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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

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Weimar den 10. Septbr. 1781.


G.

Die auf das eigene Schreiben des Herzogs eingegangene Antwort Gluck's,
die Goethe Kaysern abschriftlich beilegte, ist noch im Original*) erhalten. Gluck
schrieb:


Durchlauchtiger Herzog
Gnädiger Herr!

Es hat Ew. Durchlaucht gefallen durch ein Schreiben vom 8. dieses
mir einen Beweiß von Dero Huld und gütigsten Andenken zu geben, ich er¬
kenne diese hohe Gnade mit innigsten und unterthänigsten Dank.

Die noch fortdauernde Lähmung der rechten Hand sezt mich außer Stand
Ew. Durchlaucht eigenhändig meinem (sich unterthänigsten Dank abzustatten,
ich hoffe aber, daß das Badner Bad, so ich nun zum zweiten mal zu brauchen
im Begriff bin, dieses Uebel nach und nach wenigstens zum Theil heben soll.

Es thut mir herzlich Leid, daß diese nämliche Krankheit mich außer
Stand sezt, Ew. Durchlaucht gnädige Absicht in Ansehung des jungen Musi-
kers zu erfüllen; den (sich ohngeachtet, Gott sey Dank, mein unglücklicher
Zufall, keine üble Wirkung auf meine Verstandeskräffte gehabt, so leiden doch
meine ietzigen Umstände durchaus nicht diejenige Anstrengung so zu einem
Geschäfte dieser Art erforderlich ist. Wollen aber Ew. Durchlaucht nichts
desto weniger diesen jungen Mann hierher reisen lassen, so bin ich versichert,
daß sein Aufenthalt nicht ohne grosen Nutzen seyn wird, da bey der An¬
wesenheit des Großfürsten Opera, gegeben wird, wo er mit einem mahl mehr
lehnen kann als sonst durch langes studiren; so viel es meine dermahlige
Umstände zulassen, werde ich ihm mit Freuden dienen und wenigstens mit
Ertheilung guten Raths und Verschaffung guter Bekantschafften nüzlich zu



Sich einen warmen Mantel mitzunehmen. Ich glaube Sie gehn am besten
auf Constans und fahren über den See nach Mörsburg, von da geht ein
Postwagen über Memmingen, jedoch wie ich glaube nicht gerade auf München;
er wird einen Umweg auf Augspurg nehmen und dann müssen Sie auf
München, Linz und dann Wien. Doch das ist das geringste, Sie wissen ja
wohl, wie man durch die Welt kommt. Lavater giebt Ihnen ja wohl einen
Brief an den Grafen Thun mit, sagen Sie indessen niemand weiter von der
Sache. Schreiben Sie mir ja bald, ich glaube nicht daß etwas Vortheil¬
hafteres für Sie gefunden werden könnte.
*) Im Großherzogl. Sachs. Haus-Archiv zu Weimar. Vou S. Kgl. Hoheit dem reg.
Großherzog zur Publikation überlassen.

Weimar den 10. Septbr. 1781.


G.

Die auf das eigene Schreiben des Herzogs eingegangene Antwort Gluck's,
die Goethe Kaysern abschriftlich beilegte, ist noch im Original*) erhalten. Gluck
schrieb:


Durchlauchtiger Herzog
Gnädiger Herr!

Es hat Ew. Durchlaucht gefallen durch ein Schreiben vom 8. dieses
mir einen Beweiß von Dero Huld und gütigsten Andenken zu geben, ich er¬
kenne diese hohe Gnade mit innigsten und unterthänigsten Dank.

Die noch fortdauernde Lähmung der rechten Hand sezt mich außer Stand
Ew. Durchlaucht eigenhändig meinem (sich unterthänigsten Dank abzustatten,
ich hoffe aber, daß das Badner Bad, so ich nun zum zweiten mal zu brauchen
im Begriff bin, dieses Uebel nach und nach wenigstens zum Theil heben soll.

