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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

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und die sich in eine östliche, mittlere und westliche Gruppe scheidet. Neben den
Ana-Kosa gelten als Hauptvertreter der östlichen Gruppe eben die Ana-Zulu,
die durch Vernichtung jener britischen Kolonne die allgemeine Aufmerksamkeit
auf sich gezogen haben. Sie zeichnen sich aus durch ihre dunkel pigmentirte
Hautfarbe, die von tiefem Sepia bis zum Blauschwarzen alle Schattirungen
durchläuft, und wolliges Haar, dessen Länge und Beschaffenheit zwar bei den
einzelnen Individuen sich sehr verschieden erweist, das aber nie als schlicht oder
straff auftritt. Was ihren Körperbau betrifft, so erklärt ihn Ernst von Weber,
der auf seiner Reise von den südafrikanischen Diamantenfeldern zum Nil die von
den Ana-Zulu bewohnten Gegenden auf dem Ochsenwagen durchreiste und
überhaupt Gelegenheit fand, die verschiedensten Vertreter der südafrikanischen
Eingeborenen kennen zu lernen und untereinander zu vergleichen (seinem sehr
empfehlenswerthen Werke*) sind die wesentlichsten hier angeführten Thatsachen
entnommen) für den denkbar schönsten. Er nennt ihre Körper wahre Bild¬
hauermodelle, so kräftig sei ihre Entwickelung in jeder Beziehung, so tadellos
ihre Proportionalität, und mehr als einmal spricht er von ihnen als prächtigen,
herkulisch gebauten Leuten, die fast alle 6 Fuß hoch seien. Soweit sie gegen¬
wärtig unter der strengen, ja grausamen Herrschaft König Cetewayo's (Weber
schreibt Ketschwayo) vereinigt sind, werden ihre Wohnsitze im Süden von der
englischen Kolonie Natal durch den so verhängnißvoll gewordenen Tugelafluß,
im Westen von der seit 1877 gleichfalls englischen Kolonie und ehemaligen
Boersrepublik Transvaal durch die Drachenberge abgegrenzt, während ihr
Gebiet nach Norden nicht ganz streng abgrenzbar etwa bis an die Mündung
des Flusses Amzuti in die im portugiesischen Besitz befindliche Delagoa-Bay
reicht und die Ostgrenze durch die Küste gebildet wird. Außerdem aber finden
sich zahlreiche Angehörige dieses Stammes nicht nur in den übrigen Theilen
Südafrika's, soweit es unter der englischen Regierung steht, die zu ihnen früher
wenigstens eine besondere Zuneigung zu hegen schien, sondern auch vor allem
in der Kolonie Natal, die neben 18 000 weißen Kolonisten die erdrückende
Ueberzahl von 350000 Eingeborenen beherbergt. Wie sehr gerade diese den
Bestrebungen der weißen Kolonisten hinderlich sind und sie gefährden können,
davon später; hier soll zunächst nachgewiesen werden, daß die Schuld an dieser
jeden Aufschwung der Kolonie hemmenden Zulu-Einwanderung die englische
Regierung trifft, eine Schuld, von der im Interesse der weißen Kolonisten
Natal's nur zu wünschen ist, daß sie sich nicht rächt, wenn auch der englischen
Regierung eine gründliche Belehrung durch Thatsachen wegen ihrer nicht nur
fehlerhaften, sondern auch ungerechten Politik heilsam wäre.



Ernst von Weber, Vier Jahre in Afrika 1871 --1L7S. Zwei Theile. Leipzig,
F. U, Brockhaus. 1S78.

und die sich in eine östliche, mittlere und westliche Gruppe scheidet. Neben den
Ana-Kosa gelten als Hauptvertreter der östlichen Gruppe eben die Ana-Zulu,
die durch Vernichtung jener britischen Kolonne die allgemeine Aufmerksamkeit
auf sich gezogen haben. Sie zeichnen sich aus durch ihre dunkel pigmentirte
Hautfarbe, die von tiefem Sepia bis zum Blauschwarzen alle Schattirungen
durchläuft, und wolliges Haar, dessen Länge und Beschaffenheit zwar bei den
einzelnen Individuen sich sehr verschieden erweist, das aber nie als schlicht oder
straff auftritt. Was ihren Körperbau betrifft, so erklärt ihn Ernst von Weber,
der auf seiner Reise von den südafrikanischen Diamantenfeldern zum Nil die von
den Ana-Zulu bewohnten Gegenden auf dem Ochsenwagen durchreiste und
überhaupt Gelegenheit fand, die verschiedensten Vertreter der südafrikanischen
Eingeborenen kennen zu lernen und untereinander zu vergleichen (seinem sehr
empfehlenswerthen Werke*) sind die wesentlichsten hier angeführten Thatsachen
entnommen) für den denkbar schönsten. Er nennt ihre Körper wahre Bild¬
hauermodelle, so kräftig sei ihre Entwickelung in jeder Beziehung, so tadellos
ihre Proportionalität, und mehr als einmal spricht er von ihnen als prächtigen,
herkulisch gebauten Leuten, die fast alle 6 Fuß hoch seien. Soweit sie gegen¬
wärtig unter der strengen, ja grausamen Herrschaft König Cetewayo's (Weber
schreibt Ketschwayo) vereinigt sind, werden ihre Wohnsitze im Süden von der
englischen Kolonie Natal durch den so verhängnißvoll gewordenen Tugelafluß,
im Westen von der seit 1877 gleichfalls englischen Kolonie und ehemaligen
Boersrepublik Transvaal durch die Drachenberge abgegrenzt, während ihr
Gebiet nach Norden nicht ganz streng abgrenzbar etwa bis an die Mündung
des Flusses Amzuti in die im portugiesischen Besitz befindliche Delagoa-Bay
reicht und die Ostgrenze durch die Küste gebildet wird. Außerdem aber finden
sich zahlreiche Angehörige dieses Stammes nicht nur in den übrigen Theilen
Südafrika's, soweit es unter der englischen Regierung steht, die zu ihnen früher
wenigstens eine besondere Zuneigung zu hegen schien, sondern auch vor allem
in der Kolonie Natal, die neben 18 000 weißen Kolonisten die erdrückende
Ueberzahl von 350000 Eingeborenen beherbergt. Wie sehr gerade diese den
Bestrebungen der weißen Kolonisten hinderlich sind und sie gefährden können,
davon später; hier soll zunächst nachgewiesen werden, daß die Schuld an dieser
jeden Aufschwung der Kolonie hemmenden Zulu-Einwanderung die englische
Regierung trifft, eine Schuld, von der im Interesse der weißen Kolonisten
Natal's nur zu wünschen ist, daß sie sich nicht rächt, wenn auch der englischen
Regierung eine gründliche Belehrung durch Thatsachen wegen ihrer nicht nur
fehlerhaften, sondern auch ungerechten Politik heilsam wäre.



Ernst von Weber, Vier Jahre in Afrika 1871 —1L7S. Zwei Theile. Leipzig,
F. U, Brockhaus. 1S78.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/340>, abgerufen am 23.07.2024.