Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.dankendes Allerkenntniß der schätzbaren Bemühungen des Herrn Consul List für Um dieselbe Zeit war zufällig eine Stelle im Direktorium neu zu besetzen. Diese Sprache war allzndeutlich, und sür Großmuth besaß der Ausschuß Hiermit war der Verkehr zwischen List und der Kompagnie zu Ende. Tief dankendes Allerkenntniß der schätzbaren Bemühungen des Herrn Consul List für Um dieselbe Zeit war zufällig eine Stelle im Direktorium neu zu besetzen. Diese Sprache war allzndeutlich, und sür Großmuth besaß der Ausschuß Hiermit war der Verkehr zwischen List und der Kompagnie zu Ende. Tief <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0117" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142614"/> <p xml:id="ID_321" prev="#ID_320"> dankendes Allerkenntniß der schätzbaren Bemühungen des Herrn Consul List für<lb/> das Unternehmen besonders im Protokoll bemerkt werden".</p><lb/> <p xml:id="ID_322"> Um dieselbe Zeit war zufällig eine Stelle im Direktorium neu zu besetzen.<lb/> List that das letzte und äußerste, was er für die Durchführung seiner Pläne<lb/> thun konnte: er bewarb sich in aller Form beim Ausschuß um diese Stelle.<lb/> Von Anfang an war ihm eine seinen Verhältnissen entsprechende Theilnahme<lb/> an den Geschäften der Direktion versprochen worden, und nie hatte er die<lb/> Hoffnung völlig aufgegeben, man werde von Seiten der Direktion und des<lb/> Ausschusses die Zweckmäßigkeit seiner Berufung zu den Geschäften anerkennen,<lb/> um so weniger, als der Bevollmächtigte als Vorstand des Komtoirs vollauf<lb/> beschäftigt war und auch aus anderen Gründen die Fortschritte und Verbesserungen<lb/> in Eisenbahnsachen nicht verfolgen konnte, die Direktionsmitglieder aber bei<lb/> ihren bedeutenden Privatgeschäften dazu ebenfalls nicht in der Lage waren.<lb/> List hatte immer gehofft, man werde die Nothwendigkeit noch einsehen, ein<lb/> Mitglied im Direktorium zu haben, das sich ausschließlich deu Geschäften der<lb/> Kompagnie widme und über alle Eisenbahusachen zu referiren habe. Auch bei<lb/> seiner niedrigen Entschädigungsforderung von 2000 Thalern hatte er den Ge¬<lb/> danken gehabt, man werde seinen Großmuth belohnen und ihm bei der bevor¬<lb/> stehenden Besetzung der erledigten Direktiousstelle für die nächsten drei Jahre<lb/> berücksichtigen. „Wenn es Ihnen," schreibt er, „seltsam vorkommt, daß ich<lb/> offen um eine Stelle nachsuche, die andere sich scheinbar aufnöthigen lassen, so<lb/> wollen Sie gütigst bedenken, daß mir diese Stelle wirklich versprochen worden<lb/> ist, daß ohne Uebertragung derselben mein hiesiger Aufenthalt keinen Zweck hat,<lb/> daß die aus der Veränderung meines Aufenthaltes hervorgehenden Verluste leicht<lb/> diejenige Summe wieder absorbiren würden, die mir als Schadenersatz zuerkannt<lb/> worden ist, daß ich besondern Beruf fühle, die Zwecke dieser Compagnie be¬<lb/> fördern zu helfen und denselben längst sattsam bethätigt habe und endlich, daß<lb/> ich im Stande zu sein glaube, den fixen Gehalt, welchen ich von der Compagnie<lb/> beziehen würde, ihr hundertfältig durch meine Dienste zu ersetzen. Auch setze<lb/> ich in Ihre Gerechtigkeitsliebe das Vertrauen, daß sie gerne die Gelegenheit<lb/> ergreifen, das Unrecht wieder gut zu machen, das Sie mir ohne Zweifel aus<lb/> Unbekanntschaft mit meinen Leistungen und Verhältnissen, zufügten, indem Sie<lb/> mich bei der ersten Wahl der Directionsmitglieder übergingen."</p><lb/> <p xml:id="ID_323"> Diese Sprache war allzndeutlich, und sür Großmuth besaß der Ausschuß<lb/> kein Organ. Das Schreiben List's wurde verlesen und — zu den Akten gelegt.<lb/> Als die Wahl stattfand, ergab sich sür List auch diesmal keine Stimme.<lb/> Dufour wurde wieder gewählt und nahm die Wahl an.</p><lb/> <p xml:id="ID_324" next="#ID_325"> Hiermit war der Verkehr zwischen List und der Kompagnie zu Ende. Tief<lb/> gebeugt und eins's höchste verstimmt verließ List Leipzig und ging nach Paris,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0117]
dankendes Allerkenntniß der schätzbaren Bemühungen des Herrn Consul List für
das Unternehmen besonders im Protokoll bemerkt werden".
Um dieselbe Zeit war zufällig eine Stelle im Direktorium neu zu besetzen.
List that das letzte und äußerste, was er für die Durchführung seiner Pläne
thun konnte: er bewarb sich in aller Form beim Ausschuß um diese Stelle.
Von Anfang an war ihm eine seinen Verhältnissen entsprechende Theilnahme
an den Geschäften der Direktion versprochen worden, und nie hatte er die
Hoffnung völlig aufgegeben, man werde von Seiten der Direktion und des
Ausschusses die Zweckmäßigkeit seiner Berufung zu den Geschäften anerkennen,
um so weniger, als der Bevollmächtigte als Vorstand des Komtoirs vollauf
beschäftigt war und auch aus anderen Gründen die Fortschritte und Verbesserungen
in Eisenbahnsachen nicht verfolgen konnte, die Direktionsmitglieder aber bei
ihren bedeutenden Privatgeschäften dazu ebenfalls nicht in der Lage waren.
List hatte immer gehofft, man werde die Nothwendigkeit noch einsehen, ein
Mitglied im Direktorium zu haben, das sich ausschließlich deu Geschäften der
Kompagnie widme und über alle Eisenbahusachen zu referiren habe. Auch bei
seiner niedrigen Entschädigungsforderung von 2000 Thalern hatte er den Ge¬
danken gehabt, man werde seinen Großmuth belohnen und ihm bei der bevor¬
stehenden Besetzung der erledigten Direktiousstelle für die nächsten drei Jahre
berücksichtigen. „Wenn es Ihnen," schreibt er, „seltsam vorkommt, daß ich
offen um eine Stelle nachsuche, die andere sich scheinbar aufnöthigen lassen, so
wollen Sie gütigst bedenken, daß mir diese Stelle wirklich versprochen worden
ist, daß ohne Uebertragung derselben mein hiesiger Aufenthalt keinen Zweck hat,
daß die aus der Veränderung meines Aufenthaltes hervorgehenden Verluste leicht
diejenige Summe wieder absorbiren würden, die mir als Schadenersatz zuerkannt
worden ist, daß ich besondern Beruf fühle, die Zwecke dieser Compagnie be¬
fördern zu helfen und denselben längst sattsam bethätigt habe und endlich, daß
ich im Stande zu sein glaube, den fixen Gehalt, welchen ich von der Compagnie
beziehen würde, ihr hundertfältig durch meine Dienste zu ersetzen. Auch setze
ich in Ihre Gerechtigkeitsliebe das Vertrauen, daß sie gerne die Gelegenheit
ergreifen, das Unrecht wieder gut zu machen, das Sie mir ohne Zweifel aus
Unbekanntschaft mit meinen Leistungen und Verhältnissen, zufügten, indem Sie
mich bei der ersten Wahl der Directionsmitglieder übergingen."
Diese Sprache war allzndeutlich, und sür Großmuth besaß der Ausschuß
kein Organ. Das Schreiben List's wurde verlesen und — zu den Akten gelegt.
Als die Wahl stattfand, ergab sich sür List auch diesmal keine Stimme.
Dufour wurde wieder gewählt und nahm die Wahl an.
Hiermit war der Verkehr zwischen List und der Kompagnie zu Ende. Tief
gebeugt und eins's höchste verstimmt verließ List Leipzig und ging nach Paris,
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |