Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.stehen eines Streites zwischen zwei Dörfern oder Häuptlingen nur zu gern Daß ihre Nahrung der Hauptsache nach aus Pflanzenstoffen besteht, kann stehen eines Streites zwischen zwei Dörfern oder Häuptlingen nur zu gern Daß ihre Nahrung der Hauptsache nach aus Pflanzenstoffen besteht, kann <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0238" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142735"/> <p xml:id="ID_683" prev="#ID_682"> stehen eines Streites zwischen zwei Dörfern oder Häuptlingen nur zu gern<lb/> dem Sinne des Wortes: Des tapfern Mannes Behagen sei Parteilichkeit.</p><lb/> <p xml:id="ID_684" next="#ID_685"> Daß ihre Nahrung der Hauptsache nach aus Pflanzenstoffen besteht, kann<lb/> nicht Wunder nehmen nach dem, was oben über die Thierwelt der Inseln gesagt<lb/> ist. Zugleich gereicht aber dieser Mangel an fleischgebenden Thieren ihnen selbst<lb/> zu großem Vortheil, denn es ist eine bekannte Thatsache, daß, je wärmer das<lb/> Klima wird, die Nahrung eine um so leichtere und von konsistenteren Stoffen freiere<lb/> werden muß, wenn nicht heftige Krankheiten eintreten sollen, ein Naturgesetz, dem sich<lb/> selbst die Fleischfresser xar sxoollonos, die Engländer, unterwerfen müssen. Doch<lb/> muß zur Steuer der Wahrheit gesagt werden, daß die Samociner die Fleisch-<lb/> nahrung nicht nur deshalb seltener genießen, weil sie ihnen schädlich dünkt,<lb/> sondern auch deshalb, weil die meisten schlachtbarm Thiere aus Australien her¬<lb/> beigeschafft werden müssen, sehr theuer sind und in Folge des unregelmäßigen<lb/> Verkehrs mitunter Mangel daran eintritt. Fast nur an hohen Festtagen genießt<lb/> der Samoaner seinen Schweinebraten, an den übrigen Tagen sättigt er sich mit<lb/> Pflanzenkost; an wurzelartigen Nahrungsstoffen, wie Jams und Taro, sowie<lb/> an Fruchtarten, wie Brotbaum und Bananen, herrscht kein Mangel. Besonders<lb/> der Brodfruchtbaum, der eine ganz geringe Pflege beansprucht, ist sehr ergiebig<lb/> und neun Monate hindurch mit saftigen Früchten geschmückt, die während der<lb/> unfruchtbaren drei Monate sich leicht aufbewahren lassen. Man sagt, daß drei<lb/> Brodfruchtbäume hinreichen, um einen Menschen zu ernähren. Und endlich möge<lb/> die Kokospalme, deren vielseitige Verwendbarkeit von je das Staunen der<lb/> Menschen errregt hat, genannt werden. Neben den Erzeugnissen des festen<lb/> Landes zieht der Samoaner auch die eßbaren Stoffe des Meeres zu seiner<lb/> Ernährung heran; hauptsächlich gilt dies von den zahlreichen Schildkröten und<lb/> Fischen. Letztere mit Salz bestreut und roh verzehrt machen die Lieblingsspeise<lb/> der sämmtlichen Südseeinsulaner aus, die ihnen selbst die Missionäre nicht haben<lb/> abgewöhnen können. Eßbare Muschelthiere gelten bei ihnen als eine eben so<lb/> große Delikatesse wie bei den Europäern die Austern. Auch was die Zubereitung<lb/> der Speisen betrifft, stehen die Samoaner keineswegs auf einer niedern Stufe,<lb/> sie verstehen es z. B. durch Eingrabung der Brodbaumfrüchte eine Art gegohrener<lb/> Speise herzustellen, und auch in Zusammenstellung verschiedener Stoffe verrathen<lb/> sie ein ziemliches Geschick. Eigenthümlich ist der Gebrauch, daß die Bereitung<lb/> der Speisen, das Backen des Brodes bei ihnen den Männern zufällt, er findet<lb/> aber vielleicht darin seine Erklärung, daß die auch bei ihnen gebräuchliche Er¬<lb/> zeugung des Feuers durch Reibung zweier Holzarten von verschiedener Härte<lb/> nur den kräftigen Armen der Männer gelang. Einheimische alkoholhaltige Getränke<lb/> waren ihnen vor der Berührung mit Europäern unbekannt, sie tranken die über<lb/> sämmtliche Inseln verbreitete Kawa. Diese wird aus den Wurzeln der Jankona</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0238]
stehen eines Streites zwischen zwei Dörfern oder Häuptlingen nur zu gern
dem Sinne des Wortes: Des tapfern Mannes Behagen sei Parteilichkeit.
