Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.hat nun von demselben Prachtwerk eine Volksausgabe in kleinerem Format Bis zum Feste verspricht auch die glänzende illustriere Ausgabe Als ein Märchenerzähler von seltener Begabung und dichterischer Kraft hat hat nun von demselben Prachtwerk eine Volksausgabe in kleinerem Format Bis zum Feste verspricht auch die glänzende illustriere Ausgabe Als ein Märchenerzähler von seltener Begabung und dichterischer Kraft hat <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0401" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141280"/> <p xml:id="ID_1337" prev="#ID_1336"> hat nun von demselben Prachtwerk eine Volksausgabe in kleinerem Format<lb/> veranstaltet; eines der edelsten Festgeschenke, welchem die allgemeine Beachtung<lb/> gewiß nicht entgeht. Selbst der Einband zeigt in seinen stilvollen antiken Linien<lb/> und Farben den erlesenen Geschmack des Herausgebers.</p><lb/> <p xml:id="ID_1338"> Bis zum Feste verspricht auch die glänzende illustriere Ausgabe<lb/> von R. Leander's Träumereien an Frauzös. Kaminen vollendet zu<lb/> sein, welche der Verlag von Breitkopf und Härtel in Leipzig mit gewohnter<lb/> Eleganz und Sauberkeit ausgestattet hat. Diese mit Recht so beliebten Märchen,<lb/> die der deutsche Arzt in seinen kargen Mußestunden während des Krieges<lb/> ersann, einige der wenigen Kunstmärchen, welche wirklich zum Herzen und Ge¬<lb/> müth des Volkes zu dringen vermochten, werden sich auch in der neuen reich-<lb/> illustrirten Ausstattung viele neue Freunde erwerben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1339" next="#ID_1340"> Als ein Märchenerzähler von seltener Begabung und dichterischer Kraft hat<lb/> sich längst Victor Blüthgen gezeigt in den Proben seiner Kunst, welche<lb/> nach und nach die „Deutsche Jugend" geboten. Nun liegt eine reiche Samm¬<lb/> lung seiner Märchen für Jung und Alt unter dem Titel Hesperiden<lb/> vor, welcher der Verlag von Alphons Dürr gleich bei ihrem ersten Erscheinen<lb/> dnrch Illustrationen der besten Meister (Thumann, W. Friedrich, Bürkner,<lb/> Fd. Flinzer, Klimsch, v. Heyden, Pietsch) und in Format, Druck, Papier u. s. w.<lb/> eine so glänzende Erscheinung verliehen hat, wie sie sonst, manchem klassischen<lb/> Werke erst nach Ablegung harter Prüfungsjahre im ärmlichsten Kleide beschieden<lb/> gewesen ist. Wir meinen aber, daß eine edle Ausstattung dieser Märchensamm-<lb/> lnng Victor Blüthgen's mit Recht zukommt, da sie sich zu ihrem großen Vor¬<lb/> theil von den meisten ähnlichen Erscheinungen sehr wesentlich unterscheidet.<lb/> V. Blüthgen besitzt in ganz ungewöhnlichem Maße die Gabe, welche dem echten<lb/> Märchenerzähler angeboren sein muß: die sogenannte todte Natur in idealem<lb/> und sittlich zweckvollem Sinne zu beleben, zu persvnifiziren. Diejenigen, welche<lb/> ihn persönlich kennen, versichern, daß manche der hier gesammelten Märchen<lb/> fast genan so wie sie hier stehen, vom Verfasser zum ersten Male ans dem<lb/> Stegreif erzählt worden seien in einem Kreise märchenverlangender, märchen¬<lb/> gläubiger Kinder. In Allem vielleicht so, bis ans die sorgfältig gesellte, vollendet<lb/> durchgearbeitete Form, die jedenfalls erst durch fleißige Selbstkritik gewonnen<lb/> wurde — wenn sie auch nirgends den Eindruck des Studirten macht. Manches<lb/> dieser Märchen, die Mehrzahl derselben, wird gewiß bald zum Gemeingut der<lb/> deutschen Kinderwelt, ja zum Gemeingut des deutschen Volkes werden. Denn der<lb/> Verfasser hat Recht wenn er ausspricht: daß ein gutes Märchen zugleich das<lb/> Kind und den Erwachsenen anmuthen müsse. Nach diesem Ziele hat er ge¬<lb/> arbeitet, und in der Hauptsache ist ihm, wie bemerkt, sein schönes Streben ge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0401]
hat nun von demselben Prachtwerk eine Volksausgabe in kleinerem Format
veranstaltet; eines der edelsten Festgeschenke, welchem die allgemeine Beachtung
gewiß nicht entgeht. Selbst der Einband zeigt in seinen stilvollen antiken Linien
und Farben den erlesenen Geschmack des Herausgebers.
