Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.lichen Mischling von Bildung und Barbarei, Ritterlichkeit und kläglicher Die Behandlung der Gegenstände ist allerdings keine rein wissenschaftliche; Sammlung musikalischer Vorträge. Ur. 1. Joh. Seb. Bach von Philipp Spitta. Ur. 2. Wagner's Siegfried von Hans von Wolzogen. Leipzig, Breitkopf K Härtel, 1879. Dieser Sammlung von musikalischen Vorträgen, welche in Serien von lichen Mischling von Bildung und Barbarei, Ritterlichkeit und kläglicher Die Behandlung der Gegenstände ist allerdings keine rein wissenschaftliche; Sammlung musikalischer Vorträge. Ur. 1. Joh. Seb. Bach von Philipp Spitta. Ur. 2. Wagner's Siegfried von Hans von Wolzogen. Leipzig, Breitkopf K Härtel, 1879. Dieser Sammlung von musikalischen Vorträgen, welche in Serien von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0502" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141913"/> <p xml:id="ID_1492" prev="#ID_1491"> lichen Mischling von Bildung und Barbarei, Ritterlichkeit und kläglicher<lb/> Charakterschwäche, Hochsinn und Gemeinheit, die uns bei ihnen begegnet, in<lb/> ausführlicher, spannendster und farbenreichster Darstellung charakterisirt werden.<lb/> Ebenfalls vortrefflich ausgeführt ist die Schilderung des Wesens und Lebens<lb/> der anderen Stände, die uns im elften Kapitel in einem Blick auf die Ver¬<lb/> hältnisse und Sitten geboten wird, welche in der zweiten Hälfte des achtzehnten<lb/> Jahrhunderts in Warschau herrschten. Es ist der menschgewordene Leichtsinn,<lb/> der uns auch hier allenthalben aufstößt; Ernst gegenüber der traurigen Lage<lb/> des Landes ist nirgends zu spüren, die Arbeit tritt vor dem Verlangen nach<lb/> Vergnügen zurück, Alles erscheint krank und wurmstichig, dem Schmutz der<lb/> Straßen entspricht der moralische Schmutz ihrer Bewohner. In dem Kapitel,<lb/> das uns die Katastrophe schildert, ist vor Allem die Charakteristik werthvoll,<lb/> die uns der Verfasser von einigen Politikern wie Nestor Sapieha, Ignaz<lb/> Potocki und Stanislaus Wolchowski gibt, und in dem Abschnitte über die Ver¬<lb/> fassung von 1791, die eine bessere Schöpfung als die französischen Konstitu¬<lb/> tionen, „nicht verpfuscht durch die moderne Krankheit des politischen Doktrina¬<lb/> rismus, dieses gravitätisch blinzelnden Staatseulenthums" war, spricht ins¬<lb/> besondere der Bericht über die Sitzung vom 3. Mai des genannten Jahres<lb/> durch große Anschaulichkeit an.</p><lb/> <p xml:id="ID_1493"> Die Behandlung der Gegenstände ist allerdings keine rein wissenschaftliche;<lb/> der Fachmann wird namentlich in der Darstellung der wirthschaftlichen Zustände<lb/> Polen's, in der Betrachtung der bäuerlichen Verhältnisse, den Mittheilungen<lb/> über Industrie, Handel und Finanzen Mancherlei vermissen, diese Mängel<lb/> werden aber von den Vorzügen des Werkes weit überwogen, und so können<lb/> wir dasselbe unseren Lesern als ebenso lehrreich wie unterhaltend zur Lektüre<lb/> nur empfehlen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Sammlung musikalischer Vorträge. Ur. 1. Joh. Seb. Bach von Philipp<lb/> Spitta. Ur. 2. Wagner's Siegfried von Hans von Wolzogen. Leipzig,<lb/> Breitkopf K Härtel, 1879.</head><lb/> <p xml:id="ID_1494" next="#ID_1495"> Dieser Sammlung von musikalischen Vorträgen, welche in Serien von<lb/> 12 Heften erscheinen soll, und von welcher die ersten beiden Hefte vor¬<lb/> liegen, versprechen wir trotz ihrer verlockenden typographischen Ausstattung<lb/> keinen sehr weiten Abounentenkreis. Die „namhaften Schriftsteller und Musik¬<lb/> historiker", welche, wie der Prospekt meldet, der Verlagshandlung ihre Be¬<lb/> theiligung zugesichert haben, bilden doch eine gar zu wunderliche Gesellschaft,<lb/> als daß ein Musiker oder Musikfreund, der nicht allen und jeden Urtheils<lb/> bar ist, nicht so manches von dem hier zu erwartenden von vornherein de-<lb/> preziren sollte. Neben Vertretern der istrengsten und solidesten Wissenschaft<lb/> werden uns seichte Schönredner in Aussicht gestellt, neben Hütern eines echten</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0502]
lichen Mischling von Bildung und Barbarei, Ritterlichkeit und kläglicher
Charakterschwäche, Hochsinn und Gemeinheit, die uns bei ihnen begegnet, in
ausführlicher, spannendster und farbenreichster Darstellung charakterisirt werden.
