Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.Der Komponist Kayser und seine Ireunde aus der Sturm- und Irangperiode. C. A. H. Burkhardt. Vonin. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) Sofort nach Kayser's Ankunft in Rom ging Goethe mit ihm an's Werk. Unter diesen Bestrebungen eilte der italienische Aufenthalt beider seinem Der Komponist Kayser und seine Ireunde aus der Sturm- und Irangperiode. C. A. H. Burkhardt. Vonin. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) Sofort nach Kayser's Ankunft in Rom ging Goethe mit ihm an's Werk. Unter diesen Bestrebungen eilte der italienische Aufenthalt beider seinem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0059" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142014"/> </div> <div n="1"> <head> Der Komponist Kayser und<lb/> seine Ireunde aus der Sturm- und Irangperiode.<lb/><note type="byline"> C. A. H. Burkhardt.</note> Vonin. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) </head><lb/> <p xml:id="ID_172"> Sofort nach Kayser's Ankunft in Rom ging Goethe mit ihm an's Werk.<lb/> Kayser führte feine Komposition auf dem Klaviere vor, seine Gegenwart machte,<lb/> wie Goethe sich äußerte, „eine sonderbar anschließende Epoche". „Ich sehe, man<lb/> soll seinen Weg nur ruhig fortgehen, die Tage bringen das Beste, wie das<lb/> Schlimmste." Die kleinen häuslichen Störungen, die Kayser's und Tischbein's<lb/> Ankunft und Beherbergung verursachten, waren bald überwunden, um so mehr,<lb/> als. Goethe in Kayser „einen trefflich guten Mann fand, der zu seinem Natur¬<lb/> leben, wie es nur irgend auf dem Erdboden möglich, völlig paßte". Die häus¬<lb/> liche Ordnung war bald hergestellt, die unterbrochenen Arbeiten nahmen neben<lb/> den musikalischen Bestrebungen ihren regelmäßigen Verlauf. Ein Lob Kayser's<lb/> übertraf das andere, auch der Herzog von Weimar wurde in das Interesse ge¬<lb/> zogen, wohl nicht ohne Rücksicht auf das, was Goethe durch ihn zu erreichen<lb/> suchte. Goethe gestand, durch Kayser die italienische Musik erst zu genießen,<lb/> weil man doch in der Welt ohne wahre innere Erkenntniß nichts recht genießen<lb/> könne. Es war ein außerordentlich reges Leben, das sich nach Goethe's eigner<lb/> Beschreibung entfaltete. Kayser's Klavierspiel in dem Künstlerkreise, der Vor¬<lb/> trag von Kompositionen zu Goethischen Dichtungen, unter denen bereits die<lb/> Symphonie zu „Egmont" war, der Verfolg der italienischen Kirchenmusiken, die<lb/> geschichtlichen Studien über die Tonkunst, durch welche Kayser in die italienischen<lb/> Bibliotheken geführt wurde und als Polyhistor auf fern abliegende interessante<lb/> Dinge kam — das alles kennzeichnet das vielgestaltige Leben, an welchem<lb/> Kayser wahrlich einen nicht geringen Antheil hatte. Goethe wurde aber auch<lb/> nicht müde, den Ruhm Kayser's nach allen Seiten hin zu verbreiten.</p><lb/> <p xml:id="ID_173" next="#ID_174"> Unter diesen Bestrebungen eilte der italienische Aufenthalt beider seinem<lb/> Ende entgegen, den übrigens Kayser in Rom nur einmal unterbrochen hatte.<lb/> Während die Kompositionen zum „Egmont" vollendet wurden, vertieften sich<lb/> beide auch in die italienische Kirchenmusik, und namentlich machte sie Kayser<lb/> zum Gegenstande seines Studiums. Schließlich stand Goethe doch früher am<lb/> Ziele seiner Thätigkeit; nur um Kayser's willen, der noch einige Studien zu ab-<lb/> solviren hatte und Noten sammelte, verzögerte er die Rückkehr nach Deutschland.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0059]
Der Komponist Kayser und
seine Ireunde aus der Sturm- und Irangperiode.
C. A. H. Burkhardt. Vonin. (Nachdruck verboten.) (Schluß.)
Sofort nach Kayser's Ankunft in Rom ging Goethe mit ihm an's Werk.
Kayser führte feine Komposition auf dem Klaviere vor, seine Gegenwart machte,
wie Goethe sich äußerte, „eine sonderbar anschließende Epoche". „Ich sehe, man
soll seinen Weg nur ruhig fortgehen, die Tage bringen das Beste, wie das
Schlimmste." Die kleinen häuslichen Störungen, die Kayser's und Tischbein's
Ankunft und Beherbergung verursachten, waren bald überwunden, um so mehr,
als. Goethe in Kayser „einen trefflich guten Mann fand, der zu seinem Natur¬
leben, wie es nur irgend auf dem Erdboden möglich, völlig paßte". Die häus¬
liche Ordnung war bald hergestellt, die unterbrochenen Arbeiten nahmen neben
den musikalischen Bestrebungen ihren regelmäßigen Verlauf. Ein Lob Kayser's
übertraf das andere, auch der Herzog von Weimar wurde in das Interesse ge¬
zogen, wohl nicht ohne Rücksicht auf das, was Goethe durch ihn zu erreichen
suchte. Goethe gestand, durch Kayser die italienische Musik erst zu genießen,
weil man doch in der Welt ohne wahre innere Erkenntniß nichts recht genießen
könne. Es war ein außerordentlich reges Leben, das sich nach Goethe's eigner
Beschreibung entfaltete. Kayser's Klavierspiel in dem Künstlerkreise, der Vor¬
trag von Kompositionen zu Goethischen Dichtungen, unter denen bereits die
Symphonie zu „Egmont" war, der Verfolg der italienischen Kirchenmusiken, die
geschichtlichen Studien über die Tonkunst, durch welche Kayser in die italienischen
Bibliotheken geführt wurde und als Polyhistor auf fern abliegende interessante
Dinge kam — das alles kennzeichnet das vielgestaltige Leben, an welchem
Kayser wahrlich einen nicht geringen Antheil hatte. Goethe wurde aber auch
nicht müde, den Ruhm Kayser's nach allen Seiten hin zu verbreiten.
Unter diesen Bestrebungen eilte der italienische Aufenthalt beider seinem
Ende entgegen, den übrigens Kayser in Rom nur einmal unterbrochen hatte.
Während die Kompositionen zum „Egmont" vollendet wurden, vertieften sich
beide auch in die italienische Kirchenmusik, und namentlich machte sie Kayser
zum Gegenstande seines Studiums. Schließlich stand Goethe doch früher am
Ziele seiner Thätigkeit; nur um Kayser's willen, der noch einige Studien zu ab-
solviren hatte und Noten sammelte, verzögerte er die Rückkehr nach Deutschland.
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