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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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müsse ihm eine arabische Uebersetzung der griechischen Sagengeschichte des
Kcillisthenes vorgelegen haben.

Die Erfindung unsrer Sage ist also jedenfalls den Parthern zuzuschreiben,
von denen sie die Juden zur Zeit der ersten Sassaniden entnommen haben.
Sie erfuhr aber von den Ravbinen eine nationale Umbildung, indem der Zug
Alexander's ins Land der Finsterniß zum Lebensquell in einen Zug nach dem
Paradiese verwandelt wurde. Den Ravbinen bot die Sage namentlich mit der
Episode von dem durch die Pforte des Paradieses zugeworfenen Schädel ein
passendes Beispiel zur Erläuterung und Bekräftigung des salomonischen
Spruches: Die Hölle und das Verderben sind nimmer satt, und des Menschen
Augen sind unersättlich. Aus diesem Grunde fand sie Aufnahme im babylo¬
nischen Talmud.

Nach der letzten noch zu erwähnenden Sage endlich, welche der jerusale¬
mische Talmud im Traktat Aboda fara erzählt, sucht Alexander bis zum
Himmel emporzubringen. Der Wortlaut der Sage ist folgender: "Alexander
der Makedonier wollte zum Himmel hinaufsteigen. Er stieg immer höher, bis
er endlich die Erde wie einen Ball und das Meer wie eine Schüssel unter
sich sah. Darum wird er auch mit einem Ball in der einen und mit einer
Schüssel in der andern Hand dargestellt." Rapoport bringt diese Sage mit
der auch bei griechischen Schriftstellern erwähnten Erzählung von einem Zuge
Alexander's nach dem Monde zusammen. Der Sinn beider Sagen kann kein
andrer sein, als der, Alexander als Eroberer und Beherrscher des ganzen
damals bekannten Erdballs darzustellen.


A. Wünsche.


Die Samoa-Inseln.
ii.

Noch ehe ein wissenschaftlicher Reisender die Samoa-Inseln betreten hatte,
waren die Missionäre mit ihrer belehrenden Thätigkeit dort aufgetreten, und
Dumont d'Urville war nicht wenig erstaunt, als ihm ein bekehrter Häuptling
eine Hafengebühr abforderte, die auf Anstiften der Missionäre von allen
ankommenden Schiffen verlangt werden sollte. Schon im Jahre 1830 hatte
der auf Rarotonga stationirte Missionär Williams auf einem selbsterbauten
Boote, das er den "Friedensboten" nannte, von einer innern Stimme getrieben


müsse ihm eine arabische Uebersetzung der griechischen Sagengeschichte des
Kcillisthenes vorgelegen haben.

Die Erfindung unsrer Sage ist also jedenfalls den Parthern zuzuschreiben,
von denen sie die Juden zur Zeit der ersten Sassaniden entnommen haben.
Sie erfuhr aber von den Ravbinen eine nationale Umbildung, indem der Zug
Alexander's ins Land der Finsterniß zum Lebensquell in einen Zug nach dem
Paradiese verwandelt wurde. Den Ravbinen bot die Sage namentlich mit der
Episode von dem durch die Pforte des Paradieses zugeworfenen Schädel ein
passendes Beispiel zur Erläuterung und Bekräftigung des salomonischen
Spruches: Die Hölle und das Verderben sind nimmer satt, und des Menschen
Augen sind unersättlich. Aus diesem Grunde fand sie Aufnahme im babylo¬
nischen Talmud.

Nach der letzten noch zu erwähnenden Sage endlich, welche der jerusale¬
mische Talmud im Traktat Aboda fara erzählt, sucht Alexander bis zum
Himmel emporzubringen. Der Wortlaut der Sage ist folgender: „Alexander
der Makedonier wollte zum Himmel hinaufsteigen. Er stieg immer höher, bis
er endlich die Erde wie einen Ball und das Meer wie eine Schüssel unter
sich sah. Darum wird er auch mit einem Ball in der einen und mit einer
Schüssel in der andern Hand dargestellt." Rapoport bringt diese Sage mit
der auch bei griechischen Schriftstellern erwähnten Erzählung von einem Zuge
Alexander's nach dem Monde zusammen. Der Sinn beider Sagen kann kein
andrer sein, als der, Alexander als Eroberer und Beherrscher des ganzen
damals bekannten Erdballs darzustellen.


A. Wünsche.


Die Samoa-Inseln.
ii.

Noch ehe ein wissenschaftlicher Reisender die Samoa-Inseln betreten hatte,
waren die Missionäre mit ihrer belehrenden Thätigkeit dort aufgetreten, und
Dumont d'Urville war nicht wenig erstaunt, als ihm ein bekehrter Häuptling
eine Hafengebühr abforderte, die auf Anstiften der Missionäre von allen
ankommenden Schiffen verlangt werden sollte. Schon im Jahre 1830 hatte
der auf Rarotonga stationirte Missionär Williams auf einem selbsterbauten
Boote, das er den „Friedensboten" nannte, von einer innern Stimme getrieben


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/286>, abgerufen am 27.11.2024.