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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.

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Jetzt war, wenn auch noch nicht allgemein und für alle Berufszweige, so
doch wenigstens für einen, und zwar einen sehr wichtigen Zweig Licht in das dunkle
Gebiet gebracht, und man darf hoffen, theils daß durch die Fortsetzung der Arbeiten
Behm's das noch Fehlende ergänzt werden wird, theils daß auch die Pensions¬
kassen in anderen Berufszweigen, deren es nicht wenige gibt, sich veranlaßt
fühlen werden, ihr Material in gleicher Weise zu bearbeiten und zur allgemei¬
nen Kenntniß zu bringen. Darüber kann freilich noch ein Menschenalter ver¬
gehen. Vielleicht wird auch die offizielle Statistik veranlaßt, sich der Sache
anzunehmen und mit den ihr zur Verfügung stehenden Staatsmitteln kräftiger
zu unterstützen, als es die private Thätigkeit im Stande ist.

Wer sich genauer über die Resultate der Eisenbahnstatistik unterrichten
will, muß freilich Behm's Schrift nachlesen, die er sicherlich nicht ohne reiche
Belehrung aus der Hand legen wird. Dagegen dürfte es hier nicht ganz
ohne Interesse sein, in der nachfolgenden kleinen Tafel einen kurzen Auszug
aus den berechneten Jnvaliditäts-Wahrscheinlichkeiten zu geben. Zur Be¬
gleichung seien die hypothetischen Wahrscheinlichkeiten des Verfassers dieser Zeilen
hinzugefügt; man wird daraus erkennen, daß dieselben, anstatt zu hoch zu sein,
wie man vor zwanzig Jahren glaubte, im Gegentheil nicht unbeträchtlich zu klein
gegriffen waren; sie bleiben meist hinter den Wahrscheinlichkeiten zurück, welche
die Büreaubeamten der Eisenbahnen zeigen, von denen man doch annehmen
darf, daß sie keinen sehr gefährlichen Dienst verrichten.



Es mag noch bemerkt werden, daß die Wahrscheinlichkeiten des Invalid-
Werdens auch für scheinbar gleich gefährliche oder gleich ungefährliche Berufs¬
zweige sehr verschieden sein können. Bei Verrichtung gewisser Arbeiten des
Körpers oder Geistes, welche keine schwere Anstrengung erfordern, dagegen von
leicht verletzbaren Theilen des Körpers ausgeführt werden, kann recht wohl die


Jetzt war, wenn auch noch nicht allgemein und für alle Berufszweige, so
doch wenigstens für einen, und zwar einen sehr wichtigen Zweig Licht in das dunkle
Gebiet gebracht, und man darf hoffen, theils daß durch die Fortsetzung der Arbeiten
Behm's das noch Fehlende ergänzt werden wird, theils daß auch die Pensions¬
kassen in anderen Berufszweigen, deren es nicht wenige gibt, sich veranlaßt
fühlen werden, ihr Material in gleicher Weise zu bearbeiten und zur allgemei¬
nen Kenntniß zu bringen. Darüber kann freilich noch ein Menschenalter ver¬
gehen. Vielleicht wird auch die offizielle Statistik veranlaßt, sich der Sache
anzunehmen und mit den ihr zur Verfügung stehenden Staatsmitteln kräftiger
zu unterstützen, als es die private Thätigkeit im Stande ist.

Wer sich genauer über die Resultate der Eisenbahnstatistik unterrichten
will, muß freilich Behm's Schrift nachlesen, die er sicherlich nicht ohne reiche
Belehrung aus der Hand legen wird. Dagegen dürfte es hier nicht ganz
ohne Interesse sein, in der nachfolgenden kleinen Tafel einen kurzen Auszug
aus den berechneten Jnvaliditäts-Wahrscheinlichkeiten zu geben. Zur Be¬
gleichung seien die hypothetischen Wahrscheinlichkeiten des Verfassers dieser Zeilen
hinzugefügt; man wird daraus erkennen, daß dieselben, anstatt zu hoch zu sein,
wie man vor zwanzig Jahren glaubte, im Gegentheil nicht unbeträchtlich zu klein
gegriffen waren; sie bleiben meist hinter den Wahrscheinlichkeiten zurück, welche
die Büreaubeamten der Eisenbahnen zeigen, von denen man doch annehmen
darf, daß sie keinen sehr gefährlichen Dienst verrichten.



Es mag noch bemerkt werden, daß die Wahrscheinlichkeiten des Invalid-
Werdens auch für scheinbar gleich gefährliche oder gleich ungefährliche Berufs¬
zweige sehr verschieden sein können. Bei Verrichtung gewisser Arbeiten des
Körpers oder Geistes, welche keine schwere Anstrengung erfordern, dagegen von
leicht verletzbaren Theilen des Körpers ausgeführt werden, kann recht wohl die


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[0318] Jetzt war, wenn auch noch nicht allgemein und für alle Berufszweige, so doch wenigstens für einen, und zwar einen sehr wichtigen Zweig Licht in das dunkle Gebiet gebracht, und man darf hoffen, theils daß durch die Fortsetzung der Arbeiten Behm's das noch Fehlende ergänzt werden wird, theils daß auch die Pensions¬ kassen in anderen Berufszweigen, deren es nicht wenige gibt, sich veranlaßt fühlen werden, ihr Material in gleicher Weise zu bearbeiten und zur allgemei¬ nen Kenntniß zu bringen. Darüber kann freilich noch ein Menschenalter ver¬ gehen. Vielleicht wird auch die offizielle Statistik veranlaßt, sich der Sache anzunehmen und mit den ihr zur Verfügung stehenden Staatsmitteln kräftiger zu unterstützen, als es die private Thätigkeit im Stande ist. Wer sich genauer über die Resultate der Eisenbahnstatistik unterrichten will, muß freilich Behm's Schrift nachlesen, die er sicherlich nicht ohne reiche Belehrung aus der Hand legen wird. Dagegen dürfte es hier nicht ganz ohne Interesse sein, in der nachfolgenden kleinen Tafel einen kurzen Auszug aus den berechneten Jnvaliditäts-Wahrscheinlichkeiten zu geben. Zur Be¬ gleichung seien die hypothetischen Wahrscheinlichkeiten des Verfassers dieser Zeilen hinzugefügt; man wird daraus erkennen, daß dieselben, anstatt zu hoch zu sein, wie man vor zwanzig Jahren glaubte, im Gegentheil nicht unbeträchtlich zu klein gegriffen waren; sie bleiben meist hinter den Wahrscheinlichkeiten zurück, welche die Büreaubeamten der Eisenbahnen zeigen, von denen man doch annehmen darf, daß sie keinen sehr gefährlichen Dienst verrichten. Wirklich beobachtete Wahr¬ scheinlichkeiten unter den Eisen- bcchubcamten nach Behm's Berechnung Hypothetische Wahrscheinlich¬ keiten nach Heym's Alter. Berechnung. im Fahrdienst. im Büreaudicnst, 30 0,00113 0,00081 0,00279 40 0,00919 0,00178 0,00270 50 0,00590 0,01187 0,02217 0,03168 0,03918 60 0,05660 Es mag noch bemerkt werden, daß die Wahrscheinlichkeiten des Invalid- Werdens auch für scheinbar gleich gefährliche oder gleich ungefährliche Berufs¬ zweige sehr verschieden sein können. Bei Verrichtung gewisser Arbeiten des Körpers oder Geistes, welche keine schwere Anstrengung erfordern, dagegen von leicht verletzbaren Theilen des Körpers ausgeführt werden, kann recht wohl die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157663/318>, abgerufen am 27.09.2024.