Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.und von der Flanke gefaßt sein. Er ging deshalb noch nicht weiter gegen die Am 9. Januar hatte er den größten Theil seiner Truppen versammelt, Fürst Mirski hatte am 6. Januar mit seinem Gros Seliza am Südab- Die Frontangriffe des Zentrums hatten die Türken auf der Paßhöhe Nach tapferem Widerstande hatte die türkische Armee sich ergeben. Was an Kämpfen noch vorkam, war wie die Jagd auf ein gehetztes Wild, und von der Flanke gefaßt sein. Er ging deshalb noch nicht weiter gegen die Am 9. Januar hatte er den größten Theil seiner Truppen versammelt, Fürst Mirski hatte am 6. Januar mit seinem Gros Seliza am Südab- Die Frontangriffe des Zentrums hatten die Türken auf der Paßhöhe Nach tapferem Widerstande hatte die türkische Armee sich ergeben. Was an Kämpfen noch vorkam, war wie die Jagd auf ein gehetztes Wild, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0418" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141297"/> <p xml:id="ID_1403" prev="#ID_1402"> und von der Flanke gefaßt sein. Er ging deshalb noch nicht weiter gegen die<lb/> türkische Stellung bei Tschipka vor.</p><lb/> <p xml:id="ID_1404"> Am 9. Januar hatte er den größten Theil seiner Truppen versammelt,<lb/> bis Mittag mußten alle, bis auf eine Druschine und die Batterie auf dem<lb/> Kamme des Gebirges, heran sein. Da ließ er zunächst das Feuergefecht gegen<lb/> die türkische Stellung in und bei dem Dorfe Schenowo, südwestlich vom<lb/> Dorfe Tschipka, eröffnen. Auf die Meldung vom Fürsten Mirski, daß dieser<lb/> letzteres Dorf genommen, ging er auch zum Sturm vor. Die Türken wichen,<lb/> Kasaken griffen die Fliehenden im Rücken an; da ergab sich Wessel Pascha.<lb/> Die Kapitulation sollte auch für die Truppen auf der Paßhöhe gelten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1405"> Fürst Mirski hatte am 6. Januar mit seinem Gros Seliza am Südab-<lb/> hange erreicht. Von hier aus detachirte er am 7. eine Brigade uach Mazlis<lb/> an der Straße von Kascmlyk; mit den übrigen Truppen nahm er erst Gornje-,<lb/> dann Dolnje-Gusovo. Am 8. Januar stürmte er die Dörfer Janina und<lb/> Haßkioi, während seine detachirte Brigade das geräumte Kasanlyk besetzte.<lb/> Er stand im Rücken der Stellung vom Dorfe Tschipka. Am Nachmittag ging<lb/> er auch noch dagegen vor, nahm in langem verlustreichen Gefechte auch uoch<lb/> einige vorgeschobene Schützengräben, mußte daun aber für die Nacht in den<lb/> Stellungen liegen bleiben. Die Munition mangelte bereits. Mit Tagesanbruch<lb/> des 9. Januar versuchten die Türken ihn zurückzuwerfen. Zwei rasch auf¬<lb/> einander folgende Angriffe derselben wurden abgeschlagen. Nach dem zweiten<lb/> Angriff ließ eine theilweise Verfolgung mit in die türkischen Verschanzungen<lb/> eindringen. Um 12 Uhr war Tschipka in russischen Händen, nur zwei<lb/> Redouten westlich des Dorfes hielten sich noch bis die Kapitulation erfolgte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1406"> Die Frontangriffe des Zentrums hatten die Türken auf der Paßhöhe<lb/> muthig abgewehrt, bis sie um 4 Uhr das Feuer einstellten und ihre Schanzen<lb/> freiwillig räumten. Den Russen ergaben sich im Thale 2 Pascha's mit über<lb/> 12,000 Mann, auf den Höhen 2 Pascha's mit rund 11,000 Mann. Der<lb/> russische Verlust am 8. und 9. Januar betrug 5284 Mann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1407"> Nach tapferem Widerstande hatte die türkische Armee sich ergeben.<lb/> wie bei Sofia lag die Ebene Rumelien's den russischen Heeren offen, die nun<lb/> in immer mehr verstärkten Schaaren den Thoren Konstantinopel's zueilten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1408" next="#ID_1409"> Was an Kämpfen noch vorkam, war wie die Jagd auf ein gehetztes Wild,<lb/> das uur nothgedrungen Halt macht und den Verfolgern die Stirn zeigt, wenn es<lb/> die Richtung der Flucht wechseln muß. Die Balkanübergänge aber, ohne<lb/> Weg und Steg, im harten Winter, und dann die Schlachten ohne Rückhalt M<lb/> Falle des Mißlingens, ohne Artillerie beim Angriff auf gut vertheidigte Schanzen,<lb/> durchgeführt im Vertrauen auf die männliche Kraft und die zähe Ausdauer<lb/> des russischen Soldaten, diese Gebirgsübergänge werden für immer ein Glanz-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0418]
und von der Flanke gefaßt sein. Er ging deshalb noch nicht weiter gegen die
türkische Stellung bei Tschipka vor.
