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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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eines deutschen Kaufmanns, auf ihr eine Fischereistation anzulegen, mißglückte,
ist sie unbewohnt; an menschliche Thätigkeit erinnern nur noch die Kokos¬
palmen, welche bei jener Gelegenheit angepflanzt wurden. Streng genommen
und von physikalischem Standpunkte aus betrachtet, gehört Rose nicht mit zum
Samoa-Archipel, da es keine Spuren vulkanischer Thätigkeit zeigt, sondern seine
Entstehung lediglich den Arbeiten der Korallenthierchen verdankt.

Die 37 000 Einwohner der Samoa-Jnseln vertheilen sich so, daß 12 000 auf
Savaii, 20000 auf Upolu, 3700 auf Tutuila und 1300 auf Manna kommen.
Unterschiede zwischen den auf den verschiedenen Inseln wohnenden Menschen
sind zwar hervorgetreten, können aber nicht für so tiefgreifend angesehen werden,
daß die Bevölkerung nicht zusammen betrachtet werden dürfte. Köpermerkmale,
Sprache und Kulturstufe sind gleich, nur die größere oder geringere Wildheit
bezeichnet einen Unterschied.

Was die ethnographische Stellung der Südseeinsulaner anlangt, so herrschte
darüber bis vor kurzer Zeit große Unklarheit; indeß scheint es doch, als ob seit
dem sichtenden Verfahren Oskar Peschel's die Urtheilsfähigen sich dahin ge¬
einigt hätten, daß die Bewohner Australien's und der gesammten Inselwelt in
drei Hauptklassen zu ordnen seien: die Australier auf Australien und vordem
auf Tasmania, die Papua (Melanesier) auf dem sogenannten innern Jnsel-
gürtel und die Polynesier auf den übrigen Inseln der Südsee. Letztere gelten
als eine Abzweigung der Malayen, die sich von ihrem wahrscheinlichen Ursitz,
der Halbinsel Malakka, aus erst über die südostasiatischen Inseln verbreiteten
und im Laufe der Zeit immer weiter nach Osten vordrangen, bis sie ihre öst¬
lichste Station, die Osterinsel, erreichten. Die nördlichste Gruppe ihres Ver¬
breitungsgebietes bilden die Sandwichinseln, ihre südlichste Niederlassung ist
Neuseeland. Die Westgrenze nach den ans Papua und Malayen gemischten
Mikronesiern, bei denen jedoch der malayische Typus überwiegt, liegt zwischen
den Ellice- und den Gilbert-Inseln. Zu diesen Mikronesiern wurden von
älteren Reisenden, z. B. noch von Lesson, auch die Eingebornen der Scnnoa
gerechnet. Jacquinot aber, der Begleiter des mehrfach erwähnten Dumont
d'Urville, hat schlagend nachgewiesen, daß die ältere Auffassung irrig ist, und
daß die Samoaner als echte Polynesier, d. h. malayische Abkömmlinge, an¬
gesehen werden müssen. In der That besitzen sie die körperlichen Vorzüge
dieser Race in hervorragendem Maße. Die Männer sind groß, stark gebaut,
von kühnem Blick, ernsthaftem, würdevollem Gesichtsausdruck, schöner als alle
Polynesier, abgesehen von den Tonganern; ihr Körperwuchs ist schlank und
dabei kräftig, ihre Hautfarbe hell olivenbraun, das Haar dunkel, glatt und
schlicht, der Bartwuchs und die Leibesbehaaruug spärlich, die Gesichtszüge an¬
genehm und intelligent, die Augen schwarz, nicht selten groß und ausdrucks-


eines deutschen Kaufmanns, auf ihr eine Fischereistation anzulegen, mißglückte,
ist sie unbewohnt; an menschliche Thätigkeit erinnern nur noch die Kokos¬
palmen, welche bei jener Gelegenheit angepflanzt wurden. Streng genommen
und von physikalischem Standpunkte aus betrachtet, gehört Rose nicht mit zum
Samoa-Archipel, da es keine Spuren vulkanischer Thätigkeit zeigt, sondern seine
Entstehung lediglich den Arbeiten der Korallenthierchen verdankt.

Die 37 000 Einwohner der Samoa-Jnseln vertheilen sich so, daß 12 000 auf
Savaii, 20000 auf Upolu, 3700 auf Tutuila und 1300 auf Manna kommen.
Unterschiede zwischen den auf den verschiedenen Inseln wohnenden Menschen
sind zwar hervorgetreten, können aber nicht für so tiefgreifend angesehen werden,
daß die Bevölkerung nicht zusammen betrachtet werden dürfte. Köpermerkmale,
Sprache und Kulturstufe sind gleich, nur die größere oder geringere Wildheit
bezeichnet einen Unterschied.

