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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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tretung des Hafens von Pag" Pagv als amerikanische Flottenstation, Kvhleu-
niederlage und Werst ihrer Dampferlinie zu erreichen (17. Febr. 1872). Auf
Anregung derselben nahmen die Samoaner eine (seitdem schon wieder geänderte)
Nationalflagge an. Bald auch gründete sich in San Francisco eine Osntral
VolMssian I^Ariel auel Ooiiun.si'oiÄl Lompan^, deren Präsident der Besitzer der
Dampferliuie, Mr. Webb, war. Ein vielversprechender Prospekt meldete, daß
die Gesellschaft 414 Quadratmeilen Land gekauft habe, obwohl die Inseln gar
nicht so viel Areal enthalten, und vortreffliche Geschäfte mache, und stellte den
Inseln das glänzendste Prognostikon. Indeß, man wird auf den Inseln ver¬
geblich nach den Ländereien jener mit 1000000 Dollars begründeten Gesell¬
schaft suchen, trotzdem daß die Amerikaner zuerst durch einen Freundschaftsver¬
trag das Bürgerrecht auf den Inseln erlangt haben. Noch wie vor dominiren
auf ihnen die Ansiedelungen und Unternehmungen der Deutschen, die in Folge
des wenn auch lange verzögerten Abschlusses des Freuudschaftsvertrages der
Zukunft ruhig ins Auge sehen dürfen. Den Mittelpunkt des deutschen Handels so¬
wohl für den Samoci-, als auch für die Nachbar-Archipele bildet Avici, aus Upolu ge¬
legen. An seinem Hafen entlang, der durch zwei vorspringende Landzungen gebildet
wird, breitet sich eine von dem Flusse Sigago durchströmte Niederung aus. Grade
zwischen den beiden Landspitzen tritt das Korallenriff in ziemlicher Breite zurück,
während der so geschaffene breite Kanal durch eine vom Lande aus hervor¬
tretende Korallenbank in zwei Becken getrennt wird. Das größere derselben,
im Osten gelegen, welches gewöhnlich als Ankerplatz benutzt wird, nimmt den
Sigagofluß auf, und an ihm liegt die Stadt Apia, deren Einwohnerzahl auf
3000 angegeben wird. Doch ziehen sich am ganzen Ufer entlang bis zum
westlichen kleineren Becken, das zwar schwerer zugänglich, aber besser geschützt
ist, unter verschiedenen Namen kaufmännische und kirchliche Gebäude hin; am
kleinen Hafen sebst befindet sich die deutsche Faktorei, das deutsche Konsulat
und die deutsche Schiffswerft, an welche sich nach dem Innern des Landes zu
eine deutsche Plantage anschließt. Da der Hafen jedoch nach Norden zu offen
ist, gewährt er keine unbedingte Sicherheit gegen die Nordwinde. Etwa 250
Weiße haben ihren beständigen Aufenthalt in Apia, daneben gibt es noch eine
nach Zeit und Umständen fluktuirende Bevölkerung, denn nicht selten sind sechs
bis sieben große Schiffe mit Einladen beschäftigt.

Apia darf sich jetzt getrost mit den übrigen Verkehrsplätzen der polynesischen
Inselwelt, Honolulu, Papeete und Levuka, messen. In Apia werden nicht nur
die Erzeugnisse der eignen Inseln verladen, sondern auch die anderer Inseln
werden auf kleinen Schiffen dahin gesammelt. Neben der kleinen deutschen
Firma Hedemann Co. ist es vor allen Dingen die "Deutsche Handels¬
und Plantagen-Gesellschaft der Südseeinseln in Hamburg",


tretung des Hafens von Pag» Pagv als amerikanische Flottenstation, Kvhleu-
niederlage und Werst ihrer Dampferlinie zu erreichen (17. Febr. 1872). Auf
Anregung derselben nahmen die Samoaner eine (seitdem schon wieder geänderte)
Nationalflagge an. Bald auch gründete sich in San Francisco eine Osntral
VolMssian I^Ariel auel Ooiiun.si'oiÄl Lompan^, deren Präsident der Besitzer der
Dampferliuie, Mr. Webb, war. Ein vielversprechender Prospekt meldete, daß
die Gesellschaft 414 Quadratmeilen Land gekauft habe, obwohl die Inseln gar
nicht so viel Areal enthalten, und vortreffliche Geschäfte mache, und stellte den
Inseln das glänzendste Prognostikon. Indeß, man wird auf den Inseln ver¬
geblich nach den Ländereien jener mit 1000000 Dollars begründeten Gesell¬
schaft suchen, trotzdem daß die Amerikaner zuerst durch einen Freundschaftsver¬
trag das Bürgerrecht auf den Inseln erlangt haben. Noch wie vor dominiren
auf ihnen die Ansiedelungen und Unternehmungen der Deutschen, die in Folge
des wenn auch lange verzögerten Abschlusses des Freuudschaftsvertrages der
Zukunft ruhig ins Auge sehen dürfen. Den Mittelpunkt des deutschen Handels so¬
wohl für den Samoci-, als auch für die Nachbar-Archipele bildet Avici, aus Upolu ge¬
legen. An seinem Hafen entlang, der durch zwei vorspringende Landzungen gebildet
wird, breitet sich eine von dem Flusse Sigago durchströmte Niederung aus. Grade
zwischen den beiden Landspitzen tritt das Korallenriff in ziemlicher Breite zurück,
während der so geschaffene breite Kanal durch eine vom Lande aus hervor¬
tretende Korallenbank in zwei Becken getrennt wird. Das größere derselben,
im Osten gelegen, welches gewöhnlich als Ankerplatz benutzt wird, nimmt den
Sigagofluß auf, und an ihm liegt die Stadt Apia, deren Einwohnerzahl auf
3000 angegeben wird. Doch ziehen sich am ganzen Ufer entlang bis zum
westlichen kleineren Becken, das zwar schwerer zugänglich, aber besser geschützt
ist, unter verschiedenen Namen kaufmännische und kirchliche Gebäude hin; am
kleinen Hafen sebst befindet sich die deutsche Faktorei, das deutsche Konsulat
und die deutsche Schiffswerft, an welche sich nach dem Innern des Landes zu
eine deutsche Plantage anschließt. Da der Hafen jedoch nach Norden zu offen
ist, gewährt er keine unbedingte Sicherheit gegen die Nordwinde. Etwa 250
Weiße haben ihren beständigen Aufenthalt in Apia, daneben gibt es noch eine
nach Zeit und Umständen fluktuirende Bevölkerung, denn nicht selten sind sechs
bis sieben große Schiffe mit Einladen beschäftigt.

