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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Heirath mit Jane Gordon besonders interessirt haben soll, ist eine ganz will-
kührliche Behauptung. Einfach lächerlich aber und nur ein Beweis für die
Leichtfertigkeit seiner Untersuchungen ist die Angabe desselben Autors, daß
Bothwell damals bereits so alt gewesen sei, um Maria Stuart's Vater sein
zu können. Was nun die Ehe anbetrifft, welche die Königin mit dem Mörder
ihres Gatten einging, so führt Hosack aus, Maria Stuart sei nie legaliter mit
Bothwell verheirathet gewesen. Etwas Wahres ist in der That an dieser Be¬
hauptung, indessen kann auch darüber gestritten werden. Im Jahre 1566 hatte
sich Bothwell mit Jane Gordon, der Schwester des Grafen Huntly, vermählt.
Später ließ er sich um die Königin zu heirathen, von seiner Gattin scheiden, an¬
geblich, wie zuerst verbreitet wurde, "weil er im vierten Grade mit seiner Gemahlin
verwandt sei." Vor seiner Heirath hatte Bothwell jedoch einen Dispens des
päpstlichen Nuntius für seine Gemahlin erhalten, so daß nach Hosack's Ansicht
die Ehe legaliter vollzogen und nach den Gesetzen der katholischen Kirche un¬
trennbar war. Die Königin habe also nach den Lehren des Tridentinums, so
lange Jane Gordon lebte, nicht mit Bothwell eine gesetzliche Ehe eingehen können.
Der Dispens, vom 17. Februar datirt, wurde in Dunrobin aufbewahrt. Dr.
John Stuart hat ihn vor Kurzem entdeckt und in den Historical Lvramis-
sioners (Lsooiiä rsxort p. 177.) publizirt.

Wußte nun Maria Stuart, als sie ihre Ehe einging, von diesem Dispense?
Hosack bezweifelt es, "doch scheine sie später Nachricht davon erhalten zu haben,
da sie in einem Briefe an den Papst aus dem Jahre 1571 (Labanoff, III. 232.)
von der "xrktsoäizä äivoros ok Lotdvsll trovi ins räth" spreche." Von dem
Dispense habe außer Bothwell und Jane Gordon nur noch der Erzbischof
Hamilton, der denselben besorgte, Kenntniß gehabt und dieser, da sein Bruder
nach dem jungen Prinzen nächster Thronerbe war, habe Bothwell's Scheidung
begünstigt, wie alle Hamiltons, um Maria Stuart zu ruiniren.*) Die Sache
liegt indessen doch etwas anders, wenn der Erzbischof auch zweifellos um seiner
Familie willen den Dispens zurückbehalten haben wird. Bothwell war Pro¬
testant und konnte in Folge dessen wohl geschieden werden.**) Die Scheidung
Bothwell's wurde protestantischerseits aus eine Klage wegen Ehebruchs hin
ausgesprochen, welche von seiner Gattin gestellt worden war. Maria Stuar
hat sich später, als sie den Herzog von Norfolk heirathen wollte, lebhaft be-




*) "elle Hamiltons srs tvrtkersrs ok elle üivoros Iwxing to odtain elle saonsr to
tneir gesirsS sua." Drury an Cecil, 2. Mai 1567.
**) Jane Gordon heirathete am 13. Dezember 1673 (also noch zu Lebzeiten Bothwell's)
Alexander, 11 Earl of Sutherland, aus welcher Ehe verschiedene Kinder entstammten. Später
heirathete sie Alexander Ogilvie of Boyne. Sie starb 1629, 84 Jahre alt. Sie war ruhigen
Gemüths und galt für sehr.klug. Hosack, IV. 379.

Heirath mit Jane Gordon besonders interessirt haben soll, ist eine ganz will-
kührliche Behauptung. Einfach lächerlich aber und nur ein Beweis für die
Leichtfertigkeit seiner Untersuchungen ist die Angabe desselben Autors, daß
Bothwell damals bereits so alt gewesen sei, um Maria Stuart's Vater sein
zu können. Was nun die Ehe anbetrifft, welche die Königin mit dem Mörder
ihres Gatten einging, so führt Hosack aus, Maria Stuart sei nie legaliter mit
Bothwell verheirathet gewesen. Etwas Wahres ist in der That an dieser Be¬
hauptung, indessen kann auch darüber gestritten werden. Im Jahre 1566 hatte
sich Bothwell mit Jane Gordon, der Schwester des Grafen Huntly, vermählt.
Später ließ er sich um die Königin zu heirathen, von seiner Gattin scheiden, an¬
geblich, wie zuerst verbreitet wurde, „weil er im vierten Grade mit seiner Gemahlin
verwandt sei." Vor seiner Heirath hatte Bothwell jedoch einen Dispens des
päpstlichen Nuntius für seine Gemahlin erhalten, so daß nach Hosack's Ansicht
die Ehe legaliter vollzogen und nach den Gesetzen der katholischen Kirche un¬
trennbar war. Die Königin habe also nach den Lehren des Tridentinums, so
lange Jane Gordon lebte, nicht mit Bothwell eine gesetzliche Ehe eingehen können.
Der Dispens, vom 17. Februar datirt, wurde in Dunrobin aufbewahrt. Dr.
John Stuart hat ihn vor Kurzem entdeckt und in den Historical Lvramis-
sioners (Lsooiiä rsxort p. 177.) publizirt.

