Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.Hoffnungslosigkeit einer besonderen Greenbackpartei so deutlich demonstrirt, daß Fragen wir, worin die eigentliche Ursache aller dieser beklagenswerthen Hoffnungslosigkeit einer besonderen Greenbackpartei so deutlich demonstrirt, daß Fragen wir, worin die eigentliche Ursache aller dieser beklagenswerthen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0341" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142838"/> <p xml:id="ID_991" prev="#ID_990"> Hoffnungslosigkeit einer besonderen Greenbackpartei so deutlich demonstrirt, daß<lb/> solche Greenbackler im Kongresse, die früher zu den Republikanern gehörten,<lb/> sich eher wieder diesen zuwenden, als mit der zu den gewaltthätigsten Mitteln<lb/> sich hinneigenden demokratischen Partei stimmen werden. Einen großen posi¬<lb/> tiven Schaden braucht man mithin für die Union vom nächsten Kongresse nicht<lb/> gerade zu fürchten; falls die demokratische Partei auch geneigt und stark genug<lb/> wäre, ihn durch ihre gesetzgeberischen Maßregeln zu versuchen, so würde doch<lb/> Präsident Hayes den Schild des Veto vorhalten und auf diese Weise, da die<lb/> Demokraten über keine Zweidrittel-Majorität verfügen, das Uebel vom ameri¬<lb/> kanischen Volke abwenden. Aber soviel ist doch schon jetzt sicher, daß der im<lb/> Dezember zusammentretende Kongreß auch nicht viel positiv Gutes und Heil¬<lb/> sames schaffen wird. Seine Sitzung wird, wie die letzte, sich fast nur um<lb/> Parteikämpfe drehen. Sein Thun und Lassen wird in der Hauptsache die<lb/> nächste Präsidentenwahl zum Gegenstande und vornehmsten Zwecke haben.<lb/> Die nordamerikanische Union wird von jetzt an bis zum November 1880, ja<lb/> vielleicht bis zum 4. März 1881, wo der neue Präsident in das „Weiße Haus"<lb/> einzieht, in zwei große politische Heerlager getheilt sein, die sich unerbittlich<lb/> und aufs heftigste bekämpfen — ein Kampf, dessen Ausgang nicht vorhergesagt<lb/> werden kann, und der möglicherweise die Vereinigten Staaten in die größten<lb/> Gefahren stürzt. „Das sind schlechte Aussichten," schreibt die „Westliche Post",<lb/> ein angesehenes deutsch-amerikanisches Blatt, „und es ist ein schlimmes Zeug¬<lb/> niß, wenn man sich sagen muß: Seien wir zufrieden, wenn wenigstens die<lb/> Republik bestehen bleibt. Wenn ein Volk vor seinen Gesetzgebern ein Kreuz<lb/> schlüge; wenn es froh ist, dieselben los zu sein; wenn es ihm genügt, daß die¬<lb/> selben wenigstens keinen positiven Schaden anrichten; wenn es auf jede nützliche<lb/> und wohlthätige Gesetzgebung von vornherein verzichtet, dann ist das jedenfalls<lb/> ein Beweis, daß etwas faul, sehr faul in unserm nationalen Leben sein muß."</p><lb/> <p xml:id="ID_992" next="#ID_993"> Fragen wir, worin die eigentliche Ursache aller dieser beklagenswerthen<lb/> Zustände im politischen Leben der Vereinigten Staaten zu suchen ist, so ist als<lb/> solche entschieden die blinde, die eigene bessere Ueberzeugung nur zu oft ver¬<lb/> leugnende Parteianhänglichkeit auf der einen, und das ehrgeizige Be¬<lb/> streben absoluter Partei herrsch« se auf der andern Seite anzusehen. Es<lb/> waren goldene Worte, welche der Präsident Hayes bei seinem Amtsantritte sprach:<lb/> „Derjenige dient seiner Partei am besten, der dem Lande am besten dient".<lb/> Aber diese Worte wurden von vielen mißvergnügten, in ihren selbstsüchtigen<lb/> Hoffnungen getäuschten Parteiführern mit Spott und Hohn aufgenommen.<lb/> Das beutegierige Demagogenthum wollte das korrupte und korrumpirende<lb/> Parteitreiben nicht fahren lassen und suchte den opfermuthigen Patriotismus und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0341]