Daß ihre Nahrung der Hauptsache nach aus Pflanzenstoffen besteht, kann
nicht Wunder nehmen nach dem, was oben über die Thierwelt der Inseln gesagt
ist. Zugleich gereicht aber dieser Mangel an fleischgebenden Thieren ihnen selbst
zu großem Vortheil, denn es ist eine bekannte Thatsache, daß, je wärmer das
Klima wird, die Nahrung eine um so leichtere und von konsistenteren Stoffen freiere
werden muß, wenn nicht heftige Krankheiten eintreten sollen, ein Naturgesetz, dem sich
selbst die Fleischfresser xar sxoollonos, die Engländer, unterwerfen müssen. Doch
muß zur Steuer der Wahrheit gesagt werden, daß die Samociner die Fleisch-
nahrung nicht nur deshalb seltener genießen, weil sie ihnen schädlich dünkt,
sondern auch deshalb, weil die meisten schlachtbarm Thiere aus Australien her¬
beigeschafft werden müssen, sehr theuer sind und in Folge des unregelmäßigen
Verkehrs mitunter Mangel daran eintritt. Fast nur an hohen Festtagen genießt
der Samoaner seinen Schweinebraten, an den übrigen Tagen sättigt er sich mit
Pflanzenkost; an wurzelartigen Nahrungsstoffen, wie Jams und Taro, sowie
an Fruchtarten, wie Brotbaum und Bananen, herrscht kein Mangel. Besonders
der Brodfruchtbaum, der eine ganz geringe Pflege beansprucht, ist sehr ergiebig
und neun Monate hindurch mit saftigen Früchten geschmückt, die während der
unfruchtbaren drei Monate sich leicht aufbewahren lassen. Man sagt, daß drei
Brodfruchtbäume hinreichen, um einen Menschen zu ernähren. Und endlich möge
die Kokospalme, deren vielseitige Verwendbarkeit von je das Staunen der
Menschen errregt hat, genannt werden. Neben den Erzeugnissen des festen
Landes zieht der Samoaner auch die eßbaren Stoffe des Meeres zu seiner
Ernährung heran; hauptsächlich gilt dies von den zahlreichen Schildkröten und
Fischen. Letztere mit Salz bestreut und roh verzehrt machen die Lieblingsspeise
der sämmtlichen Südseeinsulaner aus, die ihnen selbst die Missionäre nicht haben
abgewöhnen können. Eßbare Muschelthiere gelten bei ihnen als eine eben so
große Delikatesse wie bei den Europäern die Austern. Auch was die Zubereitung
der Speisen betrifft, stehen die Samoaner keineswegs auf einer niedern Stufe,
sie verstehen es z. B. durch Eingrabung der Brodbaumfrüchte eine Art gegohrener
Speise herzustellen, und auch in Zusammenstellung verschiedener Stoffe verrathen
sie ein ziemliches Geschick. Eigenthümlich ist der Gebrauch, daß die Bereitung
der Speisen, das Backen des Brodes bei ihnen den Männern zufällt, er findet
aber vielleicht darin seine Erklärung, daß die auch bei ihnen gebräuchliche Er¬
zeugung des Feuers durch Reibung zweier Holzarten von verschiedener Härte
nur den kräftigen Armen der Männer gelang. Einheimische alkoholhaltige Getränke
waren ihnen vor der Berührung mit Europäern unbekannt, sie tranken die über
sämmtliche Inseln verbreitete Kawa. Diese wird aus den Wurzeln der Jankona
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