Am 9. Januar hatte er den größten Theil seiner Truppen versammelt,
bis Mittag mußten alle, bis auf eine Druschine und die Batterie auf dem
Kamme des Gebirges, heran sein. Da ließ er zunächst das Feuergefecht gegen
die türkische Stellung in und bei dem Dorfe Schenowo, südwestlich vom
Dorfe Tschipka, eröffnen. Auf die Meldung vom Fürsten Mirski, daß dieser
letzteres Dorf genommen, ging er auch zum Sturm vor. Die Türken wichen,
Kasaken griffen die Fliehenden im Rücken an; da ergab sich Wessel Pascha.
Die Kapitulation sollte auch für die Truppen auf der Paßhöhe gelten.
Fürst Mirski hatte am 6. Januar mit seinem Gros Seliza am Südab-
hange erreicht. Von hier aus detachirte er am 7. eine Brigade uach Mazlis
an der Straße von Kascmlyk; mit den übrigen Truppen nahm er erst Gornje-,
dann Dolnje-Gusovo. Am 8. Januar stürmte er die Dörfer Janina und
Haßkioi, während seine detachirte Brigade das geräumte Kasanlyk besetzte.
Er stand im Rücken der Stellung vom Dorfe Tschipka. Am Nachmittag ging
er auch noch dagegen vor, nahm in langem verlustreichen Gefechte auch uoch
einige vorgeschobene Schützengräben, mußte daun aber für die Nacht in den
Stellungen liegen bleiben. Die Munition mangelte bereits. Mit Tagesanbruch
des 9. Januar versuchten die Türken ihn zurückzuwerfen. Zwei rasch auf¬
einander folgende Angriffe derselben wurden abgeschlagen. Nach dem zweiten
Angriff ließ eine theilweise Verfolgung mit in die türkischen Verschanzungen
eindringen. Um 12 Uhr war Tschipka in russischen Händen, nur zwei
Redouten westlich des Dorfes hielten sich noch bis die Kapitulation erfolgte.
Die Frontangriffe des Zentrums hatten die Türken auf der Paßhöhe
muthig abgewehrt, bis sie um 4 Uhr das Feuer einstellten und ihre Schanzen
freiwillig räumten. Den Russen ergaben sich im Thale 2 Pascha's mit über
12,000 Mann, auf den Höhen 2 Pascha's mit rund 11,000 Mann. Der
russische Verlust am 8. und 9. Januar betrug 5284 Mann.
Nach tapferem Widerstande hatte die türkische Armee sich ergeben.
wie bei Sofia lag die Ebene Rumelien's den russischen Heeren offen, die nun
in immer mehr verstärkten Schaaren den Thoren Konstantinopel's zueilten.
Was an Kämpfen noch vorkam, war wie die Jagd auf ein gehetztes Wild,
das uur nothgedrungen Halt macht und den Verfolgern die Stirn zeigt, wenn es
die Richtung der Flucht wechseln muß. Die Balkanübergänge aber, ohne
Weg und Steg, im harten Winter, und dann die Schlachten ohne Rückhalt M
Falle des Mißlingens, ohne Artillerie beim Angriff auf gut vertheidigte Schanzen,
durchgeführt im Vertrauen auf die männliche Kraft und die zähe Ausdauer
des russischen Soldaten, diese Gebirgsübergänge werden für immer ein Glanz-
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