Hoffnungslosigkeit einer besonderen Greenbackpartei so deutlich demonstrirt, daß
solche Greenbackler im Kongresse, die früher zu den Republikanern gehörten,
sich eher wieder diesen zuwenden, als mit der zu den gewaltthätigsten Mitteln
sich hinneigenden demokratischen Partei stimmen werden. Einen großen posi¬
tiven Schaden braucht man mithin für die Union vom nächsten Kongresse nicht
gerade zu fürchten; falls die demokratische Partei auch geneigt und stark genug
wäre, ihn durch ihre gesetzgeberischen Maßregeln zu versuchen, so würde doch
Präsident Hayes den Schild des Veto vorhalten und auf diese Weise, da die
Demokraten über keine Zweidrittel-Majorität verfügen, das Uebel vom ameri¬
kanischen Volke abwenden. Aber soviel ist doch schon jetzt sicher, daß der im
Dezember zusammentretende Kongreß auch nicht viel positiv Gutes und Heil¬
sames schaffen wird. Seine Sitzung wird, wie die letzte, sich fast nur um
Parteikämpfe drehen. Sein Thun und Lassen wird in der Hauptsache die
nächste Präsidentenwahl zum Gegenstande und vornehmsten Zwecke haben.
Die nordamerikanische Union wird von jetzt an bis zum November 1880, ja
vielleicht bis zum 4. März 1881, wo der neue Präsident in das „Weiße Haus"
einzieht, in zwei große politische Heerlager getheilt sein, die sich unerbittlich
und aufs heftigste bekämpfen — ein Kampf, dessen Ausgang nicht vorhergesagt
werden kann, und der möglicherweise die Vereinigten Staaten in die größten
Gefahren stürzt. „Das sind schlechte Aussichten," schreibt die „Westliche Post",
ein angesehenes deutsch-amerikanisches Blatt, „und es ist ein schlimmes Zeug¬
niß, wenn man sich sagen muß: Seien wir zufrieden, wenn wenigstens die
Republik bestehen bleibt. Wenn ein Volk vor seinen Gesetzgebern ein Kreuz
schlüge; wenn es froh ist, dieselben los zu sein; wenn es ihm genügt, daß die¬
selben wenigstens keinen positiven Schaden anrichten; wenn es auf jede nützliche
und wohlthätige Gesetzgebung von vornherein verzichtet, dann ist das jedenfalls
ein Beweis, daß etwas faul, sehr faul in unserm nationalen Leben sein muß."
Fragen wir, worin die eigentliche Ursache aller dieser beklagenswerthen
Zustände im politischen Leben der Vereinigten Staaten zu suchen ist, so ist als
solche entschieden die blinde, die eigene bessere Ueberzeugung nur zu oft ver¬
leugnende Parteianhänglichkeit auf der einen, und das ehrgeizige Be¬
streben absoluter Partei herrsch« se auf der andern Seite anzusehen. Es
waren goldene Worte, welche der Präsident Hayes bei seinem Amtsantritte sprach:
„Derjenige dient seiner Partei am besten, der dem Lande am besten dient".
Aber diese Worte wurden von vielen mißvergnügten, in ihren selbstsüchtigen
Hoffnungen getäuschten Parteiführern mit Spott und Hohn aufgenommen.
Das beutegierige Demagogenthum wollte das korrupte und korrumpirende
Parteitreiben nicht fahren lassen und suchte den opfermuthigen Patriotismus und
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