Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite

selbst abhohlen und an die Behörde schaffen wolltest, ohne Aufsehen, und damit
man selbst bey mir uicht wüßte wo sie eigentlich hinkommen. Ich habe Ordre
gestellt, daß das Geld entweder Dir oder Deinem Bedienten gegen Quittung
soll verabfolgt werden." Am 13. Januar erfolgte die Anzeige des Herzogs an
Goethe, daß das Geld bei ihm parat läge (Briefwechsel Carl August's mit
Goethe I. 243 Ur. 134 und Düntzer, Carl Angust und Goethe II. 178 Anm. 2).
Jedoch hielt sich Goethe an diesem Tage noch in Jena auf, wie aus dem Briefe
Knebel's an ihn vom 13. Januar (a. a. O. S. 127, Ur. 129) hervorgeht:
"Lieber, ich muß Dir nur sagen, daß ich zwar Deinen Brief von Jena erhalten
habe, seitdem aber nichts weiter. Was machst Du denn in dem Saalathen?"
Nach Schiller's Kalender (S. 16) reiste er am 17. Januar nach Weimar zurück.
Unser Brief scheint seine Anwesenheit in Weimar vorauszusetzen und mag also
entweder noch am 17. Januar oder bald nachher geschrieben sein, jedenfalls
aber vor dem 28. Januar, da an diesem Tage Frau v. Frankenberg ans Gotha
an Caroline Herder die Anfrage stellt, ob diese nicht über den Empfang der
600 Thaler etwas an die Herzogin Louise -- durch deren Vermittelung haupt¬
sächlich der Herzog sich zur Zahlung bereit erklärt hatte -- schreiben müsse;
vgl. Preuß. Jahrbücher a. a. O. S. 174. -- Im Mai desselben Jahres erfolgte
dann eine zweite Zahlung von weiteren 600 Thalern von Seiten des Herzogs
an Herder, die ebenfalls durch Goethe's Hand ging; vgl. Briefwechsel zwischen
Carl August und Goethe I. S. 253. Aus Herder's Nachlaß I. S. 149. (Preuß.
Jahrbücher a. a. O. S. 176.)

Der im Anfang des Schreibens erwähnte, von Goethe an Knebel ver¬
sprochene Almanach wird nicht der von Schiller herausgegebene Musenalmanach
für das Jahr 1796 sein, da diesen -- er enthielt unter anderm von Goethe
auch dessen Venetianische Epigramme -- Knebel schon am 3. Januar (Brief¬
wechsel mit Goethe I. 126 Ur. 127) gelesen hatte. Es ist entweder der Musen-
Almanach fürs Jahr 1796, herausgegeben von Johann Heinrich Voß, der von
Goethe "Die Liebesgötter auf dem Markte" und "Das Wiedersehn" enthält;
oder der "Musikalische Almanach von Johann Friedrich Reichardt. Berlin,
1796", in dem Goethe's Übersetzung einer Oai^onstt^ RoraMÄ unter dem
Titel "Der Federschmuck" (jetzt "Mode-Römerinnen" betitelt), von Reichardt
komponirt, sich befindet.

Der zweite Brief, ein Blatt gewöhnlichen Schreibpapiers, auf beiden
Seiten beschrieben, jedoch dem Schreiber diktirt -- nur das unterschriebene G.
ist eigenhändig --, nimmt unser Interesse' in höherem Maße in Anspruch als
das vorher besprochene kurze Billet. Ein Stück aus ihm -- der fünfte Absatz --
ist allerdings schon von Riemer in seinen Mittheilungen über Goethe II.


selbst abhohlen und an die Behörde schaffen wolltest, ohne Aufsehen, und damit
man selbst bey mir uicht wüßte wo sie eigentlich hinkommen. Ich habe Ordre
gestellt, daß das Geld entweder Dir oder Deinem Bedienten gegen Quittung
soll verabfolgt werden." Am 13. Januar erfolgte die Anzeige des Herzogs an
Goethe, daß das Geld bei ihm parat läge (Briefwechsel Carl August's mit
Goethe I. 243 Ur. 134 und Düntzer, Carl Angust und Goethe II. 178 Anm. 2).
Jedoch hielt sich Goethe an diesem Tage noch in Jena auf, wie aus dem Briefe
Knebel's an ihn vom 13. Januar (a. a. O. S. 127, Ur. 129) hervorgeht:
„Lieber, ich muß Dir nur sagen, daß ich zwar Deinen Brief von Jena erhalten
habe, seitdem aber nichts weiter. Was machst Du denn in dem Saalathen?"
Nach Schiller's Kalender (S. 16) reiste er am 17. Januar nach Weimar zurück.
Unser Brief scheint seine Anwesenheit in Weimar vorauszusetzen und mag also
entweder noch am 17. Januar oder bald nachher geschrieben sein, jedenfalls
aber vor dem 28. Januar, da an diesem Tage Frau v. Frankenberg ans Gotha
an Caroline Herder die Anfrage stellt, ob diese nicht über den Empfang der
600 Thaler etwas an die Herzogin Louise — durch deren Vermittelung haupt¬
sächlich der Herzog sich zur Zahlung bereit erklärt hatte — schreiben müsse;
vgl. Preuß. Jahrbücher a. a. O. S. 174. — Im Mai desselben Jahres erfolgte
dann eine zweite Zahlung von weiteren 600 Thalern von Seiten des Herzogs
an Herder, die ebenfalls durch Goethe's Hand ging; vgl. Briefwechsel zwischen
Carl August und Goethe I. S. 253. Aus Herder's Nachlaß I. S. 149. (Preuß.
Jahrbücher a. a. O. S. 176.)

