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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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ausschlaggebenden Einfluß ausübten, und daß List uicht eine einzige Stimme
erhielt. Wem alle Umstände bekannt sind, von denen der ganze Vorgang vor¬
her und nachher begleitet war, der weiß, was er von der Biederkeit der Jubel¬
schrift zu halten hat. Auch ihre Klagen über Häußer's Darstellung der Leipziger
Erlebnisse Friedrich List's sind nur geeignet, den Eindruck der Kläglichkeit, den
diese Vorgänge auf den unbefangenen Beurtheiler heute machen, zu erhöhen.
Häußer war wahrhaftig schonungsvoll genug gewesen. .Er hatte keinen der
Leipziger mit Namen genannt; auch daß sie unfähig gewesen, sich zu der Höhe
der List'schen Auffassung des Transportwesens zu erheben, ist ans seiner Dar¬
stellung nicht zu erkennen; auch das nicht, worauf es List vor allen Dingen an¬
kam, daß er wünschte, einige Jahre in der Verwaltung der Bahn thätig zu sein,
um seine nationalen Ziele zu erreichen, die er gewohnt war hoch über seine
persönlichen Interessen zu stellen. Wo dieser Kernpunkt nicht berührt war, da
durfte freilich das Eisenbahn-Direktorium sich in seiner falschen Ansicht bestärkt
fühlen, daß es List nur aus eine möglichst hohe Geldentschädigung angekommen
sei, und durfte gegen Häußer den Vorwurf erheben, daß er die letzte Entschä¬
digung an List ganz und gar verschwiegen habe. Aber es hätte froh sein sollen, daß
Häußer aus Widerwillen gegen das ganze Getriebe alle häßlichen Einzelheiten, die
diese traurigen Vorgänge doch erst in ihrem wahren Lichte zeigen, bei Seite gelassen
hatte. Was wollen einige bittere Ausbrüche der Entrüstung bedeuten gegen
die zehnfach beredtere Sprache, welche die nackten Thatsachen reden!

Gleich nach seiner Konstituirung that das Direktorium Schritte, eine der
Verpflichtungen, die man gegen List übernommen hatte, einzulösen: ihn für feine
Auslagen zu entschädigen. Man sollte erwarten, daß das Direktorium sich nun
bei List nach der Höhe derselben erkundigt hätte. Weit gefehlt; es glaubte, auch
ohnedies genügende Kenntniß davon zu besitzen, und setzte die Höhe derselben
auf -- 1500 Thaler fest! Eine längere Zuschrift an den Ausschuß begründet
dieses "Ehrengeschenk" und ersucht den Ausschuß um seine Zustimmung. "Die
Mitglieder des unterzeichneten Directoriums," heißt es da unter anderm, "können
ihm (List), wenn gleich in manchen Beziehungen mit feinen Ansichten nicht ein¬
verstanden, das Anerkenntniß uicht versagen/ daß er mit großer Thätigkeit und
Ausdauer bemüht gewesen ist, den vorgesteckten Zweck zu fördern, daß er nament¬
lich durch die mühevolle Entwerfung der von dem Comite durch den Druck ver¬
öffentlichten Berichte und deren öftere Um- und Ausarbeitung, durch Vorlegung
reichhaltiger Notizen und deren Zusammenstellung und durch Anregung mancher
Art sich ein großes und bleibendes Verdienst um die Sache erworben hat, die
seitdem durch überraschend schnelles Zustandekommen der Subscription eine so
ehrenvolle Anerkennung fand." "Nachdem die Aufgabe, welche dem Directorium
gestellt war, vollständig gelöst ist, mich es dem unterzeichneten Directorio, dessen


ausschlaggebenden Einfluß ausübten, und daß List uicht eine einzige Stimme
erhielt. Wem alle Umstände bekannt sind, von denen der ganze Vorgang vor¬
her und nachher begleitet war, der weiß, was er von der Biederkeit der Jubel¬
schrift zu halten hat. Auch ihre Klagen über Häußer's Darstellung der Leipziger
Erlebnisse Friedrich List's sind nur geeignet, den Eindruck der Kläglichkeit, den
diese Vorgänge auf den unbefangenen Beurtheiler heute machen, zu erhöhen.
Häußer war wahrhaftig schonungsvoll genug gewesen. .Er hatte keinen der
Leipziger mit Namen genannt; auch daß sie unfähig gewesen, sich zu der Höhe
der List'schen Auffassung des Transportwesens zu erheben, ist ans seiner Dar¬
stellung nicht zu erkennen; auch das nicht, worauf es List vor allen Dingen an¬
kam, daß er wünschte, einige Jahre in der Verwaltung der Bahn thätig zu sein,
um seine nationalen Ziele zu erreichen, die er gewohnt war hoch über seine
persönlichen Interessen zu stellen. Wo dieser Kernpunkt nicht berührt war, da
durfte freilich das Eisenbahn-Direktorium sich in seiner falschen Ansicht bestärkt
fühlen, daß es List nur aus eine möglichst hohe Geldentschädigung angekommen
sei, und durfte gegen Häußer den Vorwurf erheben, daß er die letzte Entschä¬
digung an List ganz und gar verschwiegen habe. Aber es hätte froh sein sollen, daß
Häußer aus Widerwillen gegen das ganze Getriebe alle häßlichen Einzelheiten, die
diese traurigen Vorgänge doch erst in ihrem wahren Lichte zeigen, bei Seite gelassen
hatte. Was wollen einige bittere Ausbrüche der Entrüstung bedeuten gegen
die zehnfach beredtere Sprache, welche die nackten Thatsachen reden!

Gleich nach seiner Konstituirung that das Direktorium Schritte, eine der
Verpflichtungen, die man gegen List übernommen hatte, einzulösen: ihn für feine
Auslagen zu entschädigen. Man sollte erwarten, daß das Direktorium sich nun
bei List nach der Höhe derselben erkundigt hätte. Weit gefehlt; es glaubte, auch
ohnedies genügende Kenntniß davon zu besitzen, und setzte die Höhe derselben
auf — 1500 Thaler fest! Eine längere Zuschrift an den Ausschuß begründet
dieses „Ehrengeschenk" und ersucht den Ausschuß um seine Zustimmung. „Die
Mitglieder des unterzeichneten Directoriums," heißt es da unter anderm, „können
ihm (List), wenn gleich in manchen Beziehungen mit feinen Ansichten nicht ein¬
verstanden, das Anerkenntniß uicht versagen/ daß er mit großer Thätigkeit und
Ausdauer bemüht gewesen ist, den vorgesteckten Zweck zu fördern, daß er nament¬
lich durch die mühevolle Entwerfung der von dem Comite durch den Druck ver¬
öffentlichten Berichte und deren öftere Um- und Ausarbeitung, durch Vorlegung
reichhaltiger Notizen und deren Zusammenstellung und durch Anregung mancher
Art sich ein großes und bleibendes Verdienst um die Sache erworben hat, die
seitdem durch überraschend schnelles Zustandekommen der Subscription eine so
ehrenvolle Anerkennung fand." „Nachdem die Aufgabe, welche dem Directorium
gestellt war, vollständig gelöst ist, mich es dem unterzeichneten Directorio, dessen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/109>, abgerufen am 27.11.2024.