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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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deckt, und zahlreiche Farne und Pothosgewächse umkleiden den Fuß der Wald¬
riesen. Und während die amerikanischen Urwälder wegen des gewaltigen
Wuchses ihren Schlingpflanzen ein fast undurchdringliches Gewirr darbieten,
treibt auf diesen Inseln unter dem Schatten der hohen Baumkronen das Ge¬
sträuch und Schlingwerk spärlicher und gewährt die Möglichkeit, diese prächtigen
Wälder mit Leichtigkeit zu durchstreifen. Der Wirkung des dichten Laubdaches
ist wohl auch der Umstand zuzuschreiben, daß bunte Blumen fast ganz
fehlen, und die meisten Blüthen eine weiße oder grauliche Färbung tragen.
Besonders auffallend ist eine Baumart, welche die Eingebornen "Ohwa"
nennen, die non8 rsIiKiosa. Diese treibt Luftwurzeln von einem Zoll bis zu
zwei Fuß im Durchmesser, die sich zu taufenden in den Boden senken. In
einer Höhe von achtzig Fuß vereinigen sie sich zum Hauptstamme und tragen
ein ungeheures Dach von horizontalen Aesten, welches sich über die Gipfel der
anderen Bäume ausbreitet. Beachtenswert!) ist auch eine Cerbera-Art mit pracht¬
vollen Trauben wohlriechender, weißer Blüthen, aus deren klebrigem Saft viel¬
leicht Kautschuk gewonnen werden kann. Eine Urticee besitzt Blätter, deren
ätzender Saft einen schmerzhaften Ausschlag hervorruft. Sonst findet man noch
Bambus, wildes Zuckerrohr, wilden Ingwer und zwei verschiedene Arten des
wilden Maulbeerbaums. Im allgemeinen nähert sich die Vegetation der ost¬
indischen, ist aber reicher und üppiger als auf Tahiti.

Zu diesem herrlichen Pflanzenwuchs steht die Armuth der Inseln an ein¬
heimischen Thieren in auffälligen Gegensatz; sie wird aber begreiflich, wenn
man bedenkt, daß diese erst in verhältnißmäßig junger geologischer Zeit auf¬
getauchten Laubflecken ihre Pflanzen wie ihre Thiere von Südostasien her er¬
halten haben. Die Samen der ersteren konnten unter dem Einfluß von Winden
und Meeresströmungen eine viel erfolgreichere Wanderung antreten als die
letzteren. So kommt es, daß die Säugethiere auf die kosmopolitische Ratte und
auf den großen fliegenden Hund beschränkt blieben, während die ebenfalls von
den ostindischen Inseln herkommende Bevölkerung das Schwein und den Hund mit¬
brachte, zu denen sich in neuester Zeit noch Rind und Pferd gesellt haben. Etwas
besser als mit den Säugethieren ist es mit den Vögeln bestellt, die mit ihren:
bunten Gefieder viel zum Schmucke der Wälder beitragen. Hier sieht man eine
Menge schöner Tauben, die Lieblingsvogel des Samoaners, die er für heilig
hält, und die er sich zum Zwecke der Jagd auf andere Vögel abrichtet, wie
es früher in Europa mit dem Falken geschah, dort lärmt eine Schaar lang-
schwänziger Papageien und andrer buntgefiederter Vögel, bringt Leben und Be¬
wegung in die Majestät des Haines und mildert seine feierliche Stille. Die
Raubthiere sind nur durch eine Eulenart vertreten. Von den Kriechthieren
trifft man Schlangen, darunter auch giftige, und Eidechsen, des kleineren Ge-


deckt, und zahlreiche Farne und Pothosgewächse umkleiden den Fuß der Wald¬
riesen. Und während die amerikanischen Urwälder wegen des gewaltigen
Wuchses ihren Schlingpflanzen ein fast undurchdringliches Gewirr darbieten,
treibt auf diesen Inseln unter dem Schatten der hohen Baumkronen das Ge¬
sträuch und Schlingwerk spärlicher und gewährt die Möglichkeit, diese prächtigen
Wälder mit Leichtigkeit zu durchstreifen. Der Wirkung des dichten Laubdaches
ist wohl auch der Umstand zuzuschreiben, daß bunte Blumen fast ganz
fehlen, und die meisten Blüthen eine weiße oder grauliche Färbung tragen.
Besonders auffallend ist eine Baumart, welche die Eingebornen „Ohwa"
nennen, die non8 rsIiKiosa. Diese treibt Luftwurzeln von einem Zoll bis zu
zwei Fuß im Durchmesser, die sich zu taufenden in den Boden senken. In
einer Höhe von achtzig Fuß vereinigen sie sich zum Hauptstamme und tragen
ein ungeheures Dach von horizontalen Aesten, welches sich über die Gipfel der
anderen Bäume ausbreitet. Beachtenswert!) ist auch eine Cerbera-Art mit pracht¬
vollen Trauben wohlriechender, weißer Blüthen, aus deren klebrigem Saft viel¬
leicht Kautschuk gewonnen werden kann. Eine Urticee besitzt Blätter, deren
ätzender Saft einen schmerzhaften Ausschlag hervorruft. Sonst findet man noch
Bambus, wildes Zuckerrohr, wilden Ingwer und zwei verschiedene Arten des
wilden Maulbeerbaums. Im allgemeinen nähert sich die Vegetation der ost¬
indischen, ist aber reicher und üppiger als auf Tahiti.

Zu diesem herrlichen Pflanzenwuchs steht die Armuth der Inseln an ein¬
heimischen Thieren in auffälligen Gegensatz; sie wird aber begreiflich, wenn
man bedenkt, daß diese erst in verhältnißmäßig junger geologischer Zeit auf¬
getauchten Laubflecken ihre Pflanzen wie ihre Thiere von Südostasien her er¬
halten haben. Die Samen der ersteren konnten unter dem Einfluß von Winden
und Meeresströmungen eine viel erfolgreichere Wanderung antreten als die
letzteren. So kommt es, daß die Säugethiere auf die kosmopolitische Ratte und
auf den großen fliegenden Hund beschränkt blieben, während die ebenfalls von
den ostindischen Inseln herkommende Bevölkerung das Schwein und den Hund mit¬
brachte, zu denen sich in neuester Zeit noch Rind und Pferd gesellt haben. Etwas
besser als mit den Säugethieren ist es mit den Vögeln bestellt, die mit ihren:
bunten Gefieder viel zum Schmucke der Wälder beitragen. Hier sieht man eine
Menge schöner Tauben, die Lieblingsvogel des Samoaners, die er für heilig
hält, und die er sich zum Zwecke der Jagd auf andere Vögel abrichtet, wie
es früher in Europa mit dem Falken geschah, dort lärmt eine Schaar lang-
schwänziger Papageien und andrer buntgefiederter Vögel, bringt Leben und Be¬
wegung in die Majestät des Haines und mildert seine feierliche Stille. Die
Raubthiere sind nur durch eine Eulenart vertreten. Von den Kriechthieren
trifft man Schlangen, darunter auch giftige, und Eidechsen, des kleineren Ge-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/232>, abgerufen am 27.11.2024.