Der im Anfang des Schreibens erwähnte, von Goethe an Knebel ver¬
sprochene Almanach wird nicht der von Schiller herausgegebene Musenalmanach
für das Jahr 1796 sein, da diesen — er enthielt unter anderm von Goethe
auch dessen Venetianische Epigramme — Knebel schon am 3. Januar (Brief¬
wechsel mit Goethe I. 126 Ur. 127) gelesen hatte. Es ist entweder der Musen-
Almanach fürs Jahr 1796, herausgegeben von Johann Heinrich Voß, der von
Goethe „Die Liebesgötter auf dem Markte" und „Das Wiedersehn" enthält;
oder der „Musikalische Almanach von Johann Friedrich Reichardt. Berlin,
1796", in dem Goethe's Übersetzung einer Oai^onstt^ RoraMÄ unter dem
Titel „Der Federschmuck" (jetzt „Mode-Römerinnen" betitelt), von Reichardt
komponirt, sich befindet.

Der zweite Brief, ein Blatt gewöhnlichen Schreibpapiers, auf beiden
Seiten beschrieben, jedoch dem Schreiber diktirt — nur das unterschriebene G.
ist eigenhändig —, nimmt unser Interesse' in höherem Maße in Anspruch als
das vorher besprochene kurze Billet. Ein Stück aus ihm — der fünfte Absatz —
ist allerdings schon von Riemer in seinen Mittheilungen über Goethe II.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0353" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142850"/>
            <p xml:id="ID_1025" prev="#ID_1024"> selbst abhohlen und an die Behörde schaffen wolltest, ohne Aufsehen, und damit<lb/>
man selbst bey mir uicht wüßte wo sie eigentlich hinkommen. Ich habe Ordre<lb/>
gestellt, daß das Geld entweder Dir oder Deinem Bedienten gegen Quittung<lb/>
soll verabfolgt werden." Am 13. Januar erfolgte die Anzeige des Herzogs an<lb/>
Goethe, daß das Geld bei ihm parat läge (Briefwechsel Carl August's mit<lb/>
Goethe I. 243 Ur. 134 und Düntzer, Carl Angust und Goethe II. 178 Anm. 2).<lb/>
Jedoch hielt sich Goethe an diesem Tage noch in Jena auf, wie aus dem Briefe<lb/>
Knebel's an ihn vom 13. Januar (a. a. O. S. 127, Ur. 129) hervorgeht:<lb/>
&#x201E;Lieber, ich muß Dir nur sagen, daß ich zwar Deinen Brief von Jena erhalten<lb/>
habe, seitdem aber nichts weiter. Was machst Du denn in dem Saalathen?"<lb/>
Nach Schiller's Kalender (S. 16) reiste er am 17. Januar nach Weimar zurück.<lb/>
Unser Brief scheint seine Anwesenheit in Weimar vorauszusetzen und mag also<lb/>
entweder noch am 17. Januar oder bald nachher geschrieben sein, jedenfalls<lb/>
aber vor dem 28. Januar, da an diesem Tage Frau v. Frankenberg ans Gotha<lb/>
an Caroline Herder die Anfrage stellt, ob diese nicht über den Empfang der<lb/>
600 Thaler etwas an die Herzogin Louise &#x2014; durch deren Vermittelung haupt¬<lb/>
sächlich der Herzog sich zur Zahlung bereit erklärt hatte &#x2014; schreiben müsse;<lb/>
vgl. Preuß. Jahrbücher a. a. O. S. 174. &#x2014; Im Mai desselben Jahres erfolgte<lb/>
dann eine zweite Zahlung von weiteren 600 Thalern von Seiten des Herzogs<lb/>
an Herder, die ebenfalls durch Goethe's Hand ging; vgl. Briefwechsel zwischen<lb/>
Carl August und Goethe I. S. 253. Aus Herder's Nachlaß I. S. 149. (Preuß.<lb/>
Jahrbücher a. a. O. S. 176.)</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1026"> Der im Anfang des Schreibens erwähnte, von Goethe an Knebel ver¬<lb/>
sprochene Almanach wird nicht der von Schiller herausgegebene Musenalmanach<lb/>
für das Jahr 1796 sein, da diesen &#x2014; er enthielt unter anderm von Goethe<lb/>
auch dessen Venetianische Epigramme &#x2014; Knebel schon am 3. Januar (Brief¬<lb/>
wechsel mit Goethe I. 126 Ur. 127) gelesen hatte. Es ist entweder der Musen-<lb/>
Almanach fürs Jahr 1796, herausgegeben von Johann Heinrich Voß, der von<lb/>
Goethe &#x201E;Die Liebesgötter auf dem Markte" und &#x201E;Das Wiedersehn" enthält;<lb/>
