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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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Daneben werden die Angelegenheiten der Kirche von vierteljährlichen, jähr¬
lichen und alle vier Jahre zusammentretender allgemeinen Versammlungen be¬
sorgt. Die ersten setzen sich aus den Seelsorgern eines bestimmten Kreises vom
Vorsitzenden Aeltesten bis zum Klassenvorsteher zusammen, die zweiten um¬
fassen die Aeltesten, Prediger, Diakonen, Stewards und Leaders eines be¬
stimmten größeren Verbandes von Gemeinden, die dritten werden aus einer
gewissen Anzahl von Vertretern der Jahresversammlungen gebildet. Die ersten
beiden haben nur richterliche und administrative Befugniß, während die letzte
auch Gesetze geben, abändern oder ganz beseitigen kann, wobei ihr indeß
gewisse Grenzen gesteckt sind.

Der Methodist soll den Namen Gottes nicht ohne Noth gebrauchen, er
soll am Sonntage nicht arbeiten, nichts kaufen und nichts verkaufen, er soll
keine geistigen Getränke genießen. Er darf keine Wucherzinsen nehmen oder
gewähren, keine Bücher lesen und keine Lieder singen, welche die Kenntniß
Gottes oder die Liebe zu ihm nicht fördern, keine irdischen Schätze sammeln
und weder Gold noch kostbare Kleidung an sich haben. Er soll endlich fleißig
den öffentlichen Gottesdienst besuchen, zum Abendmahle gehen, in der Familie
beten, in der Schrift forschen und fasten. "Würde," so sagt ihre Disziplin:
"einer unter uns erfunden, der diese Pflichten nicht beobachtete, der irgend eine
derselbigen gewohnheitsmäßig vernachlässigte, so lasse man es die wissen, die
über diese Seele zu wachen haben; denn sie müssen über sie Rechenschaft geben.
Wir wollen ihn dann wegen seines Irrthums ernähren, wir wollen ihn eine
Zeit lang tragen. Aber wenn er dann nicht bereut und Buße thut, hat er
unter uns keinen Raum mehr."

Neben den gewöhnlichen Vereinen der Methodisten gibt es noch engere,
die sogenannten La.na - Loe-iotiss, deren Mitglieder sich als "Begnadete" zu
strengerer Führung des Lebens als die übrigen, die nur als "Erweckte" gelten,
für verpflichtet halten. Alle drei Monate kommt man zu einem "Liebesfeste"
zusammen. Die Sonntage sind ganz und gar dem Gottesdienste gewidmet.
In der Woche besucht man regelmäßig vor sechs Uhr früh und nach sechs Uhr
Abends das Tabernakel, um zu beten oder eine Ermahnung oder Bibelaus¬
legung zu hören, wobei gewöhnlich Erhebliches in Seufzen, Weinen und
Stöhnen geleistet wird. Noch mehr geschieht in den sogenannten "Wachnächteu",
die in jeder Gemeinde monatlich einmal abgehalten werden, und in denen die
religiöse Aufregung von der Abenddämmerung an bis zum Morgengrauen
durch Beten, Singen und Predigen entzündet und geschürt wird. Ganz beson¬
ders kräftige Mittel zur Aufachung solcher Inbrunst und zur Steigerung der¬
selben zu wild auflodernder und oft alles Bewußtsein verzehrender Flamme
sind endlich die Campmeetings oder Lagerverscunmlungen, die von Zeit zu Zeit


Daneben werden die Angelegenheiten der Kirche von vierteljährlichen, jähr¬
lichen und alle vier Jahre zusammentretender allgemeinen Versammlungen be¬
sorgt. Die ersten setzen sich aus den Seelsorgern eines bestimmten Kreises vom
Vorsitzenden Aeltesten bis zum Klassenvorsteher zusammen, die zweiten um¬
fassen die Aeltesten, Prediger, Diakonen, Stewards und Leaders eines be¬
stimmten größeren Verbandes von Gemeinden, die dritten werden aus einer
gewissen Anzahl von Vertretern der Jahresversammlungen gebildet. Die ersten
beiden haben nur richterliche und administrative Befugniß, während die letzte
auch Gesetze geben, abändern oder ganz beseitigen kann, wobei ihr indeß
gewisse Grenzen gesteckt sind.

Der Methodist soll den Namen Gottes nicht ohne Noth gebrauchen, er
soll am Sonntage nicht arbeiten, nichts kaufen und nichts verkaufen, er soll
keine geistigen Getränke genießen. Er darf keine Wucherzinsen nehmen oder
gewähren, keine Bücher lesen und keine Lieder singen, welche die Kenntniß
Gottes oder die Liebe zu ihm nicht fördern, keine irdischen Schätze sammeln
und weder Gold noch kostbare Kleidung an sich haben. Er soll endlich fleißig
den öffentlichen Gottesdienst besuchen, zum Abendmahle gehen, in der Familie
beten, in der Schrift forschen und fasten. „Würde," so sagt ihre Disziplin:
„einer unter uns erfunden, der diese Pflichten nicht beobachtete, der irgend eine
derselbigen gewohnheitsmäßig vernachlässigte, so lasse man es die wissen, die
über diese Seele zu wachen haben; denn sie müssen über sie Rechenschaft geben.
Wir wollen ihn dann wegen seines Irrthums ernähren, wir wollen ihn eine
Zeit lang tragen. Aber wenn er dann nicht bereut und Buße thut, hat er
unter uns keinen Raum mehr."