Wußte nun Maria Stuart, als sie ihre Ehe einging, von diesem Dispense?
Hosack bezweifelt es, „doch scheine sie später Nachricht davon erhalten zu haben,
da sie in einem Briefe an den Papst aus dem Jahre 1571 (Labanoff, III. 232.)
von der „xrktsoäizä äivoros ok Lotdvsll trovi ins räth" spreche." Von dem
Dispense habe außer Bothwell und Jane Gordon nur noch der Erzbischof
Hamilton, der denselben besorgte, Kenntniß gehabt und dieser, da sein Bruder
nach dem jungen Prinzen nächster Thronerbe war, habe Bothwell's Scheidung
begünstigt, wie alle Hamiltons, um Maria Stuart zu ruiniren.*) Die Sache
liegt indessen doch etwas anders, wenn der Erzbischof auch zweifellos um seiner
Familie willen den Dispens zurückbehalten haben wird. Bothwell war Pro¬
testant und konnte in Folge dessen wohl geschieden werden.**) Die Scheidung
Bothwell's wurde protestantischerseits aus eine Klage wegen Ehebruchs hin
ausgesprochen, welche von seiner Gattin gestellt worden war. Maria Stuar
hat sich später, als sie den Herzog von Norfolk heirathen wollte, lebhaft be-




*) „elle Hamiltons srs tvrtkersrs ok elle üivoros Iwxing to odtain elle saonsr to
tneir gesirsS sua." Drury an Cecil, 2. Mai 1567.
**) Jane Gordon heirathete am 13. Dezember 1673 (also noch zu Lebzeiten Bothwell's)
Alexander, 11 Earl of Sutherland, aus welcher Ehe verschiedene Kinder entstammten. Später
heirathete sie Alexander Ogilvie of Boyne. Sie starb 1629, 84 Jahre alt. Sie war ruhigen
Gemüths und galt für sehr.klug. Hosack, IV. 379.
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[0450] Heirath mit Jane Gordon besonders interessirt haben soll, ist eine ganz will- kührliche Behauptung. Einfach lächerlich aber und nur ein Beweis für die Leichtfertigkeit seiner Untersuchungen ist die Angabe desselben Autors, daß Bothwell damals bereits so alt gewesen sei, um Maria Stuart's Vater sein zu können. Was nun die Ehe anbetrifft, welche die Königin mit dem Mörder ihres Gatten einging, so führt Hosack aus, Maria Stuart sei nie legaliter mit Bothwell verheirathet gewesen. Etwas Wahres ist in der That an dieser Be¬ hauptung, indessen kann auch darüber gestritten werden. Im Jahre 1566 hatte sich Bothwell mit Jane Gordon, der Schwester des Grafen Huntly, vermählt. Später ließ er sich um die Königin zu heirathen, von seiner Gattin scheiden, an¬ geblich, wie zuerst verbreitet wurde, „weil er im vierten Grade mit seiner Gemahlin verwandt sei." Vor seiner Heirath hatte Bothwell jedoch einen Dispens des päpstlichen Nuntius für seine Gemahlin erhalten, so daß nach Hosack's Ansicht die Ehe legaliter vollzogen und nach den Gesetzen der katholischen Kirche un¬ trennbar war. Die Königin habe also nach den Lehren des Tridentinums, so lange Jane Gordon lebte, nicht mit Bothwell eine gesetzliche Ehe eingehen können. Der Dispens, vom 17. Februar datirt, wurde in Dunrobin aufbewahrt. Dr. John Stuart hat ihn vor Kurzem entdeckt und in den Historical Lvramis- sioners (Lsooiiä rsxort p. 177.) publizirt. Wußte nun Maria Stuart, als sie ihre Ehe einging, von diesem Dispense? Hosack bezweifelt es, „doch scheine sie später Nachricht davon erhalten zu haben, da sie in einem Briefe an den Papst aus dem Jahre 1571 (Labanoff, III. 232.) von der „xrktsoäizä äivoros ok Lotdvsll trovi ins räth" spreche." Von dem Dispense habe außer Bothwell und Jane Gordon nur noch der Erzbischof Hamilton, der denselben besorgte, Kenntniß gehabt und dieser, da sein Bruder nach dem jungen Prinzen nächster Thronerbe war, habe Bothwell's Scheidung begünstigt, wie alle Hamiltons, um Maria Stuart zu ruiniren.*) Die Sache liegt indessen doch etwas anders, wenn der Erzbischof auch zweifellos um seiner Familie willen den Dispens zurückbehalten haben wird. Bothwell war Pro¬ testant und konnte in Folge dessen wohl geschieden werden.**) Die Scheidung Bothwell's wurde protestantischerseits aus eine Klage wegen Ehebruchs hin ausgesprochen, welche von seiner Gattin gestellt worden war. Maria Stuar hat sich später, als sie den Herzog von Norfolk heirathen wollte, lebhaft be- *) „elle Hamiltons srs tvrtkersrs ok elle üivoros Iwxing to odtain elle saonsr to tneir gesirsS sua." Drury an Cecil, 2. Mai 1567. **) Jane Gordon heirathete am 13. Dezember 1673 (also noch zu Lebzeiten Bothwell's) Alexander, 11 Earl of Sutherland, aus welcher Ehe verschiedene Kinder entstammten. Später heirathete sie Alexander Ogilvie of Boyne. Sie starb 1629, 84 Jahre alt. Sie war ruhigen Gemüths und galt für sehr.klug. Hosack, IV. 379.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/450>, abgerufen am 05.02.2025.