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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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dieses Platzes getroffen; im Uebrigen verhielt die russische Ostarmee sich völlig
abwartend, bis im Süden des Balkan die Entscheidung gefallen war, und der
Waffenstillstand den Feindseligkeiten ein Ende machte.

Weiter im Osten, an der Donau, wurde Silistria wie Rnschtschuk wieder¬
holt vom rumänischen Ufer aus beschossen, auch versuchte die Garnison von
Silistria mehrfach Vorstöße gegen die russischen Stellungen am linken Donau¬
ufer bei Kalarasch, doch blieb diese Thätigkeit ohne jeden Einfluß auf den
Verlauf der Ereignisse im Großen.

Vom Dobrndscha-Korps waren im August nur Rekognoszirungs-
patrouillen über den Trajanswall nach Süden vorgegangen. In den Tagen
vom 26. bis 28. September hatte General Mcmsei mit der Kavallerie des
Korps eine größere Rekognoszirung gegen Basardschyk ausgeführt, während
der es zu einigen Gefechten mit Tscherkessen kam. Im Monat November
dehnte General Zimmermann die Besetzung des Gebietes südlich des Trajans-
walles weiter aus und stellte vor Baltschik und Basardschyk kleine Beobach-
tungsdetachements auf. Ein ernsteres Vorgehen erfolgte jedoch erst im Januar
1878, nachdem die Türken mit allen Feldtruppen das Gebiet nördlich des
Balkan geräumt hatten. In den Tagen des 22. bis 25. Januar fanden wieder¬
holt kleine Ausfallgefechte vor Basardschyk statt; am 26. Januar wies General
Zimmermann einen stärkeren Angriff ab, wobei die Russen circa 300 Mann
die Türken an 900 Mann verloren. In der folgenden Nacht zog die türkisch-
egyptische Besatzung der Stadt auf Warna ab. Erst am 3. Februar, also be¬
reits nach Abschluß des Waffenstillstandes, doch bevor ihn der Besehl zur Ein¬
stellung der Feindseligkeiten erreichte, besetzte General Mansei mit der Kavallerie
Baltschik und Prawady unweit Warna.

Wenden wir uns von der Ostgrenze des bulgarischen Kriegsschauplatzes
auf kurze Zeit nach dem äußersten Westen der Balkanhalbinsel zu der kriegeri¬
schen Thätigkeit Montenegro's.

Das seit 1875 kaum unterbrochene Eingreifen dieses Landes, sobald es
galt, die Verlegenheiten der, Pforte zu vermehren, verfolgte stets nur den rein
lokalen Zweck der Ausdehnung des eigenen Gebietes, ohne besondere Rücksicht
auf die Vorgänge auf anderen Kriegsschauplätzen. So unterstützte Montenegro
den Aufstand in der Herzegowina, um später selbst die Früchte davon zu
ernten, so focht es in Gemeinschaft mit Serbien, ohne zu gemeinsamer
Thätigkeit beider Heere die Hand zu bieten; so focht es während des russischen
Krieges, brach aber seine Thätigkeit jedesmal da ab, wo es die Grenze des
möglichen eigenen Gebietserwerbs erreicht zu haben glaubte. Es wird genügen,
die einzelnen von ihm errungenen Resultate zu kennzeichnen.

Im April 1877 erstrebte es die Einnahme von Nikschitz und besetzte dazu,


dieses Platzes getroffen; im Uebrigen verhielt die russische Ostarmee sich völlig
abwartend, bis im Süden des Balkan die Entscheidung gefallen war, und der
Waffenstillstand den Feindseligkeiten ein Ende machte.

Weiter im Osten, an der Donau, wurde Silistria wie Rnschtschuk wieder¬
holt vom rumänischen Ufer aus beschossen, auch versuchte die Garnison von
Silistria mehrfach Vorstöße gegen die russischen Stellungen am linken Donau¬
ufer bei Kalarasch, doch blieb diese Thätigkeit ohne jeden Einfluß auf den
Verlauf der Ereignisse im Großen.

Vom Dobrndscha-Korps waren im August nur Rekognoszirungs-
patrouillen über den Trajanswall nach Süden vorgegangen. In den Tagen
vom 26. bis 28. September hatte General Mcmsei mit der Kavallerie des
Korps eine größere Rekognoszirung gegen Basardschyk ausgeführt, während
der es zu einigen Gefechten mit Tscherkessen kam. Im Monat November
dehnte General Zimmermann die Besetzung des Gebietes südlich des Trajans-
walles weiter aus und stellte vor Baltschik und Basardschyk kleine Beobach-
tungsdetachements auf. Ein ernsteres Vorgehen erfolgte jedoch erst im Januar
1878, nachdem die Türken mit allen Feldtruppen das Gebiet nördlich des
Balkan geräumt hatten. In den Tagen des 22. bis 25. Januar fanden wieder¬
holt kleine Ausfallgefechte vor Basardschyk statt; am 26. Januar wies General
Zimmermann einen stärkeren Angriff ab, wobei die Russen circa 300 Mann
die Türken an 900 Mann verloren. In der folgenden Nacht zog die türkisch-
egyptische Besatzung der Stadt auf Warna ab. Erst am 3. Februar, also be¬
reits nach Abschluß des Waffenstillstandes, doch bevor ihn der Besehl zur Ein¬
stellung der Feindseligkeiten erreichte, besetzte General Mansei mit der Kavallerie
Baltschik und Prawady unweit Warna.

Wenden wir uns von der Ostgrenze des bulgarischen Kriegsschauplatzes
auf kurze Zeit nach dem äußersten Westen der Balkanhalbinsel zu der kriegeri¬
schen Thätigkeit Montenegro's.

Das seit 1875 kaum unterbrochene Eingreifen dieses Landes, sobald es
galt, die Verlegenheiten der, Pforte zu vermehren, verfolgte stets nur den rein
lokalen Zweck der Ausdehnung des eigenen Gebietes, ohne besondere Rücksicht
auf die Vorgänge auf anderen Kriegsschauplätzen. So unterstützte Montenegro
den Aufstand in der Herzegowina, um später selbst die Früchte davon zu
ernten, so focht es in Gemeinschaft mit Serbien, ohne zu gemeinsamer
Thätigkeit beider Heere die Hand zu bieten; so focht es während des russischen
Krieges, brach aber seine Thätigkeit jedesmal da ab, wo es die Grenze des
möglichen eigenen Gebietserwerbs erreicht zu haben glaubte. Es wird genügen,
die einzelnen von ihm errungenen Resultate zu kennzeichnen.

Im April 1877 erstrebte es die Einnahme von Nikschitz und besetzte dazu,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/409>, abgerufen am 05.02.2025.