Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.Inneres, eine Seele, von einem Aeußeren, einem Körper, unterschieden, und Wenden wir uns dem Gegenstande unserer Untersuchung bestimmter zu Hier ist nun ein Punkt, wo wir nur bis zu einer gewissen Grenze hin Grenzbowi III. 1879. 46
Inneres, eine Seele, von einem Aeußeren, einem Körper, unterschieden, und Wenden wir uns dem Gegenstande unserer Untersuchung bestimmter zu Hier ist nun ein Punkt, wo wir nur bis zu einer gewissen Grenze hin Grenzbowi III. 1879. 46
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Inneres, eine Seele, von einem Aeußeren, einem Körper, unterschieden, und
zwar so, daß die eine nicht als Funktion des anderen erscheint; dann stehen
wir nicht mehr auf dem Boden des Materialismus, freilich auch noch nicht
auf dem des Idealismus, sondern befinden uns in der naiven Anschauung der
Antike, die wir Hylozoismus zu nennen pflegen, von der aus man ebensowohl
zum Materialismus wie zum Idealismus fortgehen kann; zu ersterem, indem
man das Seelische als Thätigkeit des Körperlichen ansieht, zu letzterem, indem
man das Seelische als etwas seiner Natur nach vom Körperlichen verschiedenes
betrachtet, das mit dem Aufsteigen zu höheren Organisationen ein immer höheres
Maß von Selbständigkeit gewinnt. Ja auch der Weg zum Spiritualismus
kann von hier aus eingeschlagen werden, indem das Körperliche als Funktion
des Seelischen aufgefaßt wird, so daß die relative Selbständigkeit des ersteren
als eine Täuschung des betrachtenden Subjekts erscheint.
Wenden wir uns dem Gegenstande unserer Untersuchung bestimmter zu
und erörtern, dem Gedankengange unserer Schrift folgend, zuerst die Frage:
Worin hat der naturwissenschaftliche Materialismus Recht? Flügel findet
dasselbe in der Energie, mit welcher er die Errungenschaften der modernen
Naturwissenschaft vertreten habe, und bezeichnet als solche vor allem die Be¬
tonung der unbedingten Gesetzmäßigkeit alles Geschehens, mag dasselbe in der
leiblichen oder geistigen Sphäre sich vollziehen, die Unterwerfung desselben
unter die Herrschaft des Zusammenhangs zwischen Ursache und Wirkung.
Hier ist nun ein Punkt, wo wir nur bis zu einer gewissen Grenze hin
den Verfasser auf seinem Wege begleiten können. Selbstverständlich sind wir
weit davon entfernt zu leugnen, daß alles, was in die sichtbare Welt der Er¬
scheinung eingetreten ist, den Gesetzen derselben sich fügen muß; auch das
gestehen wir willig zu, daß das Getriebe der seelischen Elemente, der Vorstel¬
lungen, Empfindungen und Begehrungen nicht ein regelloses Spiel bildet, als
welches es uns erscheint, sondern einem gesetzlich geordneten Mechanismus folgt;
°ber zugleich behaupten wir, daß es in der Welt eine Kausalität gibt, welche
Ulchts als solche, nur Ursache, nicht Wirkung ist, deren Funktionen im letzten
Grunde nur aus ihr selbst folgen; wir meinen das sittliche Handeln. Wie sehr
°le Freiheit desselben bedingt sei, wie beschränkt ihr Spielraum, gegeben ihr
Objekt, veranlaßt ihr Thun durch Reize des psychischen Mechanismus, auch
^ne endliche Freiheit ist Freiheit, Wahlfreiheit. Im Zusammenhange mit dem
Determinismus Flügel's steht auch seine sensualistische Polemik gegen die an-
gebornen Ideen, wie auch wir, indem wir für die Freiheit eintreten, auch für
die Realität der angebornen Ideen Partei nehmen müssen. Denn nur durch
°le Ideen, mit ihnen sich einend, gewinnt die Freiheit Macht, das Spiel des
psychischen Mechanismus zu leiten. Die Freiheit und die Ideen sind wesentlich
Grenzbowi III. 1879. 46
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