Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.werden. Denn so ernst und streng der im besten Sinne des Wortes fromme Heinrich Kruse hat uns mit einem neuen Drama "Rosamunde" er¬ Unter all' den Lieder- und Gedichtsammlungen, welche zum Weihnachtsfest Die Frithjofs-Sage hat in Pauline Schanz eine neue gewandte werden. Denn so ernst und streng der im besten Sinne des Wortes fromme Heinrich Kruse hat uns mit einem neuen Drama „Rosamunde" er¬ Unter all' den Lieder- und Gedichtsammlungen, welche zum Weihnachtsfest Die Frithjofs-Sage hat in Pauline Schanz eine neue gewandte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0522" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141401"/> <p xml:id="ID_1669" prev="#ID_1668"> werden. Denn so ernst und streng der im besten Sinne des Wortes fromme<lb/> Verfasser seine Aufgabe auch auffaßt und ausführt, dem deutschen Hause die<lb/> Schätze der deutschen Literatur zu erschließen und die Spreu vom Weizen zu<lb/> sondern: den Hauptreiz und die große verdiente Verbreitung dankt das Buch<lb/> doch der reichen Ausstattung mit Bildwerken, Schrift- und Druckproben u. s. w.,<lb/> welche gleichsam eine bildliche deutsche Literaturgeschichte darstellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1670"> Heinrich Kruse hat uns mit einem neuen Drama „Rosamunde" er¬<lb/> freut (Leipzig, S. Hirzel) — einem neuen Drama, das gleichwohl eines seiner<lb/> ältesten ist, denn seit 1859, da es zuerst entstand, hat er es sieben Mal um¬<lb/> gearbeitet, bis es nun vor die Welt tritt. Dieselbe historische Treue, derselbe<lb/> tiefe, weihevolle, sittliche Ernst, dieselbe edle, klangvolle Sprache, dieselbe klare<lb/> Charakteristik und schön durchdachte Gliederung der Handlung ist an dieser<lb/> dramatischen Dichtung Kruse's zu rühmen, wie an seinen früher erschienenen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1671"> Unter all' den Lieder- und Gedichtsammlungen, welche zum Weihnachtsfest<lb/> angeboten werden, möchten wir Felix Dahn's Lieder und Balladen<lb/> (Leipzig, Breitkopf und Härtel) eine hervorragende Stelle zuweisen. Dahn ist<lb/> Meister der Form, zugleich aber auch — man braucht nur an seinen Roman<lb/> „der Kampf um Rom" zu erinnern, der an historischem Werth reichlich alle<lb/> Ebers'schen Phantasiegebilde aufwiegt — als Historiker so vertraut und ver¬<lb/> wachsen mit der deutschen Sagenwelt und der deutschen Geschichte der Dent-<lb/> und Gefühlsweise des deutschen Mittelalters, daß ihm hier wenige zeitgenössische<lb/> Dichter gleichkommen, und die reiche Sammlung seiner Balladen und Romanzen<lb/> einen Genuß gewährt, wie er seit Uhland nicht mehr geboten wurde. In<lb/> seinen Liedern und Sprüchen findet der Leser Perlen reiner, ergreifender und<lb/> formvollendeter dichterischer Empfindung. Und die patriotischen Gelegenheits¬<lb/> gedichte, mit denen die Sammlung schließt, leben uns allen noch in frischer<lb/> Erinnerung seit der bewegten Stunde, die sie schuf, und viele von ihnen werden<lb/> noch Manche nach uns erheben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1672"> Die Frithjofs-Sage hat in Pauline Schanz eine neue gewandte<lb/> Bearbeiterin gefunden (Dresden, Meinhold und Söhne). Die Ausstattung,<lb/> namentlich Papier und Druck, könnte eleganter sein. — Andersen's Märchen<lb/> sind von Emil I. Jonas neu übersetzt und mit Anmerkungen versehen,<lb/> von der Verlagsbuchhandlung (Bichteler und Co., Berlin) aber mit etwas groben<lb/> Holzschnitten ausgestattet worden. Derselbe Uebersetzer führt Richard Gustav-<lb/> sson's Märchen zum ersten Male in Deutschland ein. Derselbe Verleger illu-<lb/> strirt sie mit Holzschnitten derselben Gattung wie Andersen. — Für das Back¬<lb/> sischalter bietet M. Ermann eine reizende Erzählung „Nur ein Mädchen" in<lb/> sehr eleganter Ausstattung (Stuttgart, Schmidt und Spring).</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0522]
werden. Denn so ernst und streng der im besten Sinne des Wortes fromme
Verfasser seine Aufgabe auch auffaßt und ausführt, dem deutschen Hause die
Schätze der deutschen Literatur zu erschließen und die Spreu vom Weizen zu
sondern: den Hauptreiz und die große verdiente Verbreitung dankt das Buch
doch der reichen Ausstattung mit Bildwerken, Schrift- und Druckproben u. s. w.,
welche gleichsam eine bildliche deutsche Literaturgeschichte darstellen.
Heinrich Kruse hat uns mit einem neuen Drama „Rosamunde" er¬
freut (Leipzig, S. Hirzel) — einem neuen Drama, das gleichwohl eines seiner
ältesten ist, denn seit 1859, da es zuerst entstand, hat er es sieben Mal um¬
gearbeitet, bis es nun vor die Welt tritt. Dieselbe historische Treue, derselbe
tiefe, weihevolle, sittliche Ernst, dieselbe edle, klangvolle Sprache, dieselbe klare
Charakteristik und schön durchdachte Gliederung der Handlung ist an dieser
dramatischen Dichtung Kruse's zu rühmen, wie an seinen früher erschienenen.
Unter all' den Lieder- und Gedichtsammlungen, welche zum Weihnachtsfest
angeboten werden, möchten wir Felix Dahn's Lieder und Balladen
(Leipzig, Breitkopf und Härtel) eine hervorragende Stelle zuweisen. Dahn ist
Meister der Form, zugleich aber auch — man braucht nur an seinen Roman
„der Kampf um Rom" zu erinnern, der an historischem Werth reichlich alle
Ebers'schen Phantasiegebilde aufwiegt — als Historiker so vertraut und ver¬
wachsen mit der deutschen Sagenwelt und der deutschen Geschichte der Dent-
und Gefühlsweise des deutschen Mittelalters, daß ihm hier wenige zeitgenössische
Dichter gleichkommen, und die reiche Sammlung seiner Balladen und Romanzen
einen Genuß gewährt, wie er seit Uhland nicht mehr geboten wurde. In
seinen Liedern und Sprüchen findet der Leser Perlen reiner, ergreifender und
formvollendeter dichterischer Empfindung. Und die patriotischen Gelegenheits¬
gedichte, mit denen die Sammlung schließt, leben uns allen noch in frischer
Erinnerung seit der bewegten Stunde, die sie schuf, und viele von ihnen werden
noch Manche nach uns erheben.
Die Frithjofs-Sage hat in Pauline Schanz eine neue gewandte
Bearbeiterin gefunden (Dresden, Meinhold und Söhne). Die Ausstattung,
namentlich Papier und Druck, könnte eleganter sein. — Andersen's Märchen
sind von Emil I. Jonas neu übersetzt und mit Anmerkungen versehen,
von der Verlagsbuchhandlung (Bichteler und Co., Berlin) aber mit etwas groben
Holzschnitten ausgestattet worden. Derselbe Uebersetzer führt Richard Gustav-
sson's Märchen zum ersten Male in Deutschland ein. Derselbe Verleger illu-
strirt sie mit Holzschnitten derselben Gattung wie Andersen. — Für das Back¬
sischalter bietet M. Ermann eine reizende Erzählung „Nur ein Mädchen" in
sehr eleganter Ausstattung (Stuttgart, Schmidt und Spring).
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