Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.Satze übereinstimmt, daß das Vorurtheilslose, auf Erfahrungen gestützte Er¬ Für engere Kreise berechnet ist Adolf Held's "Grundriß für Vorlesungen Satze übereinstimmt, daß das Vorurtheilslose, auf Erfahrungen gestützte Er¬ Für engere Kreise berechnet ist Adolf Held's „Grundriß für Vorlesungen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0507" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141386"/> <p xml:id="ID_1634" prev="#ID_1633"> Satze übereinstimmt, daß das Vorurtheilslose, auf Erfahrungen gestützte Er¬<lb/> kennen in Betreff der menschlichen Wirthschaft viel richtiger ist, als das Auf¬<lb/> stellen und Vorschreiben noch so blendender und glänzender Dogmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1635" next="#ID_1636"> Für engere Kreise berechnet ist Adolf Held's „Grundriß für Vorlesungen<lb/> über Nationalökonomie" (Bonn, Emil Strauß). Urspünglich nur für die Zu¬<lb/> hörer des Verfassers bestimmt, der bekanntlich an der Bonner Hochschule lehrt,<lb/> und als Manuskript gedruckt, hatte die Schrift, sogar über die deutscheu Grenzen<lb/> hinaus, so viel Anklang gefunden, daß alsbald eine zweite Auflage nöthig<lb/> wurde, die auf vielfachen Wunsch auch im Buchhandel erschienen ist. Natür¬<lb/> lich bietet sie außer ihrem nächstliegenden, praktischen Zweck nur für diejenigen<lb/> ein lebhafteres Interesse, welche die geistige Bewegung innerhalb der deutschen<lb/> Nationalökonomie genauer verfolgen. Herr Held gehört zu den namhaften<lb/> Kathedersozialisten, er ist ein hervorragendes Mitglied des „Vereins für So¬<lb/> zialpolitik" und hat sich das größte Verdienst um die Klärung der Ansichten auf<lb/> den Generalversammlungen dieses Vereins erworben. Ihm namentlich war<lb/> es zu danken, daß nach mannichfach verworrenen Anfängen die weit über¬<lb/> wiegende Mehrheit sich auf dem Standpunkte sammelte, daß die freien Or¬<lb/> ganisationen der wirthschaftlichen Stände und ihre Beförderung und Leitung<lb/> durch das Gesetz die Hauptaufgabe der sozialen Reform seien, während die<lb/> namentlich durch Adolf Wagner vertretene Minderheit an direkten Eingriffen<lb/> in das Privateigenthumsrecht festhielt. Eine literarische Fehde, welche sich<lb/> darüber zwischen Held und Wagner entspann, ist früher schon in diesen Blattern<lb/> erwähnt worden. Neuerdings hat Held gerade von entgegengesetzter Seite<lb/> nicht minder heftige, obgleich viel weniger geistvolle oder, um es kurz zu sagen,<lb/> ganz abgeschmackte und thörichte Angriffe wegen seiner sozialpolitischen Haltung<lb/> in M. Block's „Quintessenz des Kathedersozialismus" (Berlin, Herbig) erfahren.<lb/> Die Broschüre an sich würde kaum eine ernsthafte Erwähnung verdienen, wenn<lb/> sie nicht einen bequemen und naheliegenden Anlaß böte, einige Bemerkungen<lb/> zu machen, welche augenblicklich vielleicht doppelt am Platze sind. Ueber die<lb/> Sozialdemokratie und Verwandtes ist so lange und so viel gescholten worden,<lb/> und gewiß mit vollstem Recht, daß nachdem ihr nunmehr das Wort genommen<lb/> ist, vielleicht ohne besonderen Schaden eine kleine Pause eintreten könnte. Diese<lb/> Pause würde in sehr nützlicher Weise ausgefüllt werden durch einen gleich<lb/> energischen Feldzug der öffentlichen Kritik gegen die Gegenfüßler des Kommu¬<lb/> nismus, gegen jene absoluten und unfehlbaren Bekenner des leüsss-i lau-s se<lb/> xasssr, die nicht zufrieden damit, eine wissenschaftlich in'ihrer schrankenlos-<lb/> allgemeinen Form längst abgethane Doktrin zu vertreten, was man ihnen<lb/> schließlich gönnen könnte, mit perfiden und unglaublichen Angriffen die aus¬<lb/> gezeichnetsten, besonnensten und nüchternsten Forscher verfolgen, sobald die-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0507]
Satze übereinstimmt, daß das Vorurtheilslose, auf Erfahrungen gestützte Er¬
kennen in Betreff der menschlichen Wirthschaft viel richtiger ist, als das Auf¬
stellen und Vorschreiben noch so blendender und glänzender Dogmen.
