliches Loos ereilt. Noch nie hatte die Huronen-Nation ein so großes Unglück
getroffen.

Acht Monate später, am 16. März 1649, erfolgte ein zweiter Einbruch
der Irokesen. Am gedachten Tage sahen die Priester von Sciinte Marie
in der Entfernung von etwa drei Meilen über den grauen Wäldern im Süd¬
osten schwere Rauchwolken aufsteigen, und einige Zeit nachher erschienen eilenden
Laufes zwei christliche Huronen vor ihnen mit erschreckender Botschaft. Die
Erbfeinde waren da und verbrannten die Stadt Se. Louis!

Schon im Spätherbst hatten 1000 Irokesen., hauptsächlich von den
Stämmen der Mohawks und Senekas, sich zu einem Kriegszuge gegen die
Huronen aufgemacht. Den Winter über sich von der Jagd ernährend, rückten
sie allmählich nach der Lücke in deren Grenzvertheidigungs-System vor, welche
durch die Zerstörung von Se. Joseph entstanden war. Einfache Wachsamkeit
auf Seiten der Huronen würde das folgende Unglück verhütet haben; denn sie
konnten dem Einfall mit großer Uebermacht entgegentreten. Aber die War¬
nungen und Ermahnungen der Jesuiten wurden nicht beachtet. So geschah
es, daß die Irokesen unbemerkt ins Herz des Landes eindrangen und in der
Nacht vor dem 16. März vor der Stadt Se. Ignaz erschienen, die mit
Se. Louis und drei kleineren Orten die Mission bildete, welcher Brebeuf und
Lalemant vorstanden. In der Morgendämmerung rekognoszirten sie den Platz,
fanden eine nur mit Palissaden geschützte und überdies unbewachte Stelle und
griffen mit Sonnenaufgang an. Die Mehrzahl der Einwohner war auf der
Jagd abwesend, nur 400 waren zurückgeblieben, und diese bestanden fast nur
aus Weibern, Kindern und alten Leuten. So wurde die Stadt im ersten
Anlauf erstürmt und die Bewohnerschaft theils niedergehauen, theils zu Ge¬
fangenen gemacht. Nur drei Huronen retteten sich nach Se. Louis, wohin


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[0419] durch die Taufe dem ewigen Verderben zu entreißen. In die Kirche zurück^ gekehrt, erblickte er draußen die Irokesen. Furchtlos, mit Augen, die von der Verzückung des Märtyrerthums leuchteten, trat er in seinem priesterlichen Ornat ihnen entgegen. Verdutzt machten sie Halt und starrten ihn an. Dann über¬ schütteten sie ihn mit einem Schauer von Pfeilen. Ein Gewehrschuß folgte und traf ihn ins Herz. Den Namen Jesu lispelnd sank er todt zu Boden. Mit Triumphgeheul warfen sie sich auf den leblosen Körper, zogen ihn aus, zer¬ hackten ihn und wuschen sich mit seinem Blute die Gesichter, um sich tapfer zu machen. Zuletzt warfen sie den Leichnam in die vom Brande der Stadt ergriffene Kirche. Eine Stunde nachher war Se. Joseph ein Aschenhaufen. Die Sieger schleppten 700 Gefangene mit sich fort. Ebensoviele von den Einwohnern der Stadt waren erschlagen worden. Einen benachbarten kleineren Ort hatte ein ähnliches Loos ereilt. Noch nie hatte die Huronen-Nation ein so großes Unglück getroffen. Acht Monate später, am 16. März 1649, erfolgte ein zweiter Einbruch der Irokesen. Am gedachten Tage sahen die Priester von Sciinte Marie in der Entfernung von etwa drei Meilen über den grauen Wäldern im Süd¬ osten schwere Rauchwolken aufsteigen, und einige Zeit nachher erschienen eilenden Laufes zwei christliche Huronen vor ihnen mit erschreckender Botschaft. Die Erbfeinde waren da und verbrannten die Stadt Se. Louis! Schon im Spätherbst hatten 1000 Irokesen., hauptsächlich von den Stämmen der Mohawks und Senekas, sich zu einem Kriegszuge gegen die Huronen aufgemacht. Den Winter über sich von der Jagd ernährend, rückten sie allmählich nach der Lücke in deren Grenzvertheidigungs-System vor, welche durch die Zerstörung von Se. Joseph entstanden war. Einfache Wachsamkeit auf Seiten der Huronen würde das folgende Unglück verhütet haben; denn sie konnten dem Einfall mit großer Uebermacht entgegentreten. Aber die War¬ nungen und Ermahnungen der Jesuiten wurden nicht beachtet. So geschah es, daß die Irokesen unbemerkt ins Herz des Landes eindrangen und in der Nacht vor dem 16. März vor der Stadt Se. Ignaz erschienen, die mit Se. Louis und drei kleineren Orten die Mission bildete, welcher Brebeuf und Lalemant vorstanden. In der Morgendämmerung rekognoszirten sie den Platz, fanden eine nur mit Palissaden geschützte und überdies unbewachte Stelle und griffen mit Sonnenaufgang an. Die Mehrzahl der Einwohner war auf der Jagd abwesend, nur 400 waren zurückgeblieben, und diese bestanden fast nur aus Weibern, Kindern und alten Leuten. So wurde die Stadt im ersten Anlauf erstürmt und die Bewohnerschaft theils niedergehauen, theils zu Ge¬ fangenen gemacht. Nur drei Huronen retteten sich nach Se. Louis, wohin

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/419>, abgerufen am 27.11.2024.