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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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l'Oeöanis ließ sich durch jenen Vorfall nicht abhalten, an den Inseln, über
deren Schönheit er entzückt war, zu landen und mit den Eingebornen in Ver¬
kehr zu treten. Wenn er nun auch nicht der erste Europäer war, der den
Fuß auf die Inseln gesetzt hat - denn schon etwa ein Jahrzehnt früher hatten
einige aus Australien entflohene Sträflinge, einige Wallfischfänger und der
Missionär Williams ihre theils verderbliche, theils segensreiche Thätigkeit auf
deu Inseln begonnen--,so gebührt dem um die Wissenschaft hochverdienten Manne
doch der Ruhm, zuerst authentische Nachrichten über jene Eilande gesammelt
und mitgetheilt zu haben; alle bisherigen Berichterstatter beurtheilten Land
und Leute nur vom Schiffe aus. Wer d'Urville's begeisterte Schilderung von
dem bezaubernden Anblicke, der ihm zu Theil wurde, gelesen hat, der begreift
es, wenn der Verfasser sagt: -11 und Mioiwr et'avoir trouvö Hust^us
vom Hui ait öodgMS g,ux rsodsredss 6"s vo^aZsurZ. Zugleich trat d'Urville
der Behauptung entgegen, daß die Insulaner Menschenfresser seien, und klärte
den unglücklichen Vorfall mit Langle auf, indem er mittheilte, daß fremde
Insulaner, nicht einheimische, sich des Eigenthums der Franzosen bemächtigen
wollten und auf diese Weise jene unglückselige Katastrophe herbeiführten. Ja,
d'Urville hält es sogar für möglich, daß von den damals nicht zum Schiffe
zurückgekehrten Franzosen mehrere am Leben blieben, und zwei von ihnen sich
auf der Insel verheiratheten. Allerdings gelang es ihm nicht, die Nachkommen
derselben ausfindig zu machen. Endlich hat d'Urville auch den jetzigen Namen
der Inseln, Samoa, in die Erdkunde eingeführt.

Nachdem der Fluch gebrochen war, mehrt sich das Material über die
Inseln zusehends; nicht mehr blos die wissenschaftlichen Reisenden berichten
über sie, auch die Missionäre und Kaufleute, die miteinander in Ausbeutung
neu entdeckter Länder, ein jeder in seinem Sinne, wetteifern, tragen nicht un¬
wesentlich zu ihrer Kenntniß bei. Die Angaben der Missionäre in ethnogra¬
phischer Beziehung müssen freilich immer mit großer Vorsicht aufgenommen
werden. Die letzte und jüngste Quelle über die Inseln liegt uns vor in den
soeben erschienenen "Verträgen und Uebereinkünften des Deutschen
Reichs mit den Samoa-Inseln und andern unabhängigen Inseln der
Südsee. Dem Bundesrath und dein Reichstag im Mai - Juni 1879 vorgelegt
und mit Genehmigung des Auswärtigen Amtes herausgegeben." (Hamburg,
L. Friedrichseu K Co., 1879.) Dieser stattliche Folioband enthält außer dem
Vertrag selbst und den damit zusammenhängenden Aktenstücken wichtige Denk¬
schriften deutscher Schiffskapitäne und des deutschen Konsuls in Apia, sowie
Aeußerungen deutscher und auswärtiger Autoritäten über die handelspolitische
Wichtigkeit jener Inseln, und außerdem eine Anzahl übersichtlicher Karten , an
denen es bisher fehlte.


l'Oeöanis ließ sich durch jenen Vorfall nicht abhalten, an den Inseln, über
deren Schönheit er entzückt war, zu landen und mit den Eingebornen in Ver¬
kehr zu treten. Wenn er nun auch nicht der erste Europäer war, der den
Fuß auf die Inseln gesetzt hat - denn schon etwa ein Jahrzehnt früher hatten
einige aus Australien entflohene Sträflinge, einige Wallfischfänger und der
Missionär Williams ihre theils verderbliche, theils segensreiche Thätigkeit auf
deu Inseln begonnen—,so gebührt dem um die Wissenschaft hochverdienten Manne
doch der Ruhm, zuerst authentische Nachrichten über jene Eilande gesammelt
und mitgetheilt zu haben; alle bisherigen Berichterstatter beurtheilten Land
und Leute nur vom Schiffe aus. Wer d'Urville's begeisterte Schilderung von
dem bezaubernden Anblicke, der ihm zu Theil wurde, gelesen hat, der begreift
es, wenn der Verfasser sagt: -11 und Mioiwr et'avoir trouvö Hust^us
vom Hui ait öodgMS g,ux rsodsredss 6«s vo^aZsurZ. Zugleich trat d'Urville
der Behauptung entgegen, daß die Insulaner Menschenfresser seien, und klärte
den unglücklichen Vorfall mit Langle auf, indem er mittheilte, daß fremde
Insulaner, nicht einheimische, sich des Eigenthums der Franzosen bemächtigen
wollten und auf diese Weise jene unglückselige Katastrophe herbeiführten. Ja,
d'Urville hält es sogar für möglich, daß von den damals nicht zum Schiffe
zurückgekehrten Franzosen mehrere am Leben blieben, und zwei von ihnen sich
auf der Insel verheiratheten. Allerdings gelang es ihm nicht, die Nachkommen
derselben ausfindig zu machen. Endlich hat d'Urville auch den jetzigen Namen
der Inseln, Samoa, in die Erdkunde eingeführt.

Nachdem der Fluch gebrochen war, mehrt sich das Material über die
Inseln zusehends; nicht mehr blos die wissenschaftlichen Reisenden berichten
über sie, auch die Missionäre und Kaufleute, die miteinander in Ausbeutung
neu entdeckter Länder, ein jeder in seinem Sinne, wetteifern, tragen nicht un¬
wesentlich zu ihrer Kenntniß bei. Die Angaben der Missionäre in ethnogra¬
phischer Beziehung müssen freilich immer mit großer Vorsicht aufgenommen
werden. Die letzte und jüngste Quelle über die Inseln liegt uns vor in den
soeben erschienenen „Verträgen und Uebereinkünften des Deutschen
Reichs mit den Samoa-Inseln und andern unabhängigen Inseln der
Südsee. Dem Bundesrath und dein Reichstag im Mai - Juni 1879 vorgelegt
und mit Genehmigung des Auswärtigen Amtes herausgegeben." (Hamburg,
L. Friedrichseu K Co., 1879.) Dieser stattliche Folioband enthält außer dem
Vertrag selbst und den damit zusammenhängenden Aktenstücken wichtige Denk¬
schriften deutscher Schiffskapitäne und des deutschen Konsuls in Apia, sowie
Aeußerungen deutscher und auswärtiger Autoritäten über die handelspolitische
Wichtigkeit jener Inseln, und außerdem eine Anzahl übersichtlicher Karten , an
denen es bisher fehlte.


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[0229] l'Oeöanis ließ sich durch jenen Vorfall nicht abhalten, an den Inseln, über deren Schönheit er entzückt war, zu landen und mit den Eingebornen in Ver¬ kehr zu treten. Wenn er nun auch nicht der erste Europäer war, der den Fuß auf die Inseln gesetzt hat - denn schon etwa ein Jahrzehnt früher hatten einige aus Australien entflohene Sträflinge, einige Wallfischfänger und der Missionär Williams ihre theils verderbliche, theils segensreiche Thätigkeit auf deu Inseln begonnen—,so gebührt dem um die Wissenschaft hochverdienten Manne doch der Ruhm, zuerst authentische Nachrichten über jene Eilande gesammelt und mitgetheilt zu haben; alle bisherigen Berichterstatter beurtheilten Land und Leute nur vom Schiffe aus. Wer d'Urville's begeisterte Schilderung von dem bezaubernden Anblicke, der ihm zu Theil wurde, gelesen hat, der begreift es, wenn der Verfasser sagt: -11 und Mioiwr et'avoir trouvö Hust^us vom Hui ait öodgMS g,ux rsodsredss 6«s vo^aZsurZ. Zugleich trat d'Urville der Behauptung entgegen, daß die Insulaner Menschenfresser seien, und klärte den unglücklichen Vorfall mit Langle auf, indem er mittheilte, daß fremde Insulaner, nicht einheimische, sich des Eigenthums der Franzosen bemächtigen wollten und auf diese Weise jene unglückselige Katastrophe herbeiführten. Ja, d'Urville hält es sogar für möglich, daß von den damals nicht zum Schiffe zurückgekehrten Franzosen mehrere am Leben blieben, und zwei von ihnen sich auf der Insel verheiratheten. Allerdings gelang es ihm nicht, die Nachkommen derselben ausfindig zu machen. Endlich hat d'Urville auch den jetzigen Namen der Inseln, Samoa, in die Erdkunde eingeführt. Nachdem der Fluch gebrochen war, mehrt sich das Material über die Inseln zusehends; nicht mehr blos die wissenschaftlichen Reisenden berichten über sie, auch die Missionäre und Kaufleute, die miteinander in Ausbeutung neu entdeckter Länder, ein jeder in seinem Sinne, wetteifern, tragen nicht un¬ wesentlich zu ihrer Kenntniß bei. Die Angaben der Missionäre in ethnogra¬ phischer Beziehung müssen freilich immer mit großer Vorsicht aufgenommen werden. Die letzte und jüngste Quelle über die Inseln liegt uns vor in den soeben erschienenen „Verträgen und Uebereinkünften des Deutschen Reichs mit den Samoa-Inseln und andern unabhängigen Inseln der Südsee. Dem Bundesrath und dein Reichstag im Mai - Juni 1879 vorgelegt und mit Genehmigung des Auswärtigen Amtes herausgegeben." (Hamburg, L. Friedrichseu K Co., 1879.) Dieser stattliche Folioband enthält außer dem Vertrag selbst und den damit zusammenhängenden Aktenstücken wichtige Denk¬ schriften deutscher Schiffskapitäne und des deutschen Konsuls in Apia, sowie Aeußerungen deutscher und auswärtiger Autoritäten über die handelspolitische Wichtigkeit jener Inseln, und außerdem eine Anzahl übersichtlicher Karten , an denen es bisher fehlte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/229>, abgerufen am 01.09.2024.