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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.

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jede in der Instruktion für die Geschäftsführung den Kammern zur Besorgung
aufgegebenen Punkte "mit Nächstem specifique und deutlich zu berichten, ob
und welchergestalt denenselben insgesammt ein Genüge geschehen sei"... "Dafern
aber bei einem oder dem andern Punkte das Gehörige nicht verfügt sein sollte,
so habt Ihr die Ursachen anzuzeigen, warum solches unterblieben ist." Dem
fügt der König eigenhändig bei: "Diese Ordre ist sehr nöthig an Churmärk.
Magdeburg-Halberstädter Krieges und Domänen Cammern, daß sie berichten
sollen, ob sie meiner instruction Genüge gethan und warum nit? die Raison;
sind die Raison valable, gude, sind sie nit valable, soll fiscus agiren und spar-
tanische Karre werden arriviret werden."

Selten spricht der König in Sachen der Verwaltung einen Tadel aus,
ohne bestimmt anzugeben, wie es besser zu machen sei. Ueberhaupt zeigt sich
bei ihm eine ganz entschieden positive Richtung, von den sür den Thronfolger
bestimmten Rathschlägen und Anweisungen an bis herab zu den kleinsten
Dingen, und so erwächst denn in dieser Schule ebenso das preußische Verwal¬
tungssystem wie die preußische Beamtendisziplin.

Unter den hervorragenden ständigen Gehilfen des Königs bei seinen
Unternehmungen für die Landeskultur begegnen wir Heinrich Rüdiger v. Ilgen,
der 1728 als Geheimer Rath starb, Ehrenreich Bogislav v. Creutz, der diri-
girender Minister im zweiten Departement des Generaldirektoriums war, den
dirigirenden Ministern Christoph v. Katsch, Johann Andreas v. Kraut und
Johann Heinrich v. Fuchs, die sämmtlich aus dem Bürgerstande hervorgegangen
waren, ferner dem Wirklichen Geheimen Rathe und Kommissariatspräsidenten
Truchses zu Waldburg, dem Minister Friedrich v. Görne, den Etatsräthen
Mathias Christoph v. Bredow und Adam Ludwig v. Blumenthal, endlich dem
Geheimen Finanz-, Kriegs- und Domänenrath Herold. Letzterer war besonders
für Kolonistensachen, Görner und Bredow vorzugsweise für landwirthschaftliche
Angelegenheiten thätig. Selten geschah es, daß die Leistungen seiner Mit¬
arbeiter den König völlig befriedigten, und oft und lebhaft klagt er, "wie geringe
Assistenz er von seinen Beamten habe".

Als Friedrich Wilhelm am Schlüsse seines Lebens zurückblickte, lag hinter
ihm reicher Erfolg, die Frucht rastloser Thätigkeit und eines Systemes weiser
Maßregeln. Die Bevölkerung des Landes hatte sich seit seinem Regierungs¬
antritt um mehr als ein Drittheil der Zahl vermehrt, die er übernommen,
die Staatseinkünfte hatten sich fast verdoppelt, für -den Auf- und Ausbau des
Staates und die Vorbedingungen seiner weiteren Entwickelung war außer¬
ordentlich viel geschehen, "Der Osten dieser Provinz," schrieb noch 1863 ein
Königsberger, "wird Friedrich Wilhelm I. ewig als seinen Knlturbriuger ver¬
ehren."


Grenzboten II. 1379. 3

jede in der Instruktion für die Geschäftsführung den Kammern zur Besorgung
aufgegebenen Punkte „mit Nächstem specifique und deutlich zu berichten, ob
und welchergestalt denenselben insgesammt ein Genüge geschehen sei"... „Dafern
aber bei einem oder dem andern Punkte das Gehörige nicht verfügt sein sollte,
so habt Ihr die Ursachen anzuzeigen, warum solches unterblieben ist." Dem
fügt der König eigenhändig bei: „Diese Ordre ist sehr nöthig an Churmärk.
Magdeburg-Halberstädter Krieges und Domänen Cammern, daß sie berichten
sollen, ob sie meiner instruction Genüge gethan und warum nit? die Raison;
sind die Raison valable, gude, sind sie nit valable, soll fiscus agiren und spar-
tanische Karre werden arriviret werden."

Selten spricht der König in Sachen der Verwaltung einen Tadel aus,
ohne bestimmt anzugeben, wie es besser zu machen sei. Ueberhaupt zeigt sich
bei ihm eine ganz entschieden positive Richtung, von den sür den Thronfolger
bestimmten Rathschlägen und Anweisungen an bis herab zu den kleinsten
Dingen, und so erwächst denn in dieser Schule ebenso das preußische Verwal¬
tungssystem wie die preußische Beamtendisziplin.

Unter den hervorragenden ständigen Gehilfen des Königs bei seinen
Unternehmungen für die Landeskultur begegnen wir Heinrich Rüdiger v. Ilgen,
der 1728 als Geheimer Rath starb, Ehrenreich Bogislav v. Creutz, der diri-
girender Minister im zweiten Departement des Generaldirektoriums war, den
dirigirenden Ministern Christoph v. Katsch, Johann Andreas v. Kraut und
Johann Heinrich v. Fuchs, die sämmtlich aus dem Bürgerstande hervorgegangen
waren, ferner dem Wirklichen Geheimen Rathe und Kommissariatspräsidenten
Truchses zu Waldburg, dem Minister Friedrich v. Görne, den Etatsräthen
Mathias Christoph v. Bredow und Adam Ludwig v. Blumenthal, endlich dem
Geheimen Finanz-, Kriegs- und Domänenrath Herold. Letzterer war besonders
für Kolonistensachen, Görner und Bredow vorzugsweise für landwirthschaftliche
Angelegenheiten thätig. Selten geschah es, daß die Leistungen seiner Mit¬
arbeiter den König völlig befriedigten, und oft und lebhaft klagt er, „wie geringe
Assistenz er von seinen Beamten habe".

Als Friedrich Wilhelm am Schlüsse seines Lebens zurückblickte, lag hinter
ihm reicher Erfolg, die Frucht rastloser Thätigkeit und eines Systemes weiser
Maßregeln. Die Bevölkerung des Landes hatte sich seit seinem Regierungs¬
antritt um mehr als ein Drittheil der Zahl vermehrt, die er übernommen,
die Staatseinkünfte hatten sich fast verdoppelt, für -den Auf- und Ausbau des
Staates und die Vorbedingungen seiner weiteren Entwickelung war außer¬
ordentlich viel geschehen, „Der Osten dieser Provinz," schrieb noch 1863 ein
Königsberger, „wird Friedrich Wilhelm I. ewig als seinen Knlturbriuger ver¬
ehren."


Grenzboten II. 1379. 3
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157663/21>, abgerufen am 28.12.2024.