Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.zu regeln, hauptsächlich der amerikanischen Kohle in Frankreich einen Markt In Amerika hatte List die Beobachtung gemacht, daß in Betreff der Um jene Zeit wurde Belgien von Holland getrennt und unabhängig. List zu regeln, hauptsächlich der amerikanischen Kohle in Frankreich einen Markt In Amerika hatte List die Beobachtung gemacht, daß in Betreff der Um jene Zeit wurde Belgien von Holland getrennt und unabhängig. List <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0019" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142516"/> <p xml:id="ID_44" prev="#ID_43"> zu regeln, hauptsächlich der amerikanischen Kohle in Frankreich einen Markt<lb/> zu verschaffen. Außerdem ging er mit der Absicht nach Paris, dort für eine<lb/> Eisenbahnverbindung zwischen Havre und Straßburg zu wirken, und zwar<lb/> direkt bei der französischen Regierung.</p><lb/> <p xml:id="ID_45"> In Amerika hatte List die Beobachtung gemacht, daß in Betreff der<lb/> Eisenbahnen zwischen Stadt und Stadt, Provinz und Provinz ein gewisser<lb/> Wetteifer entstanden war. Er nahm an, daß dieser Wetteifer anch zwischen<lb/> Nation und Nation der größte Sporn sein werde. So, dachte er, würde er<lb/> durch das Beispiel Frankreich's auf Deutschland wirken können, man würde in<lb/> Deutschland uicht zurückbleiben wollen, wenn man sich auch scheue, vorwärts<lb/> zu gehen. Durch das französische Beispiel hoffte er auch auf die Verbindung<lb/> des deutschen Südens mit den Seestädten einwirken zu können. Seine Verhand¬<lb/> lungen mit der französischen Regierung machten ihn mit den statistischen Ver¬<lb/> hältnissen des Landes genauer bekannt. Er bemerkte bald, daß man auch in<lb/> Frankreich die Eisenbahnen von einem ganz unrichtigen Standpunkte aus be¬<lb/> trachtete, und als erber Negierung zur Anbahnung eines Handelsvertrages zwischen<lb/> Frankreich und den Vereinigten Staaten eine Abhandlung einzureichen hatte,<lb/> benutzte er die Gelegenheit, in einem als Einleitung vorangeschickten Artikel<lb/> die Eisenbahnen zu behandeln und bemerklich zu machen, daß die Wichtigkeit<lb/> der Eisenbahnen erst in ihrem vollen Lichte erscheine, wenn die Gesammt-<lb/> wirkung eines ganzen Systems auf die Gesammtheit aller moralischen und er¬<lb/> werbenden Kräfte einer ganzen Nation und zumal eines Kontinental-Reiches<lb/> in Betracht gezogen würde, und gab zugleich einen Ueberblick dieser Wir¬<lb/> kungen in Bezug auf Frankreich. Diese Abhandlung veröffentlichte er in<lb/> der „Rvvrik 1Zir<zM0xöäi<zrw" unter dem Titel „Icköss srrr Iss rvtorinss öoo-<lb/> noinilzriks se eoiniueroia.168 aMÜLMos Ä la, Vrarioo" (März, April und Sep¬<lb/> tember 1831). Da er bei seinen Forschungen auf die UnVollkommenheit des<lb/> französischen Expropriations-Gesetzes aufmerksam geworden war, so gab er<lb/> durch Briefe, welche er im „LioNstitutionkl" veröffentlichte, auch nach dieser<lb/> Richtung hin Anregung. Die unmittelbare Folge war die Vorlegung und<lb/> Genehmigung eines Expropriations-Gesetzes, die Bewilligung von einer halben<lb/> Million für Vermessungsarbeiten und die Reise Thiers' nach England zur<lb/> Besichtigung der dortigen Eisenbahnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_46"> Um jene Zeit wurde Belgien von Holland getrennt und unabhängig. List<lb/> setzte auf dieses Ereigniß große Hoffnungen für Deutschland, und als die<lb/> Führer der belgischen Liberalen sich in Paris befanden, säumte er nicht, sich<lb/> auch mit diesen in Verbindung zu setzen und zunächst für eine Bahn von<lb/> Antwerpen nach Köln zu wirken. Er hoffte seinem Vaterlande einen doppelten<lb/> Dienst zu erweisen, es mit Belgien und mit Nordamerika zu verbinden.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0019]
zu regeln, hauptsächlich der amerikanischen Kohle in Frankreich einen Markt
zu verschaffen. Außerdem ging er mit der Absicht nach Paris, dort für eine
Eisenbahnverbindung zwischen Havre und Straßburg zu wirken, und zwar
direkt bei der französischen Regierung.
