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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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Darlegung seiner Stellung zur Kompagnie beantwortete er das Schreiben des
Direktoriums. Er erörterte, was er der Eisenbahnsache seit fünf Jahren und
besonders dem Leipziger Unternehmen seit zwei Jahren geleistet, brachte in
Erinnerung, was ihm versprochen, deutete an, was er noch erwarte, und zeigte
den Weg, "wie diese Angelegenheit auf Grund der Statuten mit ihm geregelt
werden könne". "Der Beschluß des verehrlichen Ausschusses," sagt er wörtlich,
"und die Gesinnungen, welche in der Zuschrift des verehrlichen Directoriums
gegen mich ausgesprochen sind, verdienen meine ganze Erkenntlichkeit, insofern
dadurch der Werth meiner Leistungen in dieser Sache von zweien Collegien
anerkannt wird, welche die würdigsten Männer dieser Stadt unter ihre Mit¬
glieder zählen. Indessen kann ich das Geständniß nicht verhalten, daß ich nicht
sowohl auf ein Ehrengeschenk, als vielmehr auf Entschädigung sür das, was
ich dieser Sache geopfert, und Belohnung sür das, was ich ihr genützt, gerechnet
habe" -- eine Forderung, die gewiß bescheiden zu nennen ist, wenn man ihr
gegenüberstellt, was er hätte erreichen können. "Hätte ich bloß die Beförderung
meines Privatvortheils und nicht das allgemeine Interesse vor Augen gehabt,
so wäre mir ein Weg freigestanden, der mich ganz sicher zum Ziele geführt
hätte, ein Weg, der noch dazu der observauzmäßige war. Ich hätte nämlich
bei der königlichen Regierung und den Kammern allererst um die Concession
zur Bildung einer Compagnie einkommen können, die mir schwerlich abgeschlagen
wäre, wodurch dann die Leitung des ganzen Unternehmens in meine Hände
gekommen wäre. Diese Observanz schien mir aber eine verwerfliche zu sein."
Von einer Stellung im Direktorium glaubte er unter den nunmehrige" Um¬
ständen ganz absehen zu müssen, mit um so größerer Zuversicht aber auf eine
Entschädigung rechnen zu dürfen, die zu seinem Aufwande in einem billigen
Verhältnisse stehe. "Um so mehr," schreibt er, "darf ich hoffen, daß ich durch
Verstattung einer nachträglichen Subseription sür die großen Opfer, die ich dieser
Sache gebracht habe, einigermaßen Ersatz erhalte; um so mehr darf ich mir
versprechen, daß meine Leistungen von den verehrlichen Mitgliedern beider
Collegien öffentlich anerkannt werden, und daß sie meine Bemühungen, die
Herstellung anderweitiger Eisenbahnrouten zu bewirken, mit ihrem Einfluß unter¬
stützen werden." Nachdem er diese Forderungen ausführlich begründet hat, schlägt
er schließlich eine Form vor, in der ein Ausgleich zwischen ihm und der Kom¬
pagnie in einer allseitig befriedigenden und die gute Meinung des Publikums
für das Unternehmen nicht erschütternden Weise gefunden werden könne. Er
schließt mit den Worten: "Unter solchen Umständen werden die verehrlichen
Mitglieder beider Collegien mein Ansuchen für billig halten, daß es Ihnen ge¬
füllig sein möchte, mein Verhältniß aufs Neue in Erwägung zu ziehen und ins¬
besondere eine Deputation zu ernennen, welche mit mir mündlich darüber conferire."


Grenzboten III- 1879. 14

Darlegung seiner Stellung zur Kompagnie beantwortete er das Schreiben des
Direktoriums. Er erörterte, was er der Eisenbahnsache seit fünf Jahren und
besonders dem Leipziger Unternehmen seit zwei Jahren geleistet, brachte in
Erinnerung, was ihm versprochen, deutete an, was er noch erwarte, und zeigte
den Weg, „wie diese Angelegenheit auf Grund der Statuten mit ihm geregelt
werden könne". „Der Beschluß des verehrlichen Ausschusses," sagt er wörtlich,
„und die Gesinnungen, welche in der Zuschrift des verehrlichen Directoriums
gegen mich ausgesprochen sind, verdienen meine ganze Erkenntlichkeit, insofern
dadurch der Werth meiner Leistungen in dieser Sache von zweien Collegien
anerkannt wird, welche die würdigsten Männer dieser Stadt unter ihre Mit¬
glieder zählen. Indessen kann ich das Geständniß nicht verhalten, daß ich nicht
sowohl auf ein Ehrengeschenk, als vielmehr auf Entschädigung sür das, was
ich dieser Sache geopfert, und Belohnung sür das, was ich ihr genützt, gerechnet
habe" — eine Forderung, die gewiß bescheiden zu nennen ist, wenn man ihr
gegenüberstellt, was er hätte erreichen können. „Hätte ich bloß die Beförderung
meines Privatvortheils und nicht das allgemeine Interesse vor Augen gehabt,
so wäre mir ein Weg freigestanden, der mich ganz sicher zum Ziele geführt
hätte, ein Weg, der noch dazu der observauzmäßige war. Ich hätte nämlich
bei der königlichen Regierung und den Kammern allererst um die Concession
zur Bildung einer Compagnie einkommen können, die mir schwerlich abgeschlagen
wäre, wodurch dann die Leitung des ganzen Unternehmens in meine Hände
gekommen wäre. Diese Observanz schien mir aber eine verwerfliche zu sein."
Von einer Stellung im Direktorium glaubte er unter den nunmehrige» Um¬
ständen ganz absehen zu müssen, mit um so größerer Zuversicht aber auf eine
Entschädigung rechnen zu dürfen, die zu seinem Aufwande in einem billigen
Verhältnisse stehe. „Um so mehr," schreibt er, „darf ich hoffen, daß ich durch
Verstattung einer nachträglichen Subseription sür die großen Opfer, die ich dieser
Sache gebracht habe, einigermaßen Ersatz erhalte; um so mehr darf ich mir
versprechen, daß meine Leistungen von den verehrlichen Mitgliedern beider
Collegien öffentlich anerkannt werden, und daß sie meine Bemühungen, die
Herstellung anderweitiger Eisenbahnrouten zu bewirken, mit ihrem Einfluß unter¬
stützen werden." Nachdem er diese Forderungen ausführlich begründet hat, schlägt
er schließlich eine Form vor, in der ein Ausgleich zwischen ihm und der Kom¬
pagnie in einer allseitig befriedigenden und die gute Meinung des Publikums
für das Unternehmen nicht erschütternden Weise gefunden werden könne. Er
schließt mit den Worten: „Unter solchen Umständen werden die verehrlichen
Mitglieder beider Collegien mein Ansuchen für billig halten, daß es Ihnen ge¬
füllig sein möchte, mein Verhältniß aufs Neue in Erwägung zu ziehen und ins¬
besondere eine Deputation zu ernennen, welche mit mir mündlich darüber conferire."


Grenzboten III- 1879. 14
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/111>, abgerufen am 27.11.2024.