oder der &#x201E;Musikalische Almanach von Johann Friedrich Reichardt. Berlin,<lb/>
1796", in dem Goethe's Übersetzung einer Oai^onstt^ RoraMÄ unter dem<lb/>
Titel &#x201E;Der Federschmuck" (jetzt &#x201E;Mode-Römerinnen" betitelt), von Reichardt<lb/>
komponirt, sich befindet.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1027" next="#ID_1028"> Der zweite Brief, ein Blatt gewöhnlichen Schreibpapiers, auf beiden<lb/>
Seiten beschrieben, jedoch dem Schreiber diktirt &#x2014; nur das unterschriebene G.<lb/>
ist eigenhändig &#x2014;, nimmt unser Interesse' in höherem Maße in Anspruch als<lb/>
das vorher besprochene kurze Billet. Ein Stück aus ihm &#x2014; der fünfte Absatz &#x2014;<lb/>
ist allerdings schon von Riemer in seinen Mittheilungen über Goethe II.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0353] selbst abhohlen und an die Behörde schaffen wolltest, ohne Aufsehen, und damit man selbst bey mir uicht wüßte wo sie eigentlich hinkommen. Ich habe Ordre gestellt, daß das Geld entweder Dir oder Deinem Bedienten gegen Quittung soll verabfolgt werden." Am 13. Januar erfolgte die Anzeige des Herzogs an Goethe, daß das Geld bei ihm parat läge (Briefwechsel Carl August's mit Goethe I. 243 Ur. 134 und Düntzer, Carl Angust und Goethe II. 178 Anm. 2). Jedoch hielt sich Goethe an diesem Tage noch in Jena auf, wie aus dem Briefe Knebel's an ihn vom 13. Januar (a. a. O. S. 127, Ur. 129) hervorgeht: „Lieber, ich muß Dir nur sagen, daß ich zwar Deinen Brief von Jena erhalten habe, seitdem aber nichts weiter. Was machst Du denn in dem Saalathen?" Nach Schiller's Kalender (S. 16) reiste er am 17. Januar nach Weimar zurück. Unser Brief scheint seine Anwesenheit in Weimar vorauszusetzen und mag also entweder noch am 17. Januar oder bald nachher geschrieben sein, jedenfalls aber vor dem 28. Januar, da an diesem Tage Frau v. Frankenberg ans Gotha an Caroline Herder die Anfrage stellt, ob diese nicht über den Empfang der 600 Thaler etwas an die Herzogin Louise — durch deren Vermittelung haupt¬ sächlich der Herzog sich zur Zahlung bereit erklärt hatte — schreiben müsse; vgl. Preuß. Jahrbücher a. a. O. S. 174. — Im Mai desselben Jahres erfolgte dann eine zweite Zahlung von weiteren 600 Thalern von Seiten des Herzogs an Herder, die ebenfalls durch Goethe's Hand ging; vgl. Briefwechsel zwischen Carl August und Goethe I. S. 253. Aus Herder's Nachlaß I. S. 149. (Preuß. Jahrbücher a. a. O. S. 176.) Der im Anfang des Schreibens erwähnte, von Goethe an Knebel ver¬ sprochene Almanach wird nicht der von Schiller herausgegebene Musenalmanach für das Jahr 1796 sein, da diesen — er enthielt unter anderm von Goethe auch dessen Venetianische Epigramme — Knebel schon am 3. Januar (Brief¬ wechsel mit Goethe I. 126 Ur. 127) gelesen hatte. Es ist entweder der Musen- Almanach fürs Jahr 1796, herausgegeben von Johann Heinrich Voß, der von Goethe „Die Liebesgötter auf dem Markte" und „Das Wiedersehn" enthält; oder der „Musikalische Almanach von Johann Friedrich Reichardt. Berlin, 1796", in dem Goethe's Übersetzung einer Oai^onstt^ RoraMÄ unter dem Titel „Der Federschmuck" (jetzt „Mode-Römerinnen" betitelt), von Reichardt komponirt, sich befindet. Der zweite Brief, ein Blatt gewöhnlichen Schreibpapiers, auf beiden Seiten beschrieben, jedoch dem Schreiber diktirt — nur das unterschriebene G. ist eigenhändig —, nimmt unser Interesse' in höherem Maße in Anspruch als das vorher besprochene kurze Billet. Ein Stück aus ihm — der fünfte Absatz — ist allerdings schon von Riemer in seinen Mittheilungen über Goethe II.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/353
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/353>, abgerufen am 27.11.2024.