Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.von derselben fühlte er sich beschwert. Ich weiß nicht, was bei ihm angewandt Auch der, der diese Notizen niederschrieb, der päpstliche Ceremonienmeister Und doch, trotz dieser Ungunst der Verhältnisse, treten Namen und Wirk¬ Ueber Johann Burkard's Leben sind uns nur spärliche Nachrichten über¬ Deutschland hat er nur noch einmal wiedergesehen: den Sommer und von derselben fühlte er sich beschwert. Ich weiß nicht, was bei ihm angewandt Auch der, der diese Notizen niederschrieb, der päpstliche Ceremonienmeister Und doch, trotz dieser Ungunst der Verhältnisse, treten Namen und Wirk¬ Ueber Johann Burkard's Leben sind uns nur spärliche Nachrichten über¬ Deutschland hat er nur noch einmal wiedergesehen: den Sommer und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0185" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142682"/> <p xml:id="ID_545" prev="#ID_544"> von derselben fühlte er sich beschwert. Ich weiß nicht, was bei ihm angewandt<lb/> wurde. Dienstag den 27. wurde gemeldet, er sei todt, aber es war nicht der<lb/> Fall. Als Mittwoch den 28. die Aerzte an seinem Aufkommen verzweifelten,<lb/> sagte einer seiner Hausgenossen, er besitze ein ausgezeichnetes Mittel gegen die<lb/> Pest, und gab es ihm. Nachdem er es — er war angekleidet und ging im<lb/> Zimmer umher — genommen, fühlte er sich elend beschwert, legte sich in seinen<lb/> Kleidern auf's Bett, woselbst er in kalten Schweiß ausbrach und gegen die<lb/> 19. Stunde den Geist aufgab. Er ruhe in Frieden."</p><lb/> <p xml:id="ID_546"> Auch der, der diese Notizen niederschrieb, der päpstliche Ceremonienmeister<lb/> Johannes Burkard, sollte bald an derselben Stätte gebettet werden. Am<lb/> 17. Mai 1506 trugen ihn die Mönche von Sant' Agostino, Aracoeli und die der<lb/> Popolo, unter Assistenz der Leute vom deutschen Hospiz Santa Maria dell<lb/> Anima, zu Grabe. Aber bei ihm ist mit der Einsenkung seiner irdischen Hülle<lb/> auch jede äußere Erinnerung an ihn in den Räumen des berühmten Klosters<lb/> — Luther wohnte darin während seines Aufenthalts in Rom — geschwunden.<lb/> Vergebens sucht man heute seine Grabstätte zu ermitteln, vergebens forscht man<lb/> in den Papieren des Klosters nach Nachrichten über ihn.</p><lb/> <p xml:id="ID_547"> Und doch, trotz dieser Ungunst der Verhältnisse, treten Namen und Wirk¬<lb/> samkeit des hervorragenden kirchlichen Offizialen noch heute der großen Zahl<lb/> derjenigen lebendig entgegen, die mit der Geschichte der Päpste um die Wende<lb/> des 15. und 16. Jahrhunderts sich beschäftigen. Immer wieder werden sie sich<lb/> auf die Diarien Burkard's hingewiesen sehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_548"> Ueber Johann Burkard's Leben sind uns nur spärliche Nachrichten über¬<lb/> liefert; zum größten Theile schöpfen wir sie ans seinen eigenen Mittheilungen.<lb/> Sein Geburtsort war Haslach, wahrscheinlich das an der Kinzig; sein Geburts¬<lb/> jahr ist unbekannt. Auch über den Ort, wo er seine erste Erziehung erhalten,<lb/> über Umfang und Methode derselben, wie über alle anderen Verhältnisse seiner<lb/> frühesten Jugend sind wir im Unklaren. Sicher ist nur, daß er zu Straßburg<lb/> im Kapitel von Sankt Thomas seit 1479 als Geistlicher fungirte, daß er am<lb/> 21. Dezember 1483 als Ceremonienmeister am päpstlichen Hofe angestellt wurde,<lb/> daß Pius HI. ihn am 3. Oktober 1503 zum Bischof von Orte, Julius II. ihn<lb/> am 9. April 1504 zum Referendar