Es thut mir herzlich Leid, daß diese nämliche Krankheit mich außer
Stand sezt, Ew. Durchlaucht gnädige Absicht in Ansehung des jungen Musi-
kers zu erfüllen; den (sich ohngeachtet, Gott sey Dank, mein unglücklicher
Zufall, keine üble Wirkung auf meine Verstandeskräffte gehabt, so leiden doch
meine ietzigen Umstände durchaus nicht diejenige Anstrengung so zu einem
Geschäfte dieser Art erforderlich ist. Wollen aber Ew. Durchlaucht nichts
desto weniger diesen jungen Mann hierher reisen lassen, so bin ich versichert,
daß sein Aufenthalt nicht ohne grosen Nutzen seyn wird, da bey der An¬
wesenheit des Großfürsten Opera, gegeben wird, wo er mit einem mahl mehr
lehnen kann als sonst durch langes studiren; so viel es meine dermahlige
Umstände zulassen, werde ich ihm mit Freuden dienen und wenigstens mit
Ertheilung guten Raths und Verschaffung guter Bekantschafften nüzlich zu



Sich einen warmen Mantel mitzunehmen. Ich glaube Sie gehn am besten
auf Constans und fahren über den See nach Mörsburg, von da geht ein
Postwagen über Memmingen, jedoch wie ich glaube nicht gerade auf München;
er wird einen Umweg auf Augspurg nehmen und dann müssen Sie auf
München, Linz und dann Wien. Doch das ist das geringste, Sie wissen ja
wohl, wie man durch die Welt kommt. Lavater giebt Ihnen ja wohl einen
Brief an den Grafen Thun mit, sagen Sie indessen niemand weiter von der
Sache. Schreiben Sie mir ja bald, ich glaube nicht daß etwas Vortheil¬
hafteres für Sie gefunden werden könnte.
*) Im Großherzogl. Sachs. Haus-Archiv zu Weimar. Vou S. Kgl. Hoheit dem reg.
Großherzog zur Publikation überlassen.
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[0483] Weimar den 10. Septbr. 1781. G. Die auf das eigene Schreiben des Herzogs eingegangene Antwort Gluck's, die Goethe Kaysern abschriftlich beilegte, ist noch im Original*) erhalten. Gluck schrieb: Durchlauchtiger Herzog Gnädiger Herr! Es hat Ew. Durchlaucht gefallen durch ein Schreiben vom 8. dieses mir einen Beweiß von Dero Huld und gütigsten Andenken zu geben, ich er¬ kenne diese hohe Gnade mit innigsten und unterthänigsten Dank. Die noch fortdauernde Lähmung der rechten Hand sezt mich außer Stand Ew. Durchlaucht eigenhändig meinem (sich unterthänigsten Dank abzustatten, ich hoffe aber, daß das Badner Bad, so ich nun zum zweiten mal zu brauchen im Begriff bin, dieses Uebel nach und nach wenigstens zum Theil heben soll. Es thut mir herzlich Leid, daß diese nämliche Krankheit mich außer Stand sezt, Ew. Durchlaucht gnädige Absicht in Ansehung des jungen Musi- kers zu erfüllen; den (sich ohngeachtet, Gott sey Dank, mein unglücklicher Zufall, keine üble Wirkung auf meine Verstandeskräffte gehabt, so leiden doch meine ietzigen Umstände durchaus nicht diejenige Anstrengung so zu einem Geschäfte dieser Art erforderlich ist. Wollen aber Ew. Durchlaucht nichts desto weniger diesen jungen Mann hierher reisen lassen, so bin ich versichert, daß sein Aufenthalt nicht ohne grosen Nutzen seyn wird, da bey der An¬ wesenheit des Großfürsten Opera, gegeben wird, wo er mit einem mahl mehr lehnen kann als sonst durch langes studiren; so viel es meine dermahlige Umstände zulassen, werde ich ihm mit Freuden dienen und wenigstens mit Ertheilung guten Raths und Verschaffung guter Bekantschafften nüzlich zu Sich einen warmen Mantel mitzunehmen. Ich glaube Sie gehn am besten auf Constans und fahren über den See nach Mörsburg, von da geht ein Postwagen über Memmingen, jedoch wie ich glaube nicht gerade auf München; er wird einen Umweg auf Augspurg nehmen und dann müssen Sie auf München, Linz und dann Wien. Doch das ist das geringste, Sie wissen ja wohl, wie man durch die Welt kommt. Lavater giebt Ihnen ja wohl einen Brief an den Grafen Thun mit, sagen Sie indessen niemand weiter von der Sache. Schreiben Sie mir ja bald, ich glaube nicht daß etwas Vortheil¬ hafteres für Sie gefunden werden könnte. *) Im Großherzogl. Sachs. Haus-Archiv zu Weimar. Vou S. Kgl. Hoheit dem reg. Großherzog zur Publikation überlassen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/483>, abgerufen am 23.07.2024.