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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Ausdrücken höchster Achtung von Beaton zu sprechen, und gab schließlich seine
aufrichtigen und loyalen Gesinnungen für die gefangene Königin zu erkennen.
Er sei bereit, ihr zu dienen, äußerte er, wenn sie vergangene Dinge vergessen
wolle, und werde alsdann thun, was in seinen Kräften stehe, um eine Restau¬
ration Maria Stuart's herbeizuführen. Als erstes Zeichen seiner Gesinnung
erbot er sich, die oftmals von der Königin verlangten Juwelen in ihre Hände
zu geben. Ogilvie, .der Morton nicht recht traute, berieth sich daraus mit
Sir James Balfour. Balfour, damals Lordoberrichter von Schottland (pro-
siZsnt ot' elk Oourt ot' Lsssion), versicherte ihm, Morton meine es ehrlich und
habe die Absicht, sich von den Geschäften zurückzuziehen und als Privatmann
unter Maria's und Jakob's Regierung zu leben. Er drängte Ogilvie, die Ab¬
sichten des Regenten sogleich Beaton mitzutheilen, er solle hinzufügen, "daß
wenn Beaton die Versöhnung zu Staude bringe, er Schottland einen großen
Dienst erweisen werde."'")

Was Morton zu diesem Schritte bewogen hat, ist nicht klar ersichtlich.
Wahrscheinlich wünschte er in der That, seinen Frieden mit seinen Feinden
zu macheu und sein Leben in Ruhe zu beschließen. Er kannte Jakob's Natur
und sah voraus, daß sein Einfluß mit der Volljährigkeit des jungen Königs
ein Ende haben würde. Durch die harte Herrschaft, die er geführt -- obwohl
Schottland derselben eine verhältnißmäßig lange Friedenszeit verdankte -- hatte
er sich viel Gegner gemacht. Auch seiue alten Anhänger, die Geistlichkeit und
die Städte, waren damals verschiedener Steuern wegen gegen ihn eingenommen.
Daß Morton es ehrlich meinte, wird kaum bezweifelt werden können, der
Grund wenigstens, warum er einen derartigen Schritt that, ist sonst schwer
ersichtlich. Ging die Königin auf sein Anerbieten ein, so wurde sie, auch
wenn er ihre Absicht an Elisabeth verrieth, kaum dadurch kompromittirt,
da von einer Verschwörung in England selbst nicht die Rede war. Maria
Stuart indessen war von Mißtrauen gegen den Regenten erfüllt. Ogilvie
benachrichtigt Beaton von der Unterredung. Es verging aber eine lange
Zeit, bis die Königin in Sheffield Castle etwas davon erfuhr. Sie war so
argwöhnisch diesen Eröffnungen gegenüber, daß sie in der Sache selbst zu
schreiben unterließ. Sie fürchtete, Walsingham könne seine Hand dabei im
Spiele haben, und ließ Ogilvie nur durch Beaton für seinen Eifer danken.**)
Wie bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit zieht Hosack auch hier aus




*) I^orü ogilvie t,n ^rollt, Lftatonu, rkükvit ruf XVtli ok ^.prM 1677 z Hosack, U-
Appendix B, Der Brief befand sich ursprünglich im Kools vollere in Paris, jetzt im Blair"
OnIIvgs, ^dvräknnsliirs.
"*) Laban off, IV. 384, WS

Ausdrücken höchster Achtung von Beaton zu sprechen, und gab schließlich seine
aufrichtigen und loyalen Gesinnungen für die gefangene Königin zu erkennen.
Er sei bereit, ihr zu dienen, äußerte er, wenn sie vergangene Dinge vergessen
wolle, und werde alsdann thun, was in seinen Kräften stehe, um eine Restau¬
ration Maria Stuart's herbeizuführen. Als erstes Zeichen seiner Gesinnung
erbot er sich, die oftmals von der Königin verlangten Juwelen in ihre Hände
zu geben. Ogilvie, .der Morton nicht recht traute, berieth sich daraus mit
Sir James Balfour. Balfour, damals Lordoberrichter von Schottland (pro-
siZsnt ot' elk Oourt ot' Lsssion), versicherte ihm, Morton meine es ehrlich und
habe die Absicht, sich von den Geschäften zurückzuziehen und als Privatmann
unter Maria's und Jakob's Regierung zu leben. Er drängte Ogilvie, die Ab¬
sichten des Regenten sogleich Beaton mitzutheilen, er solle hinzufügen, „daß
wenn Beaton die Versöhnung zu Staude bringe, er Schottland einen großen
Dienst erweisen werde."'")