Für engere Kreise berechnet ist Adolf Held's „Grundriß für Vorlesungen
über Nationalökonomie" (Bonn, Emil Strauß). Urspünglich nur für die Zu¬
hörer des Verfassers bestimmt, der bekanntlich an der Bonner Hochschule lehrt,
und als Manuskript gedruckt, hatte die Schrift, sogar über die deutscheu Grenzen
hinaus, so viel Anklang gefunden, daß alsbald eine zweite Auflage nöthig
wurde, die auf vielfachen Wunsch auch im Buchhandel erschienen ist. Natür¬
lich bietet sie außer ihrem nächstliegenden, praktischen Zweck nur für diejenigen
ein lebhafteres Interesse, welche die geistige Bewegung innerhalb der deutschen
Nationalökonomie genauer verfolgen. Herr Held gehört zu den namhaften
Kathedersozialisten, er ist ein hervorragendes Mitglied des „Vereins für So¬
zialpolitik" und hat sich das größte Verdienst um die Klärung der Ansichten auf
den Generalversammlungen dieses Vereins erworben. Ihm namentlich war
es zu danken, daß nach mannichfach verworrenen Anfängen die weit über¬
wiegende Mehrheit sich auf dem Standpunkte sammelte, daß die freien Or¬
ganisationen der wirthschaftlichen Stände und ihre Beförderung und Leitung
durch das Gesetz die Hauptaufgabe der sozialen Reform seien, während die
namentlich durch Adolf Wagner vertretene Minderheit an direkten Eingriffen
in das Privateigenthumsrecht festhielt. Eine literarische Fehde, welche sich
darüber zwischen Held und Wagner entspann, ist früher schon in diesen Blattern
erwähnt worden. Neuerdings hat Held gerade von entgegengesetzter Seite
nicht minder heftige, obgleich viel weniger geistvolle oder, um es kurz zu sagen,
ganz abgeschmackte und thörichte Angriffe wegen seiner sozialpolitischen Haltung
in M. Block's „Quintessenz des Kathedersozialismus" (Berlin, Herbig) erfahren.
Die Broschüre an sich würde kaum eine ernsthafte Erwähnung verdienen, wenn
sie nicht einen bequemen und naheliegenden Anlaß böte, einige Bemerkungen
zu machen, welche augenblicklich vielleicht doppelt am Platze sind. Ueber die
Sozialdemokratie und Verwandtes ist so lange und so viel gescholten worden,
und gewiß mit vollstem Recht, daß nachdem ihr nunmehr das Wort genommen
ist, vielleicht ohne besonderen Schaden eine kleine Pause eintreten könnte. Diese
Pause würde in sehr nützlicher Weise ausgefüllt werden durch einen gleich
energischen Feldzug der öffentlichen Kritik gegen die Gegenfüßler des Kommu¬
nismus, gegen jene absoluten und unfehlbaren Bekenner des leüsss-i lau-s se
xasssr, die nicht zufrieden damit, eine wissenschaftlich in'ihrer schrankenlos-
allgemeinen Form längst abgethane Doktrin zu vertreten, was man ihnen
schließlich gönnen könnte, mit perfiden und unglaublichen Angriffen die aus¬
gezeichnetsten, besonnensten und nüchternsten Forscher verfolgen, sobald die-
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