Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.spricht nicht den Anforderungen, die man billigerweise an eine Bühne von politische Briefe. VII. Die Begründung des Zolltarifs. Was ist nicht alles in die Welt geschrieben worden über die Eilfertigkeit, Seit dem 19. April liegen nun diese Motive der Oeffentlichkeit vor, die spricht nicht den Anforderungen, die man billigerweise an eine Bühne von politische Briefe. VII. Die Begründung des Zolltarifs. Was ist nicht alles in die Welt geschrieben worden über die Eilfertigkeit, Seit dem 19. April liegen nun diese Motive der Oeffentlichkeit vor, die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0163" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142118"/> <p xml:id="ID_466" prev="#ID_465"> spricht nicht den Anforderungen, die man billigerweise an eine Bühne von<lb/> solchem Range zu stellen berechtigt ist. Aber man darf nicht vergessen, daß<lb/> die Engagements von Schauspielern und Schauspielerinnen an einem Hoftheater<lb/> nicht immer vom Belieben des Intendanten abhängen. Nur zu oft machen<lb/> sich Einflüsse geltend, denen der Intendant nicht zu begegnen .im Stande ist.<lb/> Nichtsdestoweniger ließe sich auch mit untergeordneten Kräften mehr erreichen,<lb/> als thatsächlich erreicht worden ist. In der verflossenen Saison vom 1. Oktober<lb/> bis 1. April sind sechs einaktige und vier zwei-, drei- und vieraktige Stücke<lb/> zum ersten Male gegeben worden. Die sechs Einakter stiegen klanglos zum<lb/> Orkus hinab, und von den übrigen Novitäten scheint sich nur eine — die<lb/> „Frau ohne Geist" von Hugo Bürger — zu einer zeitweiligen Bereicherung<lb/> des Repertoires gestalten zu wollen. Aber selbst an dieses ganz amüsante und<lb/> fesselnde Lustspiel darf man keinen strengen aesthetischen Maßstab anlegen.<lb/> Mit einem architektonisch meisterhaft gegliederten Drama wie die „Fourcham-<lb/> bault" läßt es sich nicht vergleichen, und von Tiefe oder Originalität der<lb/> Charakteristik ist auch nicht viel zu spüren; es ist nur eine leichte Abendunter¬<lb/> haltung, die sich mit dem Abende verflüchtigt, ohne den geringsten Stoff zum<lb/><note type="byline"> c/></note> Nachdenken zu hinterlassen. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> politische Briefe.<lb/> VII.<lb/> Die Begründung des Zolltarifs. </head><lb/> <p xml:id="ID_467"> Was ist nicht alles in die Welt geschrieben worden über die Eilfertigkeit,<lb/> über die Planlosigkeit, mit welcher die Kommission zur Zollreform gearbeitet<lb/> haben sollte. Als der neue Tarif vorlag, behauptete man noch, die alten Posi¬<lb/> tionen seien Stück für Stück je nach dem Andrängen derjenigen betheiligten<lb/> Interessenten, die ihre Wünsche gerade am lautesten zum Gehör der Kommission<lb/> gebracht, erhöht worden, ohne Umblick, ohne Rücksicht auf die Beschädigtem.<lb/> Man behauptete, zusammenhängende Motive, einen Gesammtplan der Reform<lb/> werde die Kommission gar nicht aufzustellen vermögen, weil sie kein anderes<lb/> Material besitze als eine stückweise Begründung für die Erhöhung bald dieses<lb/> bald jenes Artikels.</p><lb/> <p xml:id="ID_468" next="#ID_469"> Seit dem 19. April liegen nun diese Motive der Oeffentlichkeit vor, die<lb/> man für dürftig und belanglos ausgab, ohne sie zu kennen. Man darf ge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0163]
spricht nicht den Anforderungen, die man billigerweise an eine Bühne von
solchem Range zu stellen berechtigt ist. Aber man darf nicht vergessen, daß
die Engagements von Schauspielern und Schauspielerinnen an einem Hoftheater
nicht immer vom Belieben des Intendanten abhängen. Nur zu oft machen
sich Einflüsse geltend, denen der Intendant nicht zu begegnen .im Stande ist.
Nichtsdestoweniger ließe sich auch mit untergeordneten Kräften mehr erreichen,
als thatsächlich erreicht worden ist. In der verflossenen Saison vom 1. Oktober
bis 1. April sind sechs einaktige und vier zwei-, drei- und vieraktige Stücke
zum ersten Male gegeben worden. Die sechs Einakter stiegen klanglos zum
Orkus hinab, und von den übrigen Novitäten scheint sich nur eine — die
„Frau ohne Geist" von Hugo Bürger — zu einer zeitweiligen Bereicherung
des Repertoires gestalten zu wollen. Aber selbst an dieses ganz amüsante und
fesselnde Lustspiel darf man keinen strengen aesthetischen Maßstab anlegen.
Mit einem architektonisch meisterhaft gegliederten Drama wie die „Fourcham-
bault" läßt es sich nicht vergleichen, und von Tiefe oder Originalität der
Charakteristik ist auch nicht viel zu spüren; es ist nur eine leichte Abendunter¬
haltung, die sich mit dem Abende verflüchtigt, ohne den geringsten Stoff zum
c/> Nachdenken zu hinterlassen.
politische Briefe.
VII.
Die Begründung des Zolltarifs.
Was ist nicht alles in die Welt geschrieben worden über die Eilfertigkeit,
über die Planlosigkeit, mit welcher die Kommission zur Zollreform gearbeitet
haben sollte. Als der neue Tarif vorlag, behauptete man noch, die alten Posi¬
tionen seien Stück für Stück je nach dem Andrängen derjenigen betheiligten
Interessenten, die ihre Wünsche gerade am lautesten zum Gehör der Kommission
gebracht, erhöht worden, ohne Umblick, ohne Rücksicht auf die Beschädigtem.
Man behauptete, zusammenhängende Motive, einen Gesammtplan der Reform
werde die Kommission gar nicht aufzustellen vermögen, weil sie kein anderes
Material besitze als eine stückweise Begründung für die Erhöhung bald dieses
bald jenes Artikels.
Seit dem 19. April liegen nun diese Motive der Oeffentlichkeit vor, die
man für dürftig und belanglos ausgab, ohne sie zu kennen. Man darf ge-
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