Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.allegorisch wie ein Morgenländer schreibe. Ein Laie und Ungläubiger kann Aber man muß ihm zu Hilfe kommen: wenn auch in seinen Gedanken ein Nach einer Reihe von Jahren, wenn er versuchte, seine eigenen Schriften <Lin metljodWsches Kampmeeting. Unter den zahlreichen Religionsparteien, in welche der englisch redende allegorisch wie ein Morgenländer schreibe. Ein Laie und Ungläubiger kann Aber man muß ihm zu Hilfe kommen: wenn auch in seinen Gedanken ein Nach einer Reihe von Jahren, wenn er versuchte, seine eigenen Schriften <Lin metljodWsches Kampmeeting. Unter den zahlreichen Religionsparteien, in welche der englisch redende <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0148" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142645"/> <p xml:id="ID_440" prev="#ID_439"> allegorisch wie ein Morgenländer schreibe. Ein Laie und Ungläubiger kann<lb/> meine Schreibart nicht anders als für Unsinn erklären, weil ich mit mancherlei<lb/> Zungen mich ausdrücke, und die Sprache der Sophisten, der Wortspiele, der<lb/> Kreter und Araber, Weißen und Mohren und Kreolen rede, Kritik, Mythologie,<lb/> rsdus und Grundsätze durch einander schwatze." Gelingt es aber einmal, ihn<lb/> bei einem Gedanken oder auch nur bei einem Bilde wirklich zu fassen, so ist<lb/> es oft, als wenn ein Blitz plötzlich die Gegend erhellte und einen geheimen<lb/> Sinn in ihr zeigte, den man vorher nicht geahnt.</p><lb/> <p xml:id="ID_441"> Aber man muß ihm zu Hilfe kommen: wenn auch in seinen Gedanken ein<lb/> wirklicher Zusammenhang besteht, so versteckt er ihn eher, als daß er ihn her¬<lb/> vorhöbe. „Grundsätzen, Systemen bin ich uicht gewachsen. Brocken, Fragmente,<lb/> Einfälle, Grillen!" —„Lücken und Mängel ist die höchste und tiefste Erkennt¬<lb/> niß der menschliche« Natur; Einfälle und Zweifel des suroinum bonum unsrer<lb/> Vernunft."</p><lb/> <p xml:id="ID_442"> Nach einer Reihe von Jahren, wenn er versuchte, seine eigenen Schriften<lb/> wieder zu lesen, wurde er selber verwirrt davon. „Mir wird dabei," sagte er,<lb/> „so übel und weh als dem Leser, weil mir alle Mittelbegriffe, die zur Kette<lb/> meiner Schlüsse gehören, verraucht sind, und so ausgetrocknet, daß weder Spur<lb/> noch Witterung übrig bleibt . . . Diese Bogen sind alle auf besondre Veran¬<lb/> lassungen meines Lebens entstanden und als soviel Ohren im Exemplar des¬<lb/> selben gezeichnet. — Dergleichen individuelle Personalitäten, die ganz aus dem<lb/> Gedächtniß verschwinden, sind die Ingredienzien meiner Komposition gewesen,<lb/> ' die sich öfters auf einen sehr einzelnen Gesichtspunkt oder auf einen ebenso zu¬<lb/> fälligen Gemüthszustand bezog. Mich in alle die Situationen zu versetzen,<lb/> welche diese Irrwische hervorgebracht, mich auf alle die kleinen Anlässe zu be¬<lb/> sinnen, welche Einfalt und Ausdruck mit und ohne Fug erzeugt, ist eine wahre<lb/> Seelenfolter." (Schluß folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> <Lin metljodWsches Kampmeeting.</head><lb/> <p xml:id="ID_443" next="#ID_444"> Unter den zahlreichen Religionsparteien, in welche der englisch redende<lb/> Theil der Menschheit zerfällt, ist die der Methodisten gegenwärtig die stärkste.<lb/> Sie hat in Englaud mindestens soviel Mitglieder wie die Staatskirche, und<lb/> die vier Zweige, in die sie sich in den Vereinigten Staaten theilt, umfassen<lb/> mehr als zwei Millionen Menschen; dabei pflegen die dortigen Sekten die<lb/> Kinder der ihnen angehörenden nicht mitzuzählen. Für den Freund der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0148]
allegorisch wie ein Morgenländer schreibe. Ein Laie und Ungläubiger kann
meine Schreibart nicht anders als für Unsinn erklären, weil ich mit mancherlei
Zungen mich ausdrücke, und die Sprache der Sophisten, der Wortspiele, der
Kreter und Araber, Weißen und Mohren und Kreolen rede, Kritik, Mythologie,
rsdus und Grundsätze durch einander schwatze." Gelingt es aber einmal, ihn
bei einem Gedanken oder auch nur bei einem Bilde wirklich zu fassen, so ist
es oft, als wenn ein Blitz plötzlich die Gegend erhellte und einen geheimen
Sinn in ihr zeigte, den man vorher nicht geahnt.
Aber man muß ihm zu Hilfe kommen: wenn auch in seinen Gedanken ein
wirklicher Zusammenhang besteht, so versteckt er ihn eher, als daß er ihn her¬
vorhöbe. „Grundsätzen, Systemen bin ich uicht gewachsen. Brocken, Fragmente,
Einfälle, Grillen!" —„Lücken und Mängel ist die höchste und tiefste Erkennt¬
niß der menschliche« Natur; Einfälle und Zweifel des suroinum bonum unsrer
Vernunft."
Nach einer Reihe von Jahren, wenn er versuchte, seine eigenen Schriften
wieder zu lesen, wurde er selber verwirrt davon. „Mir wird dabei," sagte er,
„so übel und weh als dem Leser, weil mir alle Mittelbegriffe, die zur Kette
meiner Schlüsse gehören, verraucht sind, und so ausgetrocknet, daß weder Spur
noch Witterung übrig bleibt . . . Diese Bogen sind alle auf besondre Veran¬
lassungen meines Lebens entstanden und als soviel Ohren im Exemplar des¬
selben gezeichnet. — Dergleichen individuelle Personalitäten, die ganz aus dem
Gedächtniß verschwinden, sind die Ingredienzien meiner Komposition gewesen,
' die sich öfters auf einen sehr einzelnen Gesichtspunkt oder auf einen ebenso zu¬
fälligen Gemüthszustand bezog. Mich in alle die Situationen zu versetzen,
welche diese Irrwische hervorgebracht, mich auf alle die kleinen Anlässe zu be¬
sinnen, welche Einfalt und Ausdruck mit und ohne Fug erzeugt, ist eine wahre
Seelenfolter." (Schluß folgt.)
<Lin metljodWsches Kampmeeting.
Unter den zahlreichen Religionsparteien, in welche der englisch redende
Theil der Menschheit zerfällt, ist die der Methodisten gegenwärtig die stärkste.
Sie hat in Englaud mindestens soviel Mitglieder wie die Staatskirche, und
die vier Zweige, in die sie sich in den Vereinigten Staaten theilt, umfassen
mehr als zwei Millionen Menschen; dabei pflegen die dortigen Sekten die
Kinder der ihnen angehörenden nicht mitzuzählen. Für den Freund der
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |