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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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band vorhanden, Ende 1876 und im Februar 1877 wurden 15 neue Korps¬
verbände geschaffen, einer für die drei europäischen Grenadier-Divisionen nnter
Zutheilung der 14. Kavallerie-Division, in die übrigen 14 wurden je 2--3
Infanterie-Divisionen und je 1 Kavallerie-Division nach der augenblicklichen
Dislokation eingereiht, so daß nur die 2. 3. 23. und 40. Infanterie-Division
und die obengenannten 7 kaukasischen Divisionen außerhalb der Korpsverbände
blieben^

Die Mobilmachung der Feldarmee ging nach einem bestimmten Plane
ähnlich wie in Deutschland ordnungsgemäß und, mit Rücksicht auf die uoch
unfertige Organisation und die großen Entfernungen, auch ziemlich rasch von
Statten. Indessen machte sich neben dem Mangel an ausgebildeten Reservisten
namentlich auch der an Offizieren geltend. Speziell den Train betreffend, der
bis dahin lediglich Sache der einzelnen Truppentheile war, wurden besondere
Formationen für das Verpflegswesen wie für den Krankendienst, die selbständig
neben den Trnppentheilen standen, erst während des Kriegszustandes neu ge¬
schaffen. Ebenso war der Etappendienst, wie er nach deutschem Vorbilde im
Rücken des Heeres eingerichtet und gehandhabt wurde, eine bis dahin dem
russischen Heere fremde Einrichtung. Die gleichzeitige Mobilmachung des
ganzen Heeres erfolgte übrigens nicht. Es wurde am 13. November 1876
zunächst nur die Mobilmachung von 6 Armeekorps (Ur. 7--12) mit 12 In¬
fanterie- und 6 Kavallerie-Divisionen für den Kriegsschauplatz in Enropa be¬
fohlen, also die Bataillone zu 800 Mann, die Eskadrons und Ssotnien zu 145
Pferden berechnet, von 144 Bataillonen, 108 Eskadrons und Ssotnien, 72
Fuß- 12 reitenden Batterien mit 115,200 Mann, 15,660 Pferden, 648 Geschützen.
Der Uebergang anderer Truppen auf Kriegsfuß, ja schon die Zutheilung von
Schützen und Kasaken zu dieser ersten Feldarmee, wurde uicht mehr öffentlich
bekannt gemacht, wir werden sie erst nach und nach in der europäischen Türkei
wie an der kaukasisch-türkischen Grenze auf den Kriegsschauplätzen erscheinen sehen.

2. An LvkaltrnpPeu waren vorhanden für den Festungsdienst: 24 Festungs -
Infanterie-Regimenter zu 4 Bataillonen, im Frieden meist nur Kadre-Batail-
lone, deren Vertheilung sich nach der Große und Bedeutung der festen Plätze richtet,
welche sie besetzen sollten, und nach denen sie auch benannt wurden. Ans
Kriegsfuß zählte die Festungs-Jnfanterie rund 100,000 Mann. Die Festungs-
Artillerie ist ebenfalls je nach dem Bedarf der einzelnen Festungen in Kom¬
pagnien und Bataillone formirt; im Ganzen bestehen im europäischen Nußland
und im Kaukasus 150 Kompagnien, und ihre Gesammtstärke berechnet sich auf
nahezu 50,000 Mann. Die theilweise Feldverwendung der Festungsinsanterie
ist oben augedeutet, wie viel Feftuugsartillerie zu den Belagerungstrains ?e.
herangezogen worden, darüber fehlt bis jetzt eine offizielle Mittheilung. Be-


band vorhanden, Ende 1876 und im Februar 1877 wurden 15 neue Korps¬
verbände geschaffen, einer für die drei europäischen Grenadier-Divisionen nnter
Zutheilung der 14. Kavallerie-Division, in die übrigen 14 wurden je 2—3
Infanterie-Divisionen und je 1 Kavallerie-Division nach der augenblicklichen
Dislokation eingereiht, so daß nur die 2. 3. 23. und 40. Infanterie-Division
und die obengenannten 7 kaukasischen Divisionen außerhalb der Korpsverbände
blieben^

Die Mobilmachung der Feldarmee ging nach einem bestimmten Plane
ähnlich wie in Deutschland ordnungsgemäß und, mit Rücksicht auf die uoch
unfertige Organisation und die großen Entfernungen, auch ziemlich rasch von
Statten. Indessen machte sich neben dem Mangel an ausgebildeten Reservisten
namentlich auch der an Offizieren geltend. Speziell den Train betreffend, der
bis dahin lediglich Sache der einzelnen Truppentheile war, wurden besondere
Formationen für das Verpflegswesen wie für den Krankendienst, die selbständig
neben den Trnppentheilen standen, erst während des Kriegszustandes neu ge¬
schaffen. Ebenso war der Etappendienst, wie er nach deutschem Vorbilde im
Rücken des Heeres eingerichtet und gehandhabt wurde, eine bis dahin dem
russischen Heere fremde Einrichtung. Die gleichzeitige Mobilmachung des
ganzen Heeres erfolgte übrigens nicht. Es wurde am 13. November 1876
zunächst nur die Mobilmachung von 6 Armeekorps (Ur. 7—12) mit 12 In¬
fanterie- und 6 Kavallerie-Divisionen für den Kriegsschauplatz in Enropa be¬
fohlen, also die Bataillone zu 800 Mann, die Eskadrons und Ssotnien zu 145
Pferden berechnet, von 144 Bataillonen, 108 Eskadrons und Ssotnien, 72
Fuß- 12 reitenden Batterien mit 115,200 Mann, 15,660 Pferden, 648 Geschützen.
Der Uebergang anderer Truppen auf Kriegsfuß, ja schon die Zutheilung von
Schützen und Kasaken zu dieser ersten Feldarmee, wurde uicht mehr öffentlich
bekannt gemacht, wir werden sie erst nach und nach in der europäischen Türkei
wie an der kaukasisch-türkischen Grenze auf den Kriegsschauplätzen erscheinen sehen.

2. An LvkaltrnpPeu waren vorhanden für den Festungsdienst: 24 Festungs -
Infanterie-Regimenter zu 4 Bataillonen, im Frieden meist nur Kadre-Batail-
lone, deren Vertheilung sich nach der Große und Bedeutung der festen Plätze richtet,
welche sie besetzen sollten, und nach denen sie auch benannt wurden. Ans
Kriegsfuß zählte die Festungs-Jnfanterie rund 100,000 Mann. Die Festungs-
Artillerie ist ebenfalls je nach dem Bedarf der einzelnen Festungen in Kom¬
pagnien und Bataillone formirt; im Ganzen bestehen im europäischen Nußland
und im Kaukasus 150 Kompagnien, und ihre Gesammtstärke berechnet sich auf
nahezu 50,000 Mann. Die theilweise Feldverwendung der Festungsinsanterie
ist oben augedeutet, wie viel Feftuugsartillerie zu den Belagerungstrains ?e.
herangezogen worden, darüber fehlt bis jetzt eine offizielle Mittheilung. Be-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/70>, abgerufen am 05.02.2025.