Was die ethnographische Stellung der Südseeinsulaner anlangt, so herrschte
darüber bis vor kurzer Zeit große Unklarheit; indeß scheint es doch, als ob seit
dem sichtenden Verfahren Oskar Peschel's die Urtheilsfähigen sich dahin ge¬
einigt hätten, daß die Bewohner Australien's und der gesammten Inselwelt in
drei Hauptklassen zu ordnen seien: die Australier auf Australien und vordem
auf Tasmania, die Papua (Melanesier) auf dem sogenannten innern Jnsel-
gürtel und die Polynesier auf den übrigen Inseln der Südsee. Letztere gelten
als eine Abzweigung der Malayen, die sich von ihrem wahrscheinlichen Ursitz,
der Halbinsel Malakka, aus erst über die südostasiatischen Inseln verbreiteten
und im Laufe der Zeit immer weiter nach Osten vordrangen, bis sie ihre öst¬
lichste Station, die Osterinsel, erreichten. Die nördlichste Gruppe ihres Ver¬
breitungsgebietes bilden die Sandwichinseln, ihre südlichste Niederlassung ist
Neuseeland. Die Westgrenze nach den ans Papua und Malayen gemischten
Mikronesiern, bei denen jedoch der malayische Typus überwiegt, liegt zwischen
den Ellice- und den Gilbert-Inseln. Zu diesen Mikronesiern wurden von
älteren Reisenden, z. B. noch von Lesson, auch die Eingebornen der Scnnoa
gerechnet. Jacquinot aber, der Begleiter des mehrfach erwähnten Dumont
d'Urville, hat schlagend nachgewiesen, daß die ältere Auffassung irrig ist, und
daß die Samoaner als echte Polynesier, d. h. malayische Abkömmlinge, an¬
gesehen werden müssen. In der That besitzen sie die körperlichen Vorzüge
dieser Race in hervorragendem Maße. Die Männer sind groß, stark gebaut,
von kühnem Blick, ernsthaftem, würdevollem Gesichtsausdruck, schöner als alle
Polynesier, abgesehen von den Tonganern; ihr Körperwuchs ist schlank und
dabei kräftig, ihre Hautfarbe hell olivenbraun, das Haar dunkel, glatt und
schlicht, der Bartwuchs und die Leibesbehaaruug spärlich, die Gesichtszüge an¬
genehm und intelligent, die Augen schwarz, nicht selten groß und ausdrucks-


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[0236] eines deutschen Kaufmanns, auf ihr eine Fischereistation anzulegen, mißglückte, ist sie unbewohnt; an menschliche Thätigkeit erinnern nur noch die Kokos¬ palmen, welche bei jener Gelegenheit angepflanzt wurden. Streng genommen und von physikalischem Standpunkte aus betrachtet, gehört Rose nicht mit zum Samoa-Archipel, da es keine Spuren vulkanischer Thätigkeit zeigt, sondern seine Entstehung lediglich den Arbeiten der Korallenthierchen verdankt. Die 37 000 Einwohner der Samoa-Jnseln vertheilen sich so, daß 12 000 auf Savaii, 20000 auf Upolu, 3700 auf Tutuila und 1300 auf Manna kommen. Unterschiede zwischen den auf den verschiedenen Inseln wohnenden Menschen sind zwar hervorgetreten, können aber nicht für so tiefgreifend angesehen werden, daß die Bevölkerung nicht zusammen betrachtet werden dürfte. Köpermerkmale, Sprache und Kulturstufe sind gleich, nur die größere oder geringere Wildheit bezeichnet einen Unterschied. Was die ethnographische Stellung der Südseeinsulaner anlangt, so herrschte darüber bis vor kurzer Zeit große Unklarheit; indeß scheint es doch, als ob seit dem sichtenden Verfahren Oskar Peschel's die Urtheilsfähigen sich dahin ge¬ einigt hätten, daß die Bewohner Australien's und der gesammten Inselwelt in drei Hauptklassen zu ordnen seien: die Australier auf Australien und vordem auf Tasmania, die Papua (Melanesier) auf dem sogenannten innern Jnsel- gürtel und die Polynesier auf den übrigen Inseln der Südsee. Letztere gelten als eine Abzweigung der Malayen, die sich von ihrem wahrscheinlichen Ursitz, der Halbinsel Malakka, aus erst über die südostasiatischen Inseln verbreiteten und im Laufe der Zeit immer weiter nach Osten vordrangen, bis sie ihre öst¬ lichste Station, die Osterinsel, erreichten. Die nördlichste Gruppe ihres Ver¬ breitungsgebietes bilden die Sandwichinseln, ihre südlichste Niederlassung ist Neuseeland. Die Westgrenze nach den ans Papua und Malayen gemischten Mikronesiern, bei denen jedoch der malayische Typus überwiegt, liegt zwischen den Ellice- und den Gilbert-Inseln. Zu diesen Mikronesiern wurden von älteren Reisenden, z. B. noch von Lesson, auch die Eingebornen der Scnnoa gerechnet. Jacquinot aber, der Begleiter des mehrfach erwähnten Dumont d'Urville, hat schlagend nachgewiesen, daß die ältere Auffassung irrig ist, und daß die Samoaner als echte Polynesier, d. h. malayische Abkömmlinge, an¬ gesehen werden müssen. In der That besitzen sie die körperlichen Vorzüge dieser Race in hervorragendem Maße. Die Männer sind groß, stark gebaut, von kühnem Blick, ernsthaftem, würdevollem Gesichtsausdruck, schöner als alle Polynesier, abgesehen von den Tonganern; ihr Körperwuchs ist schlank und dabei kräftig, ihre Hautfarbe hell olivenbraun, das Haar dunkel, glatt und schlicht, der Bartwuchs und die Leibesbehaaruug spärlich, die Gesichtszüge an¬ genehm und intelligent, die Augen schwarz, nicht selten groß und ausdrucks-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/236>, abgerufen am 27.11.2024.