Neben den gewöhnlichen Vereinen der Methodisten gibt es noch engere,
die sogenannten La.na - Loe-iotiss, deren Mitglieder sich als „Begnadete" zu
strengerer Führung des Lebens als die übrigen, die nur als „Erweckte" gelten,
für verpflichtet halten. Alle drei Monate kommt man zu einem „Liebesfeste"
zusammen. Die Sonntage sind ganz und gar dem Gottesdienste gewidmet.
In der Woche besucht man regelmäßig vor sechs Uhr früh und nach sechs Uhr
Abends das Tabernakel, um zu beten oder eine Ermahnung oder Bibelaus¬
legung zu hören, wobei gewöhnlich Erhebliches in Seufzen, Weinen und
Stöhnen geleistet wird. Noch mehr geschieht in den sogenannten „Wachnächteu",
die in jeder Gemeinde monatlich einmal abgehalten werden, und in denen die
religiöse Aufregung von der Abenddämmerung an bis zum Morgengrauen
durch Beten, Singen und Predigen entzündet und geschürt wird. Ganz beson¬
ders kräftige Mittel zur Aufachung solcher Inbrunst und zur Steigerung der¬
selben zu wild auflodernder und oft alles Bewußtsein verzehrender Flamme
sind endlich die Campmeetings oder Lagerverscunmlungen, die von Zeit zu Zeit


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[0152] Daneben werden die Angelegenheiten der Kirche von vierteljährlichen, jähr¬ lichen und alle vier Jahre zusammentretender allgemeinen Versammlungen be¬ sorgt. Die ersten setzen sich aus den Seelsorgern eines bestimmten Kreises vom Vorsitzenden Aeltesten bis zum Klassenvorsteher zusammen, die zweiten um¬ fassen die Aeltesten, Prediger, Diakonen, Stewards und Leaders eines be¬ stimmten größeren Verbandes von Gemeinden, die dritten werden aus einer gewissen Anzahl von Vertretern der Jahresversammlungen gebildet. Die ersten beiden haben nur richterliche und administrative Befugniß, während die letzte auch Gesetze geben, abändern oder ganz beseitigen kann, wobei ihr indeß gewisse Grenzen gesteckt sind. Der Methodist soll den Namen Gottes nicht ohne Noth gebrauchen, er soll am Sonntage nicht arbeiten, nichts kaufen und nichts verkaufen, er soll keine geistigen Getränke genießen. Er darf keine Wucherzinsen nehmen oder gewähren, keine Bücher lesen und keine Lieder singen, welche die Kenntniß Gottes oder die Liebe zu ihm nicht fördern, keine irdischen Schätze sammeln und weder Gold noch kostbare Kleidung an sich haben. Er soll endlich fleißig den öffentlichen Gottesdienst besuchen, zum Abendmahle gehen, in der Familie beten, in der Schrift forschen und fasten. „Würde," so sagt ihre Disziplin: „einer unter uns erfunden, der diese Pflichten nicht beobachtete, der irgend eine derselbigen gewohnheitsmäßig vernachlässigte, so lasse man es die wissen, die über diese Seele zu wachen haben; denn sie müssen über sie Rechenschaft geben. Wir wollen ihn dann wegen seines Irrthums ernähren, wir wollen ihn eine Zeit lang tragen. Aber wenn er dann nicht bereut und Buße thut, hat er unter uns keinen Raum mehr." Neben den gewöhnlichen Vereinen der Methodisten gibt es noch engere, die sogenannten La.na - Loe-iotiss, deren Mitglieder sich als „Begnadete" zu strengerer Führung des Lebens als die übrigen, die nur als „Erweckte" gelten, für verpflichtet halten. Alle drei Monate kommt man zu einem „Liebesfeste" zusammen. Die Sonntage sind ganz und gar dem Gottesdienste gewidmet. In der Woche besucht man regelmäßig vor sechs Uhr früh und nach sechs Uhr Abends das Tabernakel, um zu beten oder eine Ermahnung oder Bibelaus¬ legung zu hören, wobei gewöhnlich Erhebliches in Seufzen, Weinen und Stöhnen geleistet wird. Noch mehr geschieht in den sogenannten „Wachnächteu", die in jeder Gemeinde monatlich einmal abgehalten werden, und in denen die religiöse Aufregung von der Abenddämmerung an bis zum Morgengrauen durch Beten, Singen und Predigen entzündet und geschürt wird. Ganz beson¬ ders kräftige Mittel zur Aufachung solcher Inbrunst und zur Steigerung der¬ selben zu wild auflodernder und oft alles Bewußtsein verzehrender Flamme sind endlich die Campmeetings oder Lagerverscunmlungen, die von Zeit zu Zeit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/152>, abgerufen am 24.11.2024.