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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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General Gurko wurden überwiesen: die 3. Garde-Division und das 9. Armee¬
korps (5. und 31. Division); dem General Karzow: das 10. Schützen-Bataillon;
zum General Radetzki stieß das 4. Armeekorps (16. und 30. Division) und die
3. Schützen-Brigade, später das Grenadierkorps und die 1. Kavallerie-Division.
Den Rumänen wurde selbständig das Vorgehen gegen Widm übertragen, zum
Theil gingen sie auf das linke Donauuser zurück.

Serbien hatte am 14. Dezember der Pforte den Krieg erklärt. In
kurzer Zeit war also auch ein Vorgehen der serbischen Armee in der Richtung
über Risch und Pirol gegen Sofia zu erwarten, mit dem, als Flankensiche¬
rung für Gurko's Operationen, von vorn herein zu rechnen war. Schon am
15. Dezember begann das etwa 16,000 Mann starke serbische Morawakorps
seinen Vormarsch gegen Risch, dessen Belagerung es uach mehreren Gefechten am
23. Dezember begann, und die bis zur Kapitulation am 11. Januar dauerte.
Das Tinot-Korps, 20,000 Mann stark, entsandte einen Theil seiner Kräfte
gegen Widm, das Gros stürmte am 19. Dezember den Paß Se. Nikolas
auf der Straße vou Ak-Palanka nach Pirol, nahm am 21. von Belogradschik
aus durch Kavallerie die Verbindung mit den Russen auf, erstürmte am 24.
Ak-Palanka und am 28. Dezember Pirol, nicht ohne ernste Verluste; am
6. Januar 1878 traf das Korps in dem bereits von den Russen besetzten
Sofia ein. Die Operationen der übrigen serbischen Heertheile behielten eine
rein lokale Bedeutung.

Den Russen gegenüber stand südlich des Balkan vor dem Tschipkapaß
Wessel Pascha mit rund 35,000 Mann, weiter westlich um Sofia Mehemed
Ali Pascha in etwa gleicher Stärke. Nach einzelnen kleineren Vorstöße" hatte
der Letztere seine Truppen um Mitte Dezember etwa wie folgt vertheilt: die
Hauptmacht 45 Bataillone unter Schakir Pascha im Baba - Konak-Passe,
15 Bataillone zur Deckung der rechten Flanke bis Slatitza vertheilt, 10 Batail¬
lone zur Deckung der linken Flanke in Lutikowo nördlich des Balkan und
am Südfuße des Gebirges, endlich etwa 15 Bataillone als Reserve in Sofia.

Der Baba-Konak-Paß war in Front und rechter Flanke vertheidigt
durch die Stellungen von Arad-Konak und Schandornick. Die Rückzugslinie
aus beiden gabelt sich 4 Kw, hinter Arad-Konak in die drei Straßen über
Taschkisen nach Sofia westwärts, in südlicher Richtung über Malkotschewo
nach Jchtyman an der Chaussee Sofia-Philippopel, nach Osten über Dolnji
Komartzi nach Slatitza. Die Orte Taschkisen, Malkotschewo und Dolnji Ko-
martzi liegen fast gleichweit (4 Kw) von dem Trennungspunkte der drei Wege
entfernt, so daß die Besetzung des einen oder andern den Abzug aus den vor¬
genannten Stellungen ernstlichst gefährden mußte. Hierauf gründete General


General Gurko wurden überwiesen: die 3. Garde-Division und das 9. Armee¬
korps (5. und 31. Division); dem General Karzow: das 10. Schützen-Bataillon;
zum General Radetzki stieß das 4. Armeekorps (16. und 30. Division) und die
3. Schützen-Brigade, später das Grenadierkorps und die 1. Kavallerie-Division.
Den Rumänen wurde selbständig das Vorgehen gegen Widm übertragen, zum
Theil gingen sie auf das linke Donauuser zurück.

Serbien hatte am 14. Dezember der Pforte den Krieg erklärt. In
kurzer Zeit war also auch ein Vorgehen der serbischen Armee in der Richtung
über Risch und Pirol gegen Sofia zu erwarten, mit dem, als Flankensiche¬
rung für Gurko's Operationen, von vorn herein zu rechnen war. Schon am
15. Dezember begann das etwa 16,000 Mann starke serbische Morawakorps
seinen Vormarsch gegen Risch, dessen Belagerung es uach mehreren Gefechten am
23. Dezember begann, und die bis zur Kapitulation am 11. Januar dauerte.
Das Tinot-Korps, 20,000 Mann stark, entsandte einen Theil seiner Kräfte
gegen Widm, das Gros stürmte am 19. Dezember den Paß Se. Nikolas
auf der Straße vou Ak-Palanka nach Pirol, nahm am 21. von Belogradschik
aus durch Kavallerie die Verbindung mit den Russen auf, erstürmte am 24.
Ak-Palanka und am 28. Dezember Pirol, nicht ohne ernste Verluste; am
6. Januar 1878 traf das Korps in dem bereits von den Russen besetzten
Sofia ein. Die Operationen der übrigen serbischen Heertheile behielten eine
rein lokale Bedeutung.

