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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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Gegenstand der Eifersucht wird, die ihm jedes mögliche Hinderniß in den Weg
wirft, ist fast unerklärlich, trotzdem aber Thatsache."

In der That, ein wenig erfreuliches Bild, das aber aus anderen Theilen
des Auslandes seine volle Bestätigung findet. Demgegenüber muß es besonders
anerkannt werden, daß es dem Hause der Hamburger Kaufleute Godeffroy
durch außerordentliche Umsicht und vorzügliches Geschick auf den noch unab¬
hängigen Inseln gelang, die englische und amerikanische Konkurrenz glänzend
aus dem Felde zu schlagen und bei weitem die erste Stelle auf den polynesi-
schen Inseln einzunehmen. Unser eben angeführter Gewährsmann findet den
Grund für "dies thatsächliche Floriren des deutschen Handels" in dem Um¬
stände, daß "diese Inseln einen neutralen Boden bildeten, auf welchem der
Deutsche dasselbe Recht besaß und sich derselben Vortheile erfreute, wie der
Engländer, Franzose, Amerikaner :c." "Die Konkurrenz ist überwunden worden
durch gewisse Vortheile der Inseln des großen Oceans. Diese bestehen zunächst
darin, daß Zölle und Abgaben der handeltreibenden Europäer auf allen diesen
Inseln so gut wie unbekannt waren; sodann darin, daß nicht mit Geld, sondern
mit Waaren bezahlt wurde, an denen ein erheblicher Gewinn genommen wurde,
schließlich darin, daß Land und bei entsprechendem Arrangement, was aber
bedeutende Kapitalien erforderte, auch Arbeiter billig zu haben waren."

Aber diese Vortheile, so schien es, sollten den Inseln nicht lange eigen¬
thümlich sein. Aufmerksam geworden durch die großartigen Erfolge jenes
deutschen Handelshauses streckten Engländer und Amerikaner ihre Hände hab¬
gierig nach den gesegneten Eilanden aus, und einer oder der andere von ihnen
durfte um fo eher hoffen, sein Ziel zu erreichen, als die Eingebornen selbst, der
unaufhörlichen Kämpfe unter einander müde, sich theils an den Präsidenten
der Vereinigten Staaten, theils an die Königin von England mit der Bitte
um Protektion oder Annexion wandten. Wenn der letztere Fall eingetreten
wäre, so ist es klar, daß die deutschen Interessen in jener Gegend, wenn nicht
zu Boden gedrückt, so doch wenigstens hart geschädigt worden wären. Diese
drohende Gefahr ist nicht mehr zu fürchten. Denn der Freundschaftsvertrag
sichert den Deutschen die Gleichberechtigung mit den anderen Nationen und gibt
ihnen das Recht, bei etwaiger Neuordnung der Verhältnisse ein entscheidendes
Wort mitzusprechen.

Den neuen Bundesgenossen des deutschen Reichs etwas genauer kennen
zu lernen, ist ein Wunsch, der umsomehr Berechtigung hat, als über das Land
und seine Bewohner bisher vielerlei falsche Vorstellungen bestanden. Im Nach¬
folgenden versuchen wir, diesem Wunsche nach möglichst vielen Seiten hin ge¬
recht zu werden.

Wer eine moderne Karte des großen Oceans auch nur von geringem


Grenzboten III. 1879. 29

Gegenstand der Eifersucht wird, die ihm jedes mögliche Hinderniß in den Weg
wirft, ist fast unerklärlich, trotzdem aber Thatsache."

In der That, ein wenig erfreuliches Bild, das aber aus anderen Theilen
des Auslandes seine volle Bestätigung findet. Demgegenüber muß es besonders
anerkannt werden, daß es dem Hause der Hamburger Kaufleute Godeffroy
durch außerordentliche Umsicht und vorzügliches Geschick auf den noch unab¬
hängigen Inseln gelang, die englische und amerikanische Konkurrenz glänzend
aus dem Felde zu schlagen und bei weitem die erste Stelle auf den polynesi-
schen Inseln einzunehmen. Unser eben angeführter Gewährsmann findet den
Grund für „dies thatsächliche Floriren des deutschen Handels" in dem Um¬
stände, daß „diese Inseln einen neutralen Boden bildeten, auf welchem der
Deutsche dasselbe Recht besaß und sich derselben Vortheile erfreute, wie der
Engländer, Franzose, Amerikaner :c." „Die Konkurrenz ist überwunden worden
durch gewisse Vortheile der Inseln des großen Oceans. Diese bestehen zunächst
darin, daß Zölle und Abgaben der handeltreibenden Europäer auf allen diesen
Inseln so gut wie unbekannt waren; sodann darin, daß nicht mit Geld, sondern
mit Waaren bezahlt wurde, an denen ein erheblicher Gewinn genommen wurde,
schließlich darin, daß Land und bei entsprechendem Arrangement, was aber
bedeutende Kapitalien erforderte, auch Arbeiter billig zu haben waren."

