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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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vor einigen Jahren 120000 Bäume, darunter 60000 ertragsfähige. Gerade in
den letzten Jahren ist aber die Pflanzung so emsig betrieben worden, daß diese
Zahlen nicht mehr zutreffen, und welcher Ausdehnung dieser Kultnrzweig noch
ferner fähig ist, beweist der Umstand, daß etwa eine Million Acres vorhanden
sind, die fast alle zu Anpflanzungen dienen können. Savaii besitzt die größten
Strecken flachen Landes oder sanft abfallenden Terrains, mehr als zwei Drittel
des ganzen Archipels, Tutnila etwa 60000 Acres.

Den zweiten Rang unter den Handelsprodukten der Insel nimmt die Baum¬
wolle ein. Den Erfolg dieser Kultur sichert die frische Seeluft, die gleich¬
mäßige Temperatur, das reiche Sonnenlicht und der lockere Boden. Der Strauch
wächst schnell, breitet seine Zweige weit aus und liefert ein Produkt von schöner,
schneeweißer Qualität. Am besten gedeihen die Sorten Kidney, Seel Island
und die peruanische Spezies. Zwei Jahresernten werden leicht erzielt, wobei
auf den Acre ein Ergebniß von 500 Pfund jährlich kommt. Die Reinigung
und weitere Bearbeitung der auf den Inseln gebauten Baumwolle wird durch
eine in Apia aufgestellte Dampfmaschine nebst Presse besorgt, die nöthigen Hand¬
arbeiten aber meist von samoanischen Knaben im Alter von acht bis fünfzehn
Jahren verrichtet, die dadurch einen guten Verdienst, in der Regel 1^ Schilling
für den Tag, haben.

Mit dem auf den Inseln wild wachsenden Zuckerrohr sind gegenwärtig
100 Acres bepflanzt; auch dieses Gewächs verspricht bei ausgedehnterem Anbau
und sachgemäßer Pflege eine rentable Anlage zu werden. Mit Kaffee sind
augenblicklich nur wenige Acres versuchsweise bestellt, doch versichert man, daß
auch der Kaffeestrauch, nach den bisherigen Erfahrungen, eine reichliche Frucht
von ausgezeichnetem Geschmack, der dem des Mocca sehr nahe kommt, trägt.
Tabak wächst wild oder wird vorläufig nur von den Eingebornen gebaut, die
ein Blatt von starkem, trefflichem Geschmack erzielen.

Nach der Ansicht Sachverständiger eignen sich für die Samoa-Jnseln in
hervorragender Weise zum Anbau: Baumwolle, Zucker, Kaffee, Tabak, Vanille,
Reis, Indigo, Zimmt, echte Muskatnuß, Ingwer, Arrowwurzel und die ver¬
schiedenen ölproduzirenden Bäume. Die wichtigsten Kolonialwaaren also ver¬
sprechen eine lohnende Ausbeute, und so ergibt sich aus dieser Thatsache die
Bedeutung der Inseln für den deutschen Handel von selbst.

Aber auch für Thee bietet nach der Meinung von Kennern kein Klima
oder Land günstigere Bedingungen, und der Anbau desselben ist umsomehr zu
empfehlen, als der Aufwand an erforderlicher Arbeit im Vergleich z. B. mit
Zucker und Kaffee sehr gering ist. Die Theepflanze fügt sich den verschiedenen
Temperaturen in einer dem Kaffee unmöglichen Weise, sie ist äußerst wider¬
standsfähig und trägt eine Frucht, welche Regen und Sturm trotzt. Sie wächst


vor einigen Jahren 120000 Bäume, darunter 60000 ertragsfähige. Gerade in
den letzten Jahren ist aber die Pflanzung so emsig betrieben worden, daß diese
Zahlen nicht mehr zutreffen, und welcher Ausdehnung dieser Kultnrzweig noch
ferner fähig ist, beweist der Umstand, daß etwa eine Million Acres vorhanden
sind, die fast alle zu Anpflanzungen dienen können. Savaii besitzt die größten
Strecken flachen Landes oder sanft abfallenden Terrains, mehr als zwei Drittel
des ganzen Archipels, Tutnila etwa 60000 Acres.

Den zweiten Rang unter den Handelsprodukten der Insel nimmt die Baum¬
wolle ein. Den Erfolg dieser Kultur sichert die frische Seeluft, die gleich¬
mäßige Temperatur, das reiche Sonnenlicht und der lockere Boden. Der Strauch
wächst schnell, breitet seine Zweige weit aus und liefert ein Produkt von schöner,
schneeweißer Qualität. Am besten gedeihen die Sorten Kidney, Seel Island
und die peruanische Spezies. Zwei Jahresernten werden leicht erzielt, wobei
auf den Acre ein Ergebniß von 500 Pfund jährlich kommt. Die Reinigung
und weitere Bearbeitung der auf den Inseln gebauten Baumwolle wird durch
eine in Apia aufgestellte Dampfmaschine nebst Presse besorgt, die nöthigen Hand¬
arbeiten aber meist von samoanischen Knaben im Alter von acht bis fünfzehn
Jahren verrichtet, die dadurch einen guten Verdienst, in der Regel 1^ Schilling
für den Tag, haben.

Mit dem auf den Inseln wild wachsenden Zuckerrohr sind gegenwärtig
100 Acres bepflanzt; auch dieses Gewächs verspricht bei ausgedehnterem Anbau
und sachgemäßer Pflege eine rentable Anlage zu werden. Mit Kaffee sind
augenblicklich nur wenige Acres versuchsweise bestellt, doch versichert man, daß
auch der Kaffeestrauch, nach den bisherigen Erfahrungen, eine reichliche Frucht
von ausgezeichnetem Geschmack, der dem des Mocca sehr nahe kommt, trägt.
Tabak wächst wild oder wird vorläufig nur von den Eingebornen gebaut, die
ein Blatt von starkem, trefflichem Geschmack erzielen.

Nach der Ansicht Sachverständiger eignen sich für die Samoa-Jnseln in
hervorragender Weise zum Anbau: Baumwolle, Zucker, Kaffee, Tabak, Vanille,
Reis, Indigo, Zimmt, echte Muskatnuß, Ingwer, Arrowwurzel und die ver¬
schiedenen ölproduzirenden Bäume. Die wichtigsten Kolonialwaaren also ver¬
sprechen eine lohnende Ausbeute, und so ergibt sich aus dieser Thatsache die
Bedeutung der Inseln für den deutschen Handel von selbst.

Aber auch für Thee bietet nach der Meinung von Kennern kein Klima
oder Land günstigere Bedingungen, und der Anbau desselben ist umsomehr zu
empfehlen, als der Aufwand an erforderlicher Arbeit im Vergleich z. B. mit
Zucker und Kaffee sehr gering ist. Die Theepflanze fügt sich den verschiedenen
Temperaturen in einer dem Kaffee unmöglichen Weise, sie ist äußerst wider¬
standsfähig und trägt eine Frucht, welche Regen und Sturm trotzt. Sie wächst


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/294>, abgerufen am 01.09.2024.