Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.Mit dieser Perspektive schließt das erste Buch. Von dem zweiten bis Nur das eine noch wollen wir dem Verfasser mit herzlichem Handschlag Iriedrich Wilhelm I. als Landwirth?. Die Bedeutung Friedrich Wilhelm's des Ersten ist lange Zeit verkannt Mit dieser Perspektive schließt das erste Buch. Von dem zweiten bis Nur das eine noch wollen wir dem Verfasser mit herzlichem Handschlag Iriedrich Wilhelm I. als Landwirth?. Die Bedeutung Friedrich Wilhelm's des Ersten ist lange Zeit verkannt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0017" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141972"/> <p xml:id="ID_36"> Mit dieser Perspektive schließt das erste Buch. Von dem zweiten bis<lb/> 1819 reichenden begreift dieser Band nur die erste Hälfte, bis zum zweiten<lb/> Pariser Frieden. Auch hier, in den Verhandlungen des Wiener Kongresses,<lb/> wo der Verfasser den Boden eigener Forschung zu betreten beginnt, steht<lb/> Preußen naturgemäß im Vordergrunde. Recht eigentlich gilt für diesen Theil sein<lb/> Wort: „In der Geschichte Preußen's ist nichts zu bemänteln noch zu ver¬<lb/> schweigen. Was dieser Staat geirrt und gesündigt hat, weiß alle Welt schon<lb/> längst, Dank der Mißgunst aller unserer Nachbarn, Dank der Tadelsucht<lb/> unseres eigenen Volkes; ehrliche Forschung führt in den meisten Fällen zu der<lb/> Erkenntniß, daß seine Staatskunst selbst in ihren schwachen Zeiten besser war<lb/> als ihr Ruf." Aber wir müssen uns für jetzt versagen, auf den Inhalt dieses<lb/> Abschnittes näher einzugehen; es wird Zeit sein, darauf zurückzukommen, wenn<lb/> der ganze vorliegt.</p><lb/> <p xml:id="ID_37"> Nur das eine noch wollen wir dem Verfasser mit herzlichem Handschlag<lb/> bezeugen: sein Buch ist nicht blos eine wissenschaftliche Leistung, es ist eine<lb/> patriotische That. Als solche will er selbst es angesehen wissen. „Indem ich,"<lb/> so schließt er sein Vorwort, und mit dieser Anführung, die gewissermaßen das<lb/> Programm des Ganzen enthält, nehmen auch wir für jetzt von ihm Abschied,<lb/> „indem ich noch einmal zurückblicke auf die anderthalb Jahrhunderte, welche<lb/> dieser Band zu schildern versucht, empfinde ich wieder, wie so oft beim Schreiben,<lb/> den Reichthum und die schlichte Größe unserer vaterländischen Geschichte. Kein<lb/> Volk hat besseren Grund als wir, das Andenken seiner hart kämpfenden Väter<lb/> in Ehren zu halten, und kein Volk, leider, erinnert sich so selten, durch wie viel<lb/> Blut und Thränen, durch wie viel Schweiß des Hirns und der Hände ihm<lb/> der Segen seiner Einheit geschaffen wurde ... Der Erzähler deutscher Geschichte<lb/> löst seine Aufgabe nur halb, wenn er blos den Zusammenhang der Ereignisse<lb/> aufweist und mit Freimuth sein Urtheil sagt; er soll auch selber fühlen und<lb/> in den Herzen seiner Leser zu erwecken wissen, was viele unserer Landsleute<lb/> über dem Zank und Verdruß des Augenblicks heute schon wieder verloren<lb/> haben: die Freude am Vaterlande."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Iriedrich Wilhelm I. als Landwirth?.</head><lb/> <p xml:id="ID_38" next="#ID_39"> Die Bedeutung Friedrich Wilhelm's des Ersten ist lange Zeit verkannt<lb/> worden. Seine Thätigkeit war in der Hauptsache eine vorbereitende, die erst<lb/> später Früchte trug, und bereu Wichtigkeit für die Entwickelung Preußen's</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0017]
Mit dieser Perspektive schließt das erste Buch. Von dem zweiten bis
1819 reichenden begreift dieser Band nur die erste Hälfte, bis zum zweiten
Pariser Frieden. Auch hier, in den Verhandlungen des Wiener Kongresses,
wo der Verfasser den Boden eigener Forschung zu betreten beginnt, steht
Preußen naturgemäß im Vordergrunde. Recht eigentlich gilt für diesen Theil sein
Wort: „In der Geschichte Preußen's ist nichts zu bemänteln noch zu ver¬
schweigen. Was dieser Staat geirrt und gesündigt hat, weiß alle Welt schon
längst, Dank der Mißgunst aller unserer Nachbarn, Dank der Tadelsucht
unseres eigenen Volkes; ehrliche Forschung führt in den meisten Fällen zu der
Erkenntniß, daß seine Staatskunst selbst in ihren schwachen Zeiten besser war
als ihr Ruf." Aber wir müssen uns für jetzt versagen, auf den Inhalt dieses
Abschnittes näher einzugehen; es wird Zeit sein, darauf zurückzukommen, wenn
der ganze vorliegt.
Nur das eine noch wollen wir dem Verfasser mit herzlichem Handschlag
bezeugen: sein Buch ist nicht blos eine wissenschaftliche Leistung, es ist eine
patriotische That. Als solche will er selbst es angesehen wissen. „Indem ich,"
so schließt er sein Vorwort, und mit dieser Anführung, die gewissermaßen das
Programm des Ganzen enthält, nehmen auch wir für jetzt von ihm Abschied,
„indem ich noch einmal zurückblicke auf die anderthalb Jahrhunderte, welche
dieser Band zu schildern versucht, empfinde ich wieder, wie so oft beim Schreiben,
den Reichthum und die schlichte Größe unserer vaterländischen Geschichte. Kein
Volk hat besseren Grund als wir, das Andenken seiner hart kämpfenden Väter
in Ehren zu halten, und kein Volk, leider, erinnert sich so selten, durch wie viel
Blut und Thränen, durch wie viel Schweiß des Hirns und der Hände ihm
der Segen seiner Einheit geschaffen wurde ... Der Erzähler deutscher Geschichte
löst seine Aufgabe nur halb, wenn er blos den Zusammenhang der Ereignisse
aufweist und mit Freimuth sein Urtheil sagt; er soll auch selber fühlen und
in den Herzen seiner Leser zu erwecken wissen, was viele unserer Landsleute
über dem Zank und Verdruß des Augenblicks heute schon wieder verloren
haben: die Freude am Vaterlande."
Iriedrich Wilhelm I. als Landwirth?.
Die Bedeutung Friedrich Wilhelm's des Ersten ist lange Zeit verkannt
worden. Seine Thätigkeit war in der Hauptsache eine vorbereitende, die erst
später Früchte trug, und bereu Wichtigkeit für die Entwickelung Preußen's
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