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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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Auch in diesem nimm*) die näher schreitende Pandora freundlich auf. Es ist
ein herzliches Kind, das ich gut auszustatten gedencke.

Mit den Dresdnern habe ich gleich gebrochen. Denn ob ich gleich Adam
Müller sehr schätze und von Kleist kein gemeines Talent ist, so merckte ich doch
nur allzugeschwind, daß ihr Phöbus in eine Art von ?dsdris übergehen würde;
und es ist ein probates Sprichwort, das man nur nicht oft genug vor Augen
hat: der erste Undanck ist besser als der letzte.'

Von Runge habe ich eine sehr interessante Sendung Zeichnungen erhalten,
aus denen man dieses vorzügliche Talent immermehr schätzen lernt, das aber
leider anch nicht zur Ausbildung kommen und in diesem doppelt und dreyfachen
Zeitenwnst zu Grunde gehen wird. Lebe recht wohl. Wir wollen suchen noch
einige Zeit suxsrstitss zu bleiben. Grüße die Deinigen von mir u meinem
G. Hause zum schönsten.




Beide, meines Wissens bisher ungedruckte Briefe sind enthalten in der
Handschrift der Königlichen Bibliothek zu Berlin Uf. vorm. Hrmrt. 521, die
Goethe's Briefe an Knebel umfaßt, und der als Anhang einige undatirte, von
Guhrauer nicht aufgenommene, meist kleinere Billets hinzugefügt sind. Guhrauer
hat entschieden beide oben abgedruckte, im erwähnten Anhang als Ur. 6 und
Ur. 14 bezeichnete Schreiben nicht einzureihen gewußt, obschon ihre chrono¬
logische Bestimmung sich mit Leichtigkeit geben läßt.

Der erste Brief, von Goethe eigenhändig auf ein kleines Oktavblättchen
gewöhnlichen Schreibpapiers geschrieben, ist als ein Schlußstein der ersten
Periode jener unerquicklichen Herder'schen Finanz-Angelegenheit, über welche
jüngst Suphan im Januar-, Februar- und Aprilheft der Preußischen Jahr¬
bücher 1879 so lichtvoll sich verbreitet, anzusehen. Gegen Schluß des Jahres
1795 hatte der Herzog eingewilligt, an Herder 1200 Thaler auszahlen zu
wollen. Am 3. Januar 1796 schreibt Knebel (Briefwechsel zwischen Goethe
und Knebel I. 126, Ur. 127) an Goethe, der an diesem Tage nach Jena reist
(Aus Herder's Nachlaß I, 149. Schiller's Kalender S. 15) und der, da er
nicht persönlich mit Frau Herder mehr verhandeln wollte, jenen um seine Ver¬
mittelung ersucht hatte: "Ich danke Dir, Lieber für Deine freundschaftliche
Vorsorge (so ist statt ,Vorfrage° zu lesen) in allem und werde das übersandte
wohl behändigen"; am 6. Januar schreibt Goethe aus Jena an Knebel (a. a. O.
Ur. 128): "Aus meinem Hause wird man Dir melden wenn die 600 Thlr.
für Herder anlangen. Es wäre mir lieb wenn Dn sie alsdann eines Abends



*) Nimmt der Schreiber, durch Ausstreichen c>el>essere.

Auch in diesem nimm*) die näher schreitende Pandora freundlich auf. Es ist
ein herzliches Kind, das ich gut auszustatten gedencke.

Mit den Dresdnern habe ich gleich gebrochen. Denn ob ich gleich Adam
Müller sehr schätze und von Kleist kein gemeines Talent ist, so merckte ich doch
nur allzugeschwind, daß ihr Phöbus in eine Art von ?dsdris übergehen würde;
und es ist ein probates Sprichwort, das man nur nicht oft genug vor Augen
hat: der erste Undanck ist besser als der letzte.'

Von Runge habe ich eine sehr interessante Sendung Zeichnungen erhalten,
aus denen man dieses vorzügliche Talent immermehr schätzen lernt, das aber
leider anch nicht zur Ausbildung kommen und in diesem doppelt und dreyfachen
Zeitenwnst zu Grunde gehen wird. Lebe recht wohl. Wir wollen suchen noch
einige Zeit suxsrstitss zu bleiben. Grüße die Deinigen von mir u meinem
G. Hause zum schönsten.




Beide, meines Wissens bisher ungedruckte Briefe sind enthalten in der
Handschrift der Königlichen Bibliothek zu Berlin Uf. vorm. Hrmrt. 521, die
Goethe's Briefe an Knebel umfaßt, und der als Anhang einige undatirte, von
Guhrauer nicht aufgenommene, meist kleinere Billets hinzugefügt sind. Guhrauer
hat entschieden beide oben abgedruckte, im erwähnten Anhang als Ur. 6 und
Ur. 14 bezeichnete Schreiben nicht einzureihen gewußt, obschon ihre chrono¬
logische Bestimmung sich mit Leichtigkeit geben läßt.