In Amerika hatte List die Beobachtung gemacht, daß in Betreff der
Eisenbahnen zwischen Stadt und Stadt, Provinz und Provinz ein gewisser
Wetteifer entstanden war. Er nahm an, daß dieser Wetteifer anch zwischen
Nation und Nation der größte Sporn sein werde. So, dachte er, würde er
durch das Beispiel Frankreich's auf Deutschland wirken können, man würde in
Deutschland uicht zurückbleiben wollen, wenn man sich auch scheue, vorwärts
zu gehen. Durch das französische Beispiel hoffte er auch auf die Verbindung
des deutschen Südens mit den Seestädten einwirken zu können. Seine Verhand¬
lungen mit der französischen Regierung machten ihn mit den statistischen Ver¬
hältnissen des Landes genauer bekannt. Er bemerkte bald, daß man auch in
Frankreich die Eisenbahnen von einem ganz unrichtigen Standpunkte aus be¬
trachtete, und als erber Negierung zur Anbahnung eines Handelsvertrages zwischen
Frankreich und den Vereinigten Staaten eine Abhandlung einzureichen hatte,
benutzte er die Gelegenheit, in einem als Einleitung vorangeschickten Artikel
die Eisenbahnen zu behandeln und bemerklich zu machen, daß die Wichtigkeit
der Eisenbahnen erst in ihrem vollen Lichte erscheine, wenn die Gesammt-
wirkung eines ganzen Systems auf die Gesammtheit aller moralischen und er¬
werbenden Kräfte einer ganzen Nation und zumal eines Kontinental-Reiches
in Betracht gezogen würde, und gab zugleich einen Ueberblick dieser Wir¬
kungen in Bezug auf Frankreich. Diese Abhandlung veröffentlichte er in
der „Rvvrik 1Zir<zM0xöäi<zrw" unter dem Titel „Icköss srrr Iss rvtorinss öoo-
noinilzriks se eoiniueroia.168 aMÜLMos Ä la, Vrarioo" (März, April und Sep¬
tember 1831). Da er bei seinen Forschungen auf die UnVollkommenheit des
französischen Expropriations-Gesetzes aufmerksam geworden war, so gab er
durch Briefe, welche er im „LioNstitutionkl" veröffentlichte, auch nach dieser
Richtung hin Anregung. Die unmittelbare Folge war die Vorlegung und
Genehmigung eines Expropriations-Gesetzes, die Bewilligung von einer halben
Million für Vermessungsarbeiten und die Reise Thiers' nach England zur
Besichtigung der dortigen Eisenbahnen.
Um jene Zeit wurde Belgien von Holland getrennt und unabhängig. List
setzte auf dieses Ereigniß große Hoffnungen für Deutschland, und als die
Führer der belgischen Liberalen sich in Paris befanden, säumte er nicht, sich
auch mit diesen in Verbindung zu setzen und zunächst für eine Bahn von
Antwerpen nach Köln zu wirken. Er hoffte seinem Vaterlande einen doppelten
Dienst zu erweisen, es mit Belgien und mit Nordamerika zu verbinden.
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