Was Morton zu diesem Schritte bewogen hat, ist nicht klar ersichtlich.
Wahrscheinlich wünschte er in der That, seinen Frieden mit seinen Feinden
zu macheu und sein Leben in Ruhe zu beschließen. Er kannte Jakob's Natur
und sah voraus, daß sein Einfluß mit der Volljährigkeit des jungen Königs
ein Ende haben würde. Durch die harte Herrschaft, die er geführt — obwohl
Schottland derselben eine verhältnißmäßig lange Friedenszeit verdankte — hatte
er sich viel Gegner gemacht. Auch seiue alten Anhänger, die Geistlichkeit und
die Städte, waren damals verschiedener Steuern wegen gegen ihn eingenommen.
Daß Morton es ehrlich meinte, wird kaum bezweifelt werden können, der
Grund wenigstens, warum er einen derartigen Schritt that, ist sonst schwer
ersichtlich. Ging die Königin auf sein Anerbieten ein, so wurde sie, auch
wenn er ihre Absicht an Elisabeth verrieth, kaum dadurch kompromittirt,
da von einer Verschwörung in England selbst nicht die Rede war. Maria
Stuart indessen war von Mißtrauen gegen den Regenten erfüllt. Ogilvie
benachrichtigt Beaton von der Unterredung. Es verging aber eine lange
Zeit, bis die Königin in Sheffield Castle etwas davon erfuhr. Sie war so
argwöhnisch diesen Eröffnungen gegenüber, daß sie in der Sache selbst zu
schreiben unterließ. Sie fürchtete, Walsingham könne seine Hand dabei im
Spiele haben, und ließ Ogilvie nur durch Beaton für seinen Eifer danken.**)
Wie bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit zieht Hosack auch hier aus




*) I^orü ogilvie t,n ^rollt, Lftatonu, rkükvit ruf XVtli ok ^.prM 1677 z Hosack, U-
Appendix B, Der Brief befand sich ursprünglich im Kools vollere in Paris, jetzt im Blair«
OnIIvgs, ^dvräknnsliirs.
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[0494] Ausdrücken höchster Achtung von Beaton zu sprechen, und gab schließlich seine aufrichtigen und loyalen Gesinnungen für die gefangene Königin zu erkennen. Er sei bereit, ihr zu dienen, äußerte er, wenn sie vergangene Dinge vergessen wolle, und werde alsdann thun, was in seinen Kräften stehe, um eine Restau¬ ration Maria Stuart's herbeizuführen. Als erstes Zeichen seiner Gesinnung erbot er sich, die oftmals von der Königin verlangten Juwelen in ihre Hände zu geben. Ogilvie, .der Morton nicht recht traute, berieth sich daraus mit Sir James Balfour. Balfour, damals Lordoberrichter von Schottland (pro- siZsnt ot' elk Oourt ot' Lsssion), versicherte ihm, Morton meine es ehrlich und habe die Absicht, sich von den Geschäften zurückzuziehen und als Privatmann unter Maria's und Jakob's Regierung zu leben. Er drängte Ogilvie, die Ab¬ sichten des Regenten sogleich Beaton mitzutheilen, er solle hinzufügen, „daß wenn Beaton die Versöhnung zu Staude bringe, er Schottland einen großen Dienst erweisen werde."'") Was Morton zu diesem Schritte bewogen hat, ist nicht klar ersichtlich. Wahrscheinlich wünschte er in der That, seinen Frieden mit seinen Feinden zu macheu und sein Leben in Ruhe zu beschließen. Er kannte Jakob's Natur und sah voraus, daß sein Einfluß mit der Volljährigkeit des jungen Königs ein Ende haben würde. Durch die harte Herrschaft, die er geführt — obwohl Schottland derselben eine verhältnißmäßig lange Friedenszeit verdankte — hatte er sich viel Gegner gemacht. Auch seiue alten Anhänger, die Geistlichkeit und die Städte, waren damals verschiedener Steuern wegen gegen ihn eingenommen. Daß Morton es ehrlich meinte, wird kaum bezweifelt werden können, der Grund wenigstens, warum er einen derartigen Schritt that, ist sonst schwer ersichtlich. Ging die Königin auf sein Anerbieten ein, so wurde sie, auch wenn er ihre Absicht an Elisabeth verrieth, kaum dadurch kompromittirt, da von einer Verschwörung in England selbst nicht die Rede war. Maria Stuart indessen war von Mißtrauen gegen den Regenten erfüllt. Ogilvie benachrichtigt Beaton von der Unterredung. Es verging aber eine lange Zeit, bis die Königin in Sheffield Castle etwas davon erfuhr. Sie war so argwöhnisch diesen Eröffnungen gegenüber, daß sie in der Sache selbst zu schreiben unterließ. Sie fürchtete, Walsingham könne seine Hand dabei im Spiele haben, und ließ Ogilvie nur durch Beaton für seinen Eifer danken.**) Wie bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit zieht Hosack auch hier aus *) I^orü ogilvie t,n ^rollt, Lftatonu, rkükvit ruf XVtli ok ^.prM 1677 z Hosack, U- Appendix B, Der Brief befand sich ursprünglich im Kools vollere in Paris, jetzt im Blair« OnIIvgs, ^dvräknnsliirs. »*) Laban off, IV. 384, WS

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/494>, abgerufen am 05.02.2025.