Der erste Brief, von Goethe eigenhändig auf ein kleines Oktavblättchen
gewöhnlichen Schreibpapiers geschrieben, ist als ein Schlußstein der ersten
Periode jener unerquicklichen Herder'schen Finanz-Angelegenheit, über welche
jüngst Suphan im Januar-, Februar- und Aprilheft der Preußischen Jahr¬
bücher 1879 so lichtvoll sich verbreitet, anzusehen. Gegen Schluß des Jahres
1795 hatte der Herzog eingewilligt, an Herder 1200 Thaler auszahlen zu
wollen. Am 3. Januar 1796 schreibt Knebel (Briefwechsel zwischen Goethe
und Knebel I. 126, Ur. 127) an Goethe, der an diesem Tage nach Jena reist
(Aus Herder's Nachlaß I, 149. Schiller's Kalender S. 15) und der, da er
nicht persönlich mit Frau Herder mehr verhandeln wollte, jenen um seine Ver¬
mittelung ersucht hatte: „Ich danke Dir, Lieber für Deine freundschaftliche
Vorsorge (so ist statt ,Vorfrage° zu lesen) in allem und werde das übersandte
wohl behändigen"; am 6. Januar schreibt Goethe aus Jena an Knebel (a. a. O.
Ur. 128): „Aus meinem Hause wird man Dir melden wenn die 600 Thlr.
für Herder anlangen. Es wäre mir lieb wenn Dn sie alsdann eines Abends



*) Nimmt der Schreiber, durch Ausstreichen c>el>essere.
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[0352] Auch in diesem nimm*) die näher schreitende Pandora freundlich auf. Es ist ein herzliches Kind, das ich gut auszustatten gedencke. Mit den Dresdnern habe ich gleich gebrochen. Denn ob ich gleich Adam Müller sehr schätze und von Kleist kein gemeines Talent ist, so merckte ich doch nur allzugeschwind, daß ihr Phöbus in eine Art von ?dsdris übergehen würde; und es ist ein probates Sprichwort, das man nur nicht oft genug vor Augen hat: der erste Undanck ist besser als der letzte.' Von Runge habe ich eine sehr interessante Sendung Zeichnungen erhalten, aus denen man dieses vorzügliche Talent immermehr schätzen lernt, das aber leider anch nicht zur Ausbildung kommen und in diesem doppelt und dreyfachen Zeitenwnst zu Grunde gehen wird. Lebe recht wohl. Wir wollen suchen noch einige Zeit suxsrstitss zu bleiben. Grüße die Deinigen von mir u meinem G. Hause zum schönsten. Beide, meines Wissens bisher ungedruckte Briefe sind enthalten in der Handschrift der Königlichen Bibliothek zu Berlin Uf. vorm. Hrmrt. 521, die Goethe's Briefe an Knebel umfaßt, und der als Anhang einige undatirte, von Guhrauer nicht aufgenommene, meist kleinere Billets hinzugefügt sind. Guhrauer hat entschieden beide oben abgedruckte, im erwähnten Anhang als Ur. 6 und Ur. 14 bezeichnete Schreiben nicht einzureihen gewußt, obschon ihre chrono¬ logische Bestimmung sich mit Leichtigkeit geben läßt. Der erste Brief, von Goethe eigenhändig auf ein kleines Oktavblättchen gewöhnlichen Schreibpapiers geschrieben, ist als ein Schlußstein der ersten Periode jener unerquicklichen Herder'schen Finanz-Angelegenheit, über welche jüngst Suphan im Januar-, Februar- und Aprilheft der Preußischen Jahr¬ bücher 1879 so lichtvoll sich verbreitet, anzusehen. Gegen Schluß des Jahres 1795 hatte der Herzog eingewilligt, an Herder 1200 Thaler auszahlen zu wollen. Am 3. Januar 1796 schreibt Knebel (Briefwechsel zwischen Goethe und Knebel I. 126, Ur. 127) an Goethe, der an diesem Tage nach Jena reist (Aus Herder's Nachlaß I, 149. Schiller's Kalender S. 15) und der, da er nicht persönlich mit Frau Herder mehr verhandeln wollte, jenen um seine Ver¬ mittelung ersucht hatte: „Ich danke Dir, Lieber für Deine freundschaftliche Vorsorge (so ist statt ,Vorfrage° zu lesen) in allem und werde das übersandte wohl behändigen"; am 6. Januar schreibt Goethe aus Jena an Knebel (a. a. O. Ur. 128): „Aus meinem Hause wird man Dir melden wenn die 600 Thlr. für Herder anlangen. Es wäre mir lieb wenn Dn sie alsdann eines Abends *) Nimmt der Schreiber, durch Ausstreichen c>el>essere.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/352>, abgerufen am 27.11.2024.