ernannte und ihm am 22. April 1506 das<lb/> Amt eines „Abbreviatoren vom kleineren Bezirk" übertrug. Auf wessen Ver¬<lb/> anlassung und Empfehlung er nach Rom kam, ist gleichfalls unbekannt. Sicher¬<lb/> lich hat er Aemter und Ehren in Rom schnell auf sich zu häufen gewußt, und<lb/> vielleicht hätte ihn noch der Purpur bekleidet, wenn er länger am Leben ge¬<lb/> blieben wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_549" next="#ID_550"> Deutschland hat er nur noch einmal wiedergesehen: den Sommer und<lb/> Herbst 1498 brachte er in Straßburg zu. Aus den Akten des Thomas-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0185]
von derselben fühlte er sich beschwert. Ich weiß nicht, was bei ihm angewandt
wurde. Dienstag den 27. wurde gemeldet, er sei todt, aber es war nicht der
Fall. Als Mittwoch den 28. die Aerzte an seinem Aufkommen verzweifelten,
sagte einer seiner Hausgenossen, er besitze ein ausgezeichnetes Mittel gegen die
Pest, und gab es ihm. Nachdem er es — er war angekleidet und ging im
Zimmer umher — genommen, fühlte er sich elend beschwert, legte sich in seinen
Kleidern auf's Bett, woselbst er in kalten Schweiß ausbrach und gegen die
19. Stunde den Geist aufgab. Er ruhe in Frieden."
Auch der, der diese Notizen niederschrieb, der päpstliche Ceremonienmeister
Johannes Burkard, sollte bald an derselben Stätte gebettet werden. Am
17. Mai 1506 trugen ihn die Mönche von Sant' Agostino, Aracoeli und die der
Popolo, unter Assistenz der Leute vom deutschen Hospiz Santa Maria dell
Anima, zu Grabe. Aber bei ihm ist mit der Einsenkung seiner irdischen Hülle
auch jede äußere Erinnerung an ihn in den Räumen des berühmten Klosters
— Luther wohnte darin während seines Aufenthalts in Rom — geschwunden.
Vergebens sucht man heute seine Grabstätte zu ermitteln, vergebens forscht man
in den Papieren des Klosters nach Nachrichten über ihn.
Und doch, trotz dieser Ungunst der Verhältnisse, treten Namen und Wirk¬
samkeit des hervorragenden kirchlichen Offizialen noch heute der großen Zahl
derjenigen lebendig entgegen, die mit der Geschichte der Päpste um die Wende
des 15. und 16. Jahrhunderts sich beschäftigen. Immer wieder werden sie sich
auf die Diarien Burkard's hingewiesen sehen.
Ueber Johann Burkard's Leben sind uns nur spärliche Nachrichten über¬
liefert; zum größten Theile schöpfen wir sie ans seinen eigenen Mittheilungen.
Sein Geburtsort war Haslach, wahrscheinlich das an der Kinzig; sein Geburts¬
jahr ist unbekannt. Auch über den Ort, wo er seine erste Erziehung erhalten,
über Umfang und Methode derselben, wie über alle anderen Verhältnisse seiner
frühesten Jugend sind wir im Unklaren. Sicher ist nur, daß er zu Straßburg
im Kapitel von Sankt Thomas seit 1479 als Geistlicher fungirte, daß er am
21. Dezember 1483 als Ceremonienmeister am päpstlichen Hofe angestellt wurde,
daß Pius HI. ihn am 3. Oktober 1503 zum Bischof von Orte, Julius II. ihn
am 9. April 1504 zum Referendar ernannte und ihm am 22. April 1506 das
Amt eines „Abbreviatoren vom kleineren Bezirk" übertrug. Auf wessen Ver¬
anlassung und Empfehlung er nach Rom kam, ist gleichfalls unbekannt. Sicher¬
lich hat er Aemter und Ehren in Rom schnell auf sich zu häufen gewußt, und
vielleicht hätte ihn noch der Purpur bekleidet, wenn er länger am Leben ge¬
blieben wäre.
Deutschland hat er nur noch einmal wiedergesehen: den Sommer und
Herbst 1498 brachte er in Straßburg zu. Aus den Akten des Thomas-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |