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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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noch geht sie aus den extractweise vom Directorium mitgetheilten Protokollen
des früheren Comittc hervor. Es würde sich niemals eine Ausgabe für Auf¬
wand, den Herr List für seinen Wegzug von Amerika, durch seinen Aufenthalt
in Leipzig und durch Zweckschriften in der Erwartung, eine Eisenbahn-Compagnie
zu Stande zu bringen, gemacht hat, gegen die Gesellschaft verantworten lassen,
denn stets würde ihm, abgesehen von vielen andern Gründen, der Einwand ge¬
macht werden können, daß alles, was Herr List gethan haben mag, und wofür
er Vergütung fordert, sich aus einer Zeit herschreibt, wo noch gar keine Com¬
pagnie existirte. Deßhalb sind auch die 2000 Thaler Herrn List nicht offerirt
worden, um ihn für Ansprüche abzufinden, sondern als ein Ehrengeschenk, als
ein freiwilliges Anerkenntnis? einer moralischen Verbindlichkeit der Compagnie.
Jene Offerte war und, was noch geschehen kann, ist nur als ein Act freier Ent¬
schließung zu betrachten, aus andern Triebfedern, als Rechtsgründe sind, hervor¬
gegangen. Allein auch Concessionen solcher Art hat das Direktorium und der
Ausschuß gegen die Actionairs zu vertreten ..." "Gern wird jeder Actionair,
wenn die Bahn reusstrt und er einen Gewinnantheil erhält, auch dem einen Ge¬
winnantheil gönnen, der zuerst die Idee der Unternehmung in Anregung brachte
und für ihre Realisirung wirkte; er würde aber, wenn er nur die Zinsen seines
Capitals, und vielleicht nicht diese, erlangte, gewiß auch die Verwalter seines
Geldes tadeln, wenn sie, ohne Rücksicht auf deu Erfolg, demjenigen ohne recht¬
liche Verbindlichkeit einen Theil dieses Geldes überließen, der zuerst zu der
Unternehmung rieth. . . "Noch liegt der Erfolg der Unternehmung in der
Zeiten Schooße, und noch muß sie, trotz der Umsicht und Thätigkeit der an
ihre Spitze gestellten trefflichen Männer, das Geschick aller menschlichen Unter¬
nehmungen, das der Unsicherheit, theilen. In dieses Geschick mag sich Herr List
mit verflechten . . "Was endlich den formellen Antrag des Herrn pp. List
wegen Ernennung einer Deputation zur weiteren Verbindung mit ihm betrifft,
so haben die Unterzeichneten es für unangemessen gehalten, wegen Concessionen
der Art, wie die vorliegende und in einem Falle, wo nicht von Rechten und
Verbindlichkeiten oder von deren Feststellung aus factischen Umständen, sondern
nur von Liberalität die Rede ist, erst Verhandlung eintreten zu lassen." Außer
diesen Hauptstellen enthält der Bericht noch eine genaue Auseinandersetzung
darüber, daß das neue Angebot dem alten an Höhe etwa gleich komme, den
Leistungen List's ganz entsprechend und nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig sei.

Dieser Kommissionsbericht ging an den Ausschuß. Hier wurde von neuem
berathen und im Ganzen der Salomon'schen Meinung beigetreten. Dann be¬
richtete der Ausschuß an das Direktorium, daß er geneigt sei, List in andrer
Form zu entschädigen, daß aber weder eine öffentliche Anerkennung der Lei¬
stungen List's noch eine Verhandlung mit ihm von Seiten des Ausschusses ein-?


noch geht sie aus den extractweise vom Directorium mitgetheilten Protokollen
des früheren Comittc hervor. Es würde sich niemals eine Ausgabe für Auf¬
wand, den Herr List für seinen Wegzug von Amerika, durch seinen Aufenthalt
in Leipzig und durch Zweckschriften in der Erwartung, eine Eisenbahn-Compagnie
zu Stande zu bringen, gemacht hat, gegen die Gesellschaft verantworten lassen,
denn stets würde ihm, abgesehen von vielen andern Gründen, der Einwand ge¬
macht werden können, daß alles, was Herr List gethan haben mag, und wofür
er Vergütung fordert, sich aus einer Zeit herschreibt, wo noch gar keine Com¬
pagnie existirte. Deßhalb sind auch die 2000 Thaler Herrn List nicht offerirt
worden, um ihn für Ansprüche abzufinden, sondern als ein Ehrengeschenk, als
ein freiwilliges Anerkenntnis? einer moralischen Verbindlichkeit der Compagnie.
Jene Offerte war und, was noch geschehen kann, ist nur als ein Act freier Ent¬
schließung zu betrachten, aus andern Triebfedern, als Rechtsgründe sind, hervor¬
gegangen. Allein auch Concessionen solcher Art hat das Direktorium und der
Ausschuß gegen die Actionairs zu vertreten ..." „Gern wird jeder Actionair,
wenn die Bahn reusstrt und er einen Gewinnantheil erhält, auch dem einen Ge¬
winnantheil gönnen, der zuerst die Idee der Unternehmung in Anregung brachte
und für ihre Realisirung wirkte; er würde aber, wenn er nur die Zinsen seines
Capitals, und vielleicht nicht diese, erlangte, gewiß auch die Verwalter seines
Geldes tadeln, wenn sie, ohne Rücksicht auf deu Erfolg, demjenigen ohne recht¬
liche Verbindlichkeit einen Theil dieses Geldes überließen, der zuerst zu der
Unternehmung rieth. . . „Noch liegt der Erfolg der Unternehmung in der
Zeiten Schooße, und noch muß sie, trotz der Umsicht und Thätigkeit der an
ihre Spitze gestellten trefflichen Männer, das Geschick aller menschlichen Unter¬
nehmungen, das der Unsicherheit, theilen. In dieses Geschick mag sich Herr List
mit verflechten . . „Was endlich den formellen Antrag des Herrn pp. List
wegen Ernennung einer Deputation zur weiteren Verbindung mit ihm betrifft,
so haben die Unterzeichneten es für unangemessen gehalten, wegen Concessionen
der Art, wie die vorliegende und in einem Falle, wo nicht von Rechten und
Verbindlichkeiten oder von deren Feststellung aus factischen Umständen, sondern
nur von Liberalität die Rede ist, erst Verhandlung eintreten zu lassen." Außer
diesen Hauptstellen enthält der Bericht noch eine genaue Auseinandersetzung
darüber, daß das neue Angebot dem alten an Höhe etwa gleich komme, den
Leistungen List's ganz entsprechend und nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig sei.

Dieser Kommissionsbericht ging an den Ausschuß. Hier wurde von neuem
berathen und im Ganzen der Salomon'schen Meinung beigetreten. Dann be¬
richtete der Ausschuß an das Direktorium, daß er geneigt sei, List in andrer
Form zu entschädigen, daß aber weder eine öffentliche Anerkennung der Lei¬
stungen List's noch eine Verhandlung mit ihm von Seiten des Ausschusses ein-?


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/113>, abgerufen am 27.11.2024.