Aber diese Vortheile, so schien es, sollten den Inseln nicht lange eigen¬
thümlich sein. Aufmerksam geworden durch die großartigen Erfolge jenes
deutschen Handelshauses streckten Engländer und Amerikaner ihre Hände hab¬
gierig nach den gesegneten Eilanden aus, und einer oder der andere von ihnen
durfte um fo eher hoffen, sein Ziel zu erreichen, als die Eingebornen selbst, der
unaufhörlichen Kämpfe unter einander müde, sich theils an den Präsidenten
der Vereinigten Staaten, theils an die Königin von England mit der Bitte
um Protektion oder Annexion wandten. Wenn der letztere Fall eingetreten
wäre, so ist es klar, daß die deutschen Interessen in jener Gegend, wenn nicht
zu Boden gedrückt, so doch wenigstens hart geschädigt worden wären. Diese
drohende Gefahr ist nicht mehr zu fürchten. Denn der Freundschaftsvertrag
sichert den Deutschen die Gleichberechtigung mit den anderen Nationen und gibt
ihnen das Recht, bei etwaiger Neuordnung der Verhältnisse ein entscheidendes
Wort mitzusprechen.

Den neuen Bundesgenossen des deutschen Reichs etwas genauer kennen
zu lernen, ist ein Wunsch, der umsomehr Berechtigung hat, als über das Land
und seine Bewohner bisher vielerlei falsche Vorstellungen bestanden. Im Nach¬
folgenden versuchen wir, diesem Wunsche nach möglichst vielen Seiten hin ge¬
recht zu werden.

Wer eine moderne Karte des großen Oceans auch nur von geringem


Grenzboten III. 1879. 29
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[0227] Gegenstand der Eifersucht wird, die ihm jedes mögliche Hinderniß in den Weg wirft, ist fast unerklärlich, trotzdem aber Thatsache." In der That, ein wenig erfreuliches Bild, das aber aus anderen Theilen des Auslandes seine volle Bestätigung findet. Demgegenüber muß es besonders anerkannt werden, daß es dem Hause der Hamburger Kaufleute Godeffroy durch außerordentliche Umsicht und vorzügliches Geschick auf den noch unab¬ hängigen Inseln gelang, die englische und amerikanische Konkurrenz glänzend aus dem Felde zu schlagen und bei weitem die erste Stelle auf den polynesi- schen Inseln einzunehmen. Unser eben angeführter Gewährsmann findet den Grund für „dies thatsächliche Floriren des deutschen Handels" in dem Um¬ stände, daß „diese Inseln einen neutralen Boden bildeten, auf welchem der Deutsche dasselbe Recht besaß und sich derselben Vortheile erfreute, wie der Engländer, Franzose, Amerikaner :c." „Die Konkurrenz ist überwunden worden durch gewisse Vortheile der Inseln des großen Oceans. Diese bestehen zunächst darin, daß Zölle und Abgaben der handeltreibenden Europäer auf allen diesen Inseln so gut wie unbekannt waren; sodann darin, daß nicht mit Geld, sondern mit Waaren bezahlt wurde, an denen ein erheblicher Gewinn genommen wurde, schließlich darin, daß Land und bei entsprechendem Arrangement, was aber bedeutende Kapitalien erforderte, auch Arbeiter billig zu haben waren." Aber diese Vortheile, so schien es, sollten den Inseln nicht lange eigen¬ thümlich sein. Aufmerksam geworden durch die großartigen Erfolge jenes deutschen Handelshauses streckten Engländer und Amerikaner ihre Hände hab¬ gierig nach den gesegneten Eilanden aus, und einer oder der andere von ihnen durfte um fo eher hoffen, sein Ziel zu erreichen, als die Eingebornen selbst, der unaufhörlichen Kämpfe unter einander müde, sich theils an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, theils an die Königin von England mit der Bitte um Protektion oder Annexion wandten. Wenn der letztere Fall eingetreten wäre, so ist es klar, daß die deutschen Interessen in jener Gegend, wenn nicht zu Boden gedrückt, so doch wenigstens hart geschädigt worden wären. Diese drohende Gefahr ist nicht mehr zu fürchten. Denn der Freundschaftsvertrag sichert den Deutschen die Gleichberechtigung mit den anderen Nationen und gibt ihnen das Recht, bei etwaiger Neuordnung der Verhältnisse ein entscheidendes Wort mitzusprechen. Den neuen Bundesgenossen des deutschen Reichs etwas genauer kennen zu lernen, ist ein Wunsch, der umsomehr Berechtigung hat, als über das Land und seine Bewohner bisher vielerlei falsche Vorstellungen bestanden. Im Nach¬ folgenden versuchen wir, diesem Wunsche nach möglichst vielen Seiten hin ge¬ recht zu werden. Wer eine moderne Karte des großen Oceans auch nur von geringem Grenzboten III. 1879. 29

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/227>, abgerufen am 01.09.2024.