Ebenfalls vortrefflich ausgeführt ist die Schilderung des Wesens und Lebens
der anderen Stände, die uns im elften Kapitel in einem Blick auf die Ver¬
hältnisse und Sitten geboten wird, welche in der zweiten Hälfte des achtzehnten
Jahrhunderts in Warschau herrschten. Es ist der menschgewordene Leichtsinn,
der uns auch hier allenthalben aufstößt; Ernst gegenüber der traurigen Lage
des Landes ist nirgends zu spüren, die Arbeit tritt vor dem Verlangen nach
Vergnügen zurück, Alles erscheint krank und wurmstichig, dem Schmutz der
Straßen entspricht der moralische Schmutz ihrer Bewohner. In dem Kapitel,
das uns die Katastrophe schildert, ist vor Allem die Charakteristik werthvoll,
die uns der Verfasser von einigen Politikern wie Nestor Sapieha, Ignaz
Potocki und Stanislaus Wolchowski gibt, und in dem Abschnitte über die Ver¬
fassung von 1791, die eine bessere Schöpfung als die französischen Konstitu¬
tionen, „nicht verpfuscht durch die moderne Krankheit des politischen Doktrina¬
rismus, dieses gravitätisch blinzelnden Staatseulenthums" war, spricht ins¬
besondere der Bericht über die Sitzung vom 3. Mai des genannten Jahres
durch große Anschaulichkeit an.
Die Behandlung der Gegenstände ist allerdings keine rein wissenschaftliche;
der Fachmann wird namentlich in der Darstellung der wirthschaftlichen Zustände
Polen's, in der Betrachtung der bäuerlichen Verhältnisse, den Mittheilungen
über Industrie, Handel und Finanzen Mancherlei vermissen, diese Mängel
werden aber von den Vorzügen des Werkes weit überwogen, und so können
wir dasselbe unseren Lesern als ebenso lehrreich wie unterhaltend zur Lektüre
nur empfehlen.
Sammlung musikalischer Vorträge. Ur. 1. Joh. Seb. Bach von Philipp
Spitta. Ur. 2. Wagner's Siegfried von Hans von Wolzogen. Leipzig,
Breitkopf K Härtel, 1879.
Dieser Sammlung von musikalischen Vorträgen, welche in Serien von
12 Heften erscheinen soll, und von welcher die ersten beiden Hefte vor¬
liegen, versprechen wir trotz ihrer verlockenden typographischen Ausstattung
keinen sehr weiten Abounentenkreis. Die „namhaften Schriftsteller und Musik¬
historiker", welche, wie der Prospekt meldet, der Verlagshandlung ihre Be¬
theiligung zugesichert haben, bilden doch eine gar zu wunderliche Gesellschaft,
als daß ein Musiker oder Musikfreund, der nicht allen und jeden Urtheils
bar ist, nicht so manches von dem hier zu erwartenden von vornherein de-
preziren sollte. Neben Vertretern der istrengsten und solidesten Wissenschaft
werden uns seichte Schönredner in Aussicht gestellt, neben Hütern eines echten
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