Bis zum Feste verspricht auch die glänzende illustriere Ausgabe
von R. Leander's Träumereien an Frauzös. Kaminen vollendet zu
sein, welche der Verlag von Breitkopf und Härtel in Leipzig mit gewohnter
Eleganz und Sauberkeit ausgestattet hat. Diese mit Recht so beliebten Märchen,
die der deutsche Arzt in seinen kargen Mußestunden während des Krieges
ersann, einige der wenigen Kunstmärchen, welche wirklich zum Herzen und Ge¬
müth des Volkes zu dringen vermochten, werden sich auch in der neuen reich-
illustrirten Ausstattung viele neue Freunde erwerben.
Als ein Märchenerzähler von seltener Begabung und dichterischer Kraft hat
sich längst Victor Blüthgen gezeigt in den Proben seiner Kunst, welche
nach und nach die „Deutsche Jugend" geboten. Nun liegt eine reiche Samm¬
lung seiner Märchen für Jung und Alt unter dem Titel Hesperiden
vor, welcher der Verlag von Alphons Dürr gleich bei ihrem ersten Erscheinen
dnrch Illustrationen der besten Meister (Thumann, W. Friedrich, Bürkner,
Fd. Flinzer, Klimsch, v. Heyden, Pietsch) und in Format, Druck, Papier u. s. w.
eine so glänzende Erscheinung verliehen hat, wie sie sonst, manchem klassischen
Werke erst nach Ablegung harter Prüfungsjahre im ärmlichsten Kleide beschieden
gewesen ist. Wir meinen aber, daß eine edle Ausstattung dieser Märchensamm-
lnng Victor Blüthgen's mit Recht zukommt, da sie sich zu ihrem großen Vor¬
theil von den meisten ähnlichen Erscheinungen sehr wesentlich unterscheidet.
V. Blüthgen besitzt in ganz ungewöhnlichem Maße die Gabe, welche dem echten
Märchenerzähler angeboren sein muß: die sogenannte todte Natur in idealem
und sittlich zweckvollem Sinne zu beleben, zu persvnifiziren. Diejenigen, welche
ihn persönlich kennen, versichern, daß manche der hier gesammelten Märchen
fast genan so wie sie hier stehen, vom Verfasser zum ersten Male ans dem
Stegreif erzählt worden seien in einem Kreise märchenverlangender, märchen¬
gläubiger Kinder. In Allem vielleicht so, bis ans die sorgfältig gesellte, vollendet
durchgearbeitete Form, die jedenfalls erst durch fleißige Selbstkritik gewonnen
wurde — wenn sie auch nirgends den Eindruck des Studirten macht. Manches
dieser Märchen, die Mehrzahl derselben, wird gewiß bald zum Gemeingut der
deutschen Kinderwelt, ja zum Gemeingut des deutschen Volkes werden. Denn der
Verfasser hat Recht wenn er ausspricht: daß ein gutes Märchen zugleich das
Kind und den Erwachsenen anmuthen müsse. Nach diesem Ziele hat er ge¬
arbeitet, und in der Hauptsache ist ihm, wie bemerkt, sein schönes Streben ge-
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