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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.

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Jas Feto des Präsidenten Kayes.

Wir deuteten schon in einer früheren Nummer d. Bl. darauf hin, daß in
der am 18. März d. I. zusammengetretenen Extra-Session des Kongresses
zwischen der Regierung und der Bundesgesetzgebung der Vereinigten Staaten
leicht ein Konflikt entstehen könnte, der dazu angethan sei, auf die Fortent¬
wickelung der politischen Verhältnisse in der nordamerikanischen Union einen
entscheidenden Einfluß auszuüben. Was wir damals als wahrscheinlich hin¬
stellten, ist mittlerweile zur Thatsache geworden.

Die erwähnte Extra-Sitzung des Kongresses war nöthig geworden, weil
durch die Umtriebe der demokratischen Partei, welche gegenwärtig in beiden
Kongreßhäusern, im Senat und im Repräsentantenhause, die Majorität hat,
die sogenannte Appropriations-Bill, welche der Unionsregierung die zur Fort¬
führung der Regierungsgeschäfte erforderlichen Gelder bewilligt, im vorher¬
gehenden (45.) Kongresse nicht zur Annahme gelangt war. Es war daher eine
der ersten und dringendsten Aufgaben jener Extra-Sitzung, das Armeebudget,
welches einen Haupttheil der Appropriations-Bill ausmacht, zu berathen und
zu genehmigen; dasselbe geschah denn auch zunächst in der Reprüsentanten-
kammer und am 25. April d. I. im Senate, jedoch mit einer von den Demo¬
kraten angehängten, mit dem Armeebudget in keinerlei Verbindung stehenden
Klausel, durch welche diejenigen bundesgesetzlichen Bestimmungen, welche sich
auf nationale Wahlen beziehen, aufgehoben und außer Kraft gesetzt werden
sollten. Diese vom Kongreß wegen der von den Demokraten verübten Wahl¬
betrügereien vor mehreren Jahren beschlossenen und vom damaligen Präsidenten
der Vereinigten Staaten sanktionirten Bundeswahlgesetze waren nämlich der
demokratischen Partei, obschon sie dieselben bei den im Süden der Union vor¬
genommenen letzten Kongreßwahlen vielfach, speziell den Negern gegenüber, ver¬
letzt hatte, doch so lästig geworden, daß sie dieselben um jeden Preis abschaffen
wollte, um bei den nächsten Kongreßwahlen und der nächsten Präsidentenwahl
noch bequemer und in größerem Maßstabe, als es bisher geschehen, z. B. auch'


Grenzboten II. 1879. 47
Jas Feto des Präsidenten Kayes.

Wir deuteten schon in einer früheren Nummer d. Bl. darauf hin, daß in
der am 18. März d. I. zusammengetretenen Extra-Session des Kongresses
zwischen der Regierung und der Bundesgesetzgebung der Vereinigten Staaten
leicht ein Konflikt entstehen könnte, der dazu angethan sei, auf die Fortent¬
wickelung der politischen Verhältnisse in der nordamerikanischen Union einen
entscheidenden Einfluß auszuüben. Was wir damals als wahrscheinlich hin¬
stellten, ist mittlerweile zur Thatsache geworden.

Die erwähnte Extra-Sitzung des Kongresses war nöthig geworden, weil
durch die Umtriebe der demokratischen Partei, welche gegenwärtig in beiden
Kongreßhäusern, im Senat und im Repräsentantenhause, die Majorität hat,
die sogenannte Appropriations-Bill, welche der Unionsregierung die zur Fort¬
führung der Regierungsgeschäfte erforderlichen Gelder bewilligt, im vorher¬
gehenden (45.) Kongresse nicht zur Annahme gelangt war. Es war daher eine
der ersten und dringendsten Aufgaben jener Extra-Sitzung, das Armeebudget,
welches einen Haupttheil der Appropriations-Bill ausmacht, zu berathen und
zu genehmigen; dasselbe geschah denn auch zunächst in der Reprüsentanten-
kammer und am 25. April d. I. im Senate, jedoch mit einer von den Demo¬
kraten angehängten, mit dem Armeebudget in keinerlei Verbindung stehenden
Klausel, durch welche diejenigen bundesgesetzlichen Bestimmungen, welche sich
auf nationale Wahlen beziehen, aufgehoben und außer Kraft gesetzt werden
sollten. Diese vom Kongreß wegen der von den Demokraten verübten Wahl¬
betrügereien vor mehreren Jahren beschlossenen und vom damaligen Präsidenten
der Vereinigten Staaten sanktionirten Bundeswahlgesetze waren nämlich der
demokratischen Partei, obschon sie dieselben bei den im Süden der Union vor¬
genommenen letzten Kongreßwahlen vielfach, speziell den Negern gegenüber, ver¬
letzt hatte, doch so lästig geworden, daß sie dieselben um jeden Preis abschaffen
wollte, um bei den nächsten Kongreßwahlen und der nächsten Präsidentenwahl
noch bequemer und in größerem Maßstabe, als es bisher geschehen, z. B. auch'


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[0369] Jas Feto des Präsidenten Kayes. Wir deuteten schon in einer früheren Nummer d. Bl. darauf hin, daß in der am 18. März d. I. zusammengetretenen Extra-Session des Kongresses zwischen der Regierung und der Bundesgesetzgebung der Vereinigten Staaten leicht ein Konflikt entstehen könnte, der dazu angethan sei, auf die Fortent¬ wickelung der politischen Verhältnisse in der nordamerikanischen Union einen entscheidenden Einfluß auszuüben. Was wir damals als wahrscheinlich hin¬ stellten, ist mittlerweile zur Thatsache geworden. Die erwähnte Extra-Sitzung des Kongresses war nöthig geworden, weil durch die Umtriebe der demokratischen Partei, welche gegenwärtig in beiden Kongreßhäusern, im Senat und im Repräsentantenhause, die Majorität hat, die sogenannte Appropriations-Bill, welche der Unionsregierung die zur Fort¬ führung der Regierungsgeschäfte erforderlichen Gelder bewilligt, im vorher¬ gehenden (45.) Kongresse nicht zur Annahme gelangt war. Es war daher eine der ersten und dringendsten Aufgaben jener Extra-Sitzung, das Armeebudget, welches einen Haupttheil der Appropriations-Bill ausmacht, zu berathen und zu genehmigen; dasselbe geschah denn auch zunächst in der Reprüsentanten- kammer und am 25. April d. I. im Senate, jedoch mit einer von den Demo¬ kraten angehängten, mit dem Armeebudget in keinerlei Verbindung stehenden Klausel, durch welche diejenigen bundesgesetzlichen Bestimmungen, welche sich auf nationale Wahlen beziehen, aufgehoben und außer Kraft gesetzt werden sollten. Diese vom Kongreß wegen der von den Demokraten verübten Wahl¬ betrügereien vor mehreren Jahren beschlossenen und vom damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten sanktionirten Bundeswahlgesetze waren nämlich der demokratischen Partei, obschon sie dieselben bei den im Süden der Union vor¬ genommenen letzten Kongreßwahlen vielfach, speziell den Negern gegenüber, ver¬ letzt hatte, doch so lästig geworden, daß sie dieselben um jeden Preis abschaffen wollte, um bei den nächsten Kongreßwahlen und der nächsten Präsidentenwahl noch bequemer und in größerem Maßstabe, als es bisher geschehen, z. B. auch' Grenzboten II. 1879. 47

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157663/369>, abgerufen am 27.12.2024.