Apia darf sich jetzt getrost mit den übrigen Verkehrsplätzen der polynesischen
Inselwelt, Honolulu, Papeete und Levuka, messen. In Apia werden nicht nur
die Erzeugnisse der eignen Inseln verladen, sondern auch die anderer Inseln
werden auf kleinen Schiffen dahin gesammelt. Neben der kleinen deutschen
Firma Hedemann Co. ist es vor allen Dingen die „Deutsche Handels¬
und Plantagen-Gesellschaft der Südseeinseln in Hamburg",


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[0292] tretung des Hafens von Pag» Pagv als amerikanische Flottenstation, Kvhleu- niederlage und Werst ihrer Dampferlinie zu erreichen (17. Febr. 1872). Auf Anregung derselben nahmen die Samoaner eine (seitdem schon wieder geänderte) Nationalflagge an. Bald auch gründete sich in San Francisco eine Osntral VolMssian I^Ariel auel Ooiiun.si'oiÄl Lompan^, deren Präsident der Besitzer der Dampferliuie, Mr. Webb, war. Ein vielversprechender Prospekt meldete, daß die Gesellschaft 414 Quadratmeilen Land gekauft habe, obwohl die Inseln gar nicht so viel Areal enthalten, und vortreffliche Geschäfte mache, und stellte den Inseln das glänzendste Prognostikon. Indeß, man wird auf den Inseln ver¬ geblich nach den Ländereien jener mit 1000000 Dollars begründeten Gesell¬ schaft suchen, trotzdem daß die Amerikaner zuerst durch einen Freundschaftsver¬ trag das Bürgerrecht auf den Inseln erlangt haben. Noch wie vor dominiren auf ihnen die Ansiedelungen und Unternehmungen der Deutschen, die in Folge des wenn auch lange verzögerten Abschlusses des Freuudschaftsvertrages der Zukunft ruhig ins Auge sehen dürfen. Den Mittelpunkt des deutschen Handels so¬ wohl für den Samoci-, als auch für die Nachbar-Archipele bildet Avici, aus Upolu ge¬ legen. An seinem Hafen entlang, der durch zwei vorspringende Landzungen gebildet wird, breitet sich eine von dem Flusse Sigago durchströmte Niederung aus. Grade zwischen den beiden Landspitzen tritt das Korallenriff in ziemlicher Breite zurück, während der so geschaffene breite Kanal durch eine vom Lande aus hervor¬ tretende Korallenbank in zwei Becken getrennt wird. Das größere derselben, im Osten gelegen, welches gewöhnlich als Ankerplatz benutzt wird, nimmt den Sigagofluß auf, und an ihm liegt die Stadt Apia, deren Einwohnerzahl auf 3000 angegeben wird. Doch ziehen sich am ganzen Ufer entlang bis zum westlichen kleineren Becken, das zwar schwerer zugänglich, aber besser geschützt ist, unter verschiedenen Namen kaufmännische und kirchliche Gebäude hin; am kleinen Hafen sebst befindet sich die deutsche Faktorei, das deutsche Konsulat und die deutsche Schiffswerft, an welche sich nach dem Innern des Landes zu eine deutsche Plantage anschließt. Da der Hafen jedoch nach Norden zu offen ist, gewährt er keine unbedingte Sicherheit gegen die Nordwinde. Etwa 250 Weiße haben ihren beständigen Aufenthalt in Apia, daneben gibt es noch eine nach Zeit und Umständen fluktuirende Bevölkerung, denn nicht selten sind sechs bis sieben große Schiffe mit Einladen beschäftigt. Apia darf sich jetzt getrost mit den übrigen Verkehrsplätzen der polynesischen Inselwelt, Honolulu, Papeete und Levuka, messen. In Apia werden nicht nur die Erzeugnisse der eignen Inseln verladen, sondern auch die anderer Inseln werden auf kleinen Schiffen dahin gesammelt. Neben der kleinen deutschen Firma Hedemann Co. ist es vor allen Dingen die „Deutsche Handels¬ und Plantagen-Gesellschaft der Südseeinseln in Hamburg",

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/292>, abgerufen am 27.11.2024.