Den Russen gegenüber stand südlich des Balkan vor dem Tschipkapaß
Wessel Pascha mit rund 35,000 Mann, weiter westlich um Sofia Mehemed
Ali Pascha in etwa gleicher Stärke. Nach einzelnen kleineren Vorstöße» hatte
der Letztere seine Truppen um Mitte Dezember etwa wie folgt vertheilt: die
Hauptmacht 45 Bataillone unter Schakir Pascha im Baba - Konak-Passe,
15 Bataillone zur Deckung der rechten Flanke bis Slatitza vertheilt, 10 Batail¬
lone zur Deckung der linken Flanke in Lutikowo nördlich des Balkan und
am Südfuße des Gebirges, endlich etwa 15 Bataillone als Reserve in Sofia.

Der Baba-Konak-Paß war in Front und rechter Flanke vertheidigt
durch die Stellungen von Arad-Konak und Schandornick. Die Rückzugslinie
aus beiden gabelt sich 4 Kw, hinter Arad-Konak in die drei Straßen über
Taschkisen nach Sofia westwärts, in südlicher Richtung über Malkotschewo
nach Jchtyman an der Chaussee Sofia-Philippopel, nach Osten über Dolnji
Komartzi nach Slatitza. Die Orte Taschkisen, Malkotschewo und Dolnji Ko-
martzi liegen fast gleichweit (4 Kw) von dem Trennungspunkte der drei Wege
entfernt, so daß die Besetzung des einen oder andern den Abzug aus den vor¬
genannten Stellungen ernstlichst gefährden mußte. Hierauf gründete General


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[0414] General Gurko wurden überwiesen: die 3. Garde-Division und das 9. Armee¬ korps (5. und 31. Division); dem General Karzow: das 10. Schützen-Bataillon; zum General Radetzki stieß das 4. Armeekorps (16. und 30. Division) und die 3. Schützen-Brigade, später das Grenadierkorps und die 1. Kavallerie-Division. Den Rumänen wurde selbständig das Vorgehen gegen Widm übertragen, zum Theil gingen sie auf das linke Donauuser zurück. Serbien hatte am 14. Dezember der Pforte den Krieg erklärt. In kurzer Zeit war also auch ein Vorgehen der serbischen Armee in der Richtung über Risch und Pirol gegen Sofia zu erwarten, mit dem, als Flankensiche¬ rung für Gurko's Operationen, von vorn herein zu rechnen war. Schon am 15. Dezember begann das etwa 16,000 Mann starke serbische Morawakorps seinen Vormarsch gegen Risch, dessen Belagerung es uach mehreren Gefechten am 23. Dezember begann, und die bis zur Kapitulation am 11. Januar dauerte. Das Tinot-Korps, 20,000 Mann stark, entsandte einen Theil seiner Kräfte gegen Widm, das Gros stürmte am 19. Dezember den Paß Se. Nikolas auf der Straße vou Ak-Palanka nach Pirol, nahm am 21. von Belogradschik aus durch Kavallerie die Verbindung mit den Russen auf, erstürmte am 24. Ak-Palanka und am 28. Dezember Pirol, nicht ohne ernste Verluste; am 6. Januar 1878 traf das Korps in dem bereits von den Russen besetzten Sofia ein. Die Operationen der übrigen serbischen Heertheile behielten eine rein lokale Bedeutung. Den Russen gegenüber stand südlich des Balkan vor dem Tschipkapaß Wessel Pascha mit rund 35,000 Mann, weiter westlich um Sofia Mehemed Ali Pascha in etwa gleicher Stärke. Nach einzelnen kleineren Vorstöße» hatte der Letztere seine Truppen um Mitte Dezember etwa wie folgt vertheilt: die Hauptmacht 45 Bataillone unter Schakir Pascha im Baba - Konak-Passe, 15 Bataillone zur Deckung der rechten Flanke bis Slatitza vertheilt, 10 Batail¬ lone zur Deckung der linken Flanke in Lutikowo nördlich des Balkan und am Südfuße des Gebirges, endlich etwa 15 Bataillone als Reserve in Sofia. Der Baba-Konak-Paß war in Front und rechter Flanke vertheidigt durch die Stellungen von Arad-Konak und Schandornick. Die Rückzugslinie aus beiden gabelt sich 4 Kw, hinter Arad-Konak in die drei Straßen über Taschkisen nach Sofia westwärts, in südlicher Richtung über Malkotschewo nach Jchtyman an der Chaussee Sofia-Philippopel, nach Osten über Dolnji Komartzi nach Slatitza. Die Orte Taschkisen, Malkotschewo und Dolnji Ko- martzi liegen fast gleichweit (4 Kw) von dem Trennungspunkte der drei Wege entfernt, so daß die Besetzung des einen oder andern den Abzug aus den vor¬ genannten Stellungen ernstlichst gefährden mußte. Hierauf gründete General

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/414>